Seite - 87 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

87Rückzug aus der Öffentlichkeit Auf diese Weise jubeln die Soldaten einem Kaiser zu, der in Wirklichkeit weit weg ist, aber im Bild doch über „seiner“ Truppe schwebt. Als Kaiser Franz Joseph am 21. November 1916 stirbt, sind die Fotografen wieder zur Stelle. Der ver- storbene Monarch wird auf dem Totenbett abgelichtet. Und der Trauerzug wird zum Staatsakt der Superlati- ve. Alles, was in der Monarchie Rang und Namen hat, lässt sich beim Leichenbegängnis blicken. Die Pres- se berichtet in allen Details über das Ereignis. Kein Nachruf in der illustrierten Presse kommt ohne foto- grafischen Rückblick auf das Leben des Monarchen aus. Zwei Wochen nach Franz Josephs Tod, am 3. De- zember 1916, bringt Österreichs Illustrierte Zeitung unter dem Titel „Der Kaiser in der Momentphotogra- phie“ eine Doppelseite zu Ehren des Prominenten (Abb. 14).20 In der Mitte sehen wir den Kaiser hoch zu Ross in der Pose des Feldherrn. Es ist eine Aufnah- me, die Charles Scolik vor Jahren gemacht hat. Um dieses Bild herum gruppieren sich zahlreiche wei- teres Szenen, die einen aktiven, agilen, volksnahen Monarchen zeigen: Er ist bei der Jagd und auf dem Abb. 14  „Der  Kaiser  in  der  Momentphotographie“.  Erin- nerungsszenen  an  den  eben  verstorbenen  Kaiser  Franz  Joseph.  Österreichs Illustrierte Zeitung,  3.  Dezember  1916,  S.  206  und  207.  Abb. 15  „Friede“.  Eine  „Pho- tokomposition“  von  Charles  Scolik,  Weihnachten  1916.  Österreichs Illustrierte Zeitung,  24.  Dezember  1916,  S.  277.