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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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112 Mit der Kamera bewaffnet · Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg bildstelle im KPQ übernimmt ab Frühjahr 1917 die Funktion einer militärisch gelenkten Fotoagentur. Sehr bald gelingt es ihr, eine dominierende Rolle in der Belieferung der Zeitungen einzunehmen. Zusam- men mit den Bildern der deutschen Schwesterorgani- sation, dem BUFA (Bild- und Filmamt), beherrscht sie den intensiver werdenden Bilderkrieg. In den letzten beiden Kriegsjahren stammt ein Großteil der Kriegs- fotos aus diesen beiden militärischen Quellen, die privaten Fotoagenturen verlieren deutlich an Boden. Die militärische Propagandaeinrichtung steuert nicht nur das Bild des Krieges in der illustrierten Presse, sondern setzt ein breites Spektrum an Bildmedien für ihre Zwecke ein. Sie finanziert und kontrolliert die Filmproduktion, liefert Bildmaterial für Propa- gandabücher und -broschüren, druckt Plakate und Fo- tovergrößerungen für den öffentlichen Aushang und vertreibt Propagandapostkarten in großer Zahl. Die Fotografie, die zu Beginn des Krieges noch eine un- tergeordnete Rolle im Propagandakrieg gespielt hat, steigt nun zum Leitmedium auf. Dieser Aufstieg geht mit einem rapiden Bedeu- tungsverlust der Zeichnung einher. In allen Berei- chen der Kriegsberichterstattung löst im Laufe des Krieges das inzwischen als „authentischer“ geltende Medium Fotografie die Zeichnung ab – mit einer Aus- nahme, der Darstellung von Kampfszenen. Zwischen 1914 und 1918 werden nur sehr wenige aktuelle Fotos von Kämpfen veröffentlicht. Häufiger werden gestell- te Aufnahmen als tatsächliche Kämpfe ausgegeben. Noch häufiger werden Kampfszenen mittels Zeich- nungen eingefangen. Denn die Dramatik und Unmit- telbarkeit, die sie vermitteln, ist mit fotografischen Bildern nicht zu erreichen. Im Oktober 1914 wird in den Wiener Bildern eine gezeichnete Kampfszene veröffentlicht, die die Vorzü- ge der Zeichnung gegenüber der Fotografie gut illust- riert (Abb. 7). Die dramatische Nahkampfszene spielt an der Ostfront, im gebirgigen Gelände der Karpa- tenpässe. Der Zeichner H. Pankratz führt uns mitten hinein in das Geschehen. Im linken unteren Bereich sind die unterlegenen Russen zu sehen, die sich mit ihren Bajonetten verzweifelt gegen den Ansturm der ungarischen Truppen zu wehren versuchen. Letztere stürzen sich mit erhobenen Gewehren ins Kampfgetümmel und bleiben – so verdeutlicht der Bildtext – siegreich. Die russischen Heeresabteilun- gen werden, wie könnte es anders sein, „von den un- garischen Truppen geschlagen“.24 Die Inszenierung einer derart dramatisch zugespitzten Kampfszene Abb. 7  Kämpfe  in  den  Karpa- ten,  Herbst  1914:  „Russische  Heeresabteilungen,  die  von  un- garischen  Truppen  geschlagen“  werden.  Wiener Bilder,  11.  Ok-  tober  1914,  S.  7.  Zeichnung:  H.  Pankratz. Abb. 8  „Einzug  unserer  Truppen  in  Lemberg“.  Nach  der  Rückeroberung  der  ostgalizi- schen  Hauptstadt  am  22.  Juni  1915  kommt  es  zu  einer  großen  Siegesfeier.  Die  Soldaten  werden  von  der  Bevölkerung  gefeiert.  Das interessante Blatt,  8.  Juli  1915,  Titelseite.  Foto:  Josef  Perscheid.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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