Seite - 128 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

128 Theater der Macht · Parlament und Politik in Bildern kratischer Kontrolle. Nun geht diese der Regierung gegenüber loyale Truppe mit Waffengewalt gegen den als „Putsch“ bezeichneten Aufruhr vor. Die Bilanz der Kämpfe lautet: sechs Tote (fünf Polizisten, eine Zivi- listin) und Dutzende verwundete Volkswehrmänner und Demonstranten.41 Am Tag nach den Kämpfen nehmen die siegrei- chen Volkswehrmänner in der Säulenhalle für die Presse Aufstellung. Eines der Fotos, es stammt vom Pressefotografen Richard Hauffe, erscheint Tage spä- ter in den Wiener Bildern (Abb. 13).42 Das junge re- publikanische Parlament voller Soldaten: Das ist ein denkwürdiges Dokument. Die Dramatik der vergan- genen Stunden ist in dieser Szene noch deutlich spür- bar. Die teils in lange Mäntel gehüllten Soldaten ste- hen nicht stramm in Reih und Glied, vielmehr stehen und sitzen sie in gelöster Stimmung im Halbkreis. Im Vordergrund haben sich einige Soldaten auf dem Bo- den niedergelassen. Um sie herum hat das Gros der Truppe Aufstellung genommen. Eilig herbeigeschaffte Stühle sorgen dafür, dass auch die hinterste Reihe noch im Bild Platz findet. Die Waffen, das fällt auf, Abb. 12  Kommunistische  Massenkundgebung  gegen  die  Regierung  vor  dem  Parlament,  17.  April  1919.  Als  ein  Teil  der  Kundgebungsteilnehmer  gewalt-  sam  in  das  Parlament  vordrin- gen  will,  verhindert  dies  die  den  Sozialdemokraten  nahestehen- de  Volkswehr  mit  Waffengewalt.  Sechs  Sicherheitskräfte  kom-  men  zu  Tode.  Wiener Illustrierte Zeitung,  27.  April  1919,  Titelseite.  Foto:  Richard  Hauffe. Abb. 13  Die  Wiener  Volkswehr  in  der  Säulenhalle  des  Parla- ments.  Nach  den  Unruhen  vom  17.  April  1919  bewachen  die  den  Sozialdemokraten  nahe- stehenden  Sicherheitskräfte  das  Gebäude  gegen  mögliche  Putschversuche.  Wiener Bilder,  4.  Mai  1919,  S.  5.  Foto:  Richard  Hauffe.