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161Kommunistische
und nationalsozialistische Illustrierte
veranstaltet, das sich v. a. an die kommunistischen
Arbeiterfotografen richtet. Bemerkenswert ist, dass
von den Einsendungen kaum Bildbeispiele gedruckt
werden. Denn, so das Fazit der Redaktion, der Wettbe-
werb war ein Misserfolg. „Unsere Arbeiterphotogra-
phen haben also als Photoreporter insoferne versagt,
als sie nicht imstande waren, Augenblickssituatio-
nen zu erfassen. Eine Elendswohnung zu photogra-
phieren, ist nicht schwer. Dazu bedarf es bloß des
Einvernehmens mit dem Inhaber. Aber heimlich im
Betrieb, auf der Stempelstelle, im Fürsorgeamt eine
Aufnahme zu machen, das ist die Kunst. Darauf ist
es auch zurückzuführen, daß so wenig Bilder den
Kampf der Werktätigen schildern. Diese beschränken
sich eigentlich nur auf die Wiedergabe von revolu-
tionären Kundgebungen. Die richtigen Bilder wären
aber in dieser Beziehung gewesen Aufnahmen von
einem Wirbel bei einer Delogierung, von einem Wi-
derstand der Arbeiter gegen eine Säbelattacke der
Polizei, von einer vereitelten Exekution bei einem
Kleinbauern. Während diese für uns wichtigen Bilder
fehlten, erhielten wir einige Gruppenaufnahmen, die
natürlich gar nichts dem Beschauer sagen können.
Auch aufnahmetechnisch sind die meisten uns ein-
gesandten Bilder oft sehr mangelhaft. Da sandte uns
zum Beispiel ein Genosse ein Bild von einer Prole-
tenwohnung. Diese Wohnung ist ein Kellerloch, aber
dieser Genosse hat die Aufnahme von einem ganz un-
geeigneten Standpunkt gemacht, so daß nicht zum
Ausdruck kommt, daß dieses Loch als Behausung
dient. Auch den Blick für das richtige Erfassen der
Aufnahme muß der Arbeiterphotograph sich zu eigen
machen.“77
Gut ein Jahr nach der Gründung wird es bereits
eng für die Zeitung. Am 7. März 1933 wird das kom-
munistische Blatt unter Vorzensur gestellt. Immer
häufiger werden in den folgenden Wochen Artikel
beanstandet und verboten. Das Blatt erscheint mit
zahlreichen weißen Flecken. Wenige Monate später wird die Illustrierte Rote Woche von der Regierung
gänzlich verboten. Die letzte Nummer erscheint am
22. Juli 1933.
Etwa zur selben Zeit, im Juni 1933, wird auch die
nationalsozialistische Illustrierte Der Notschrei verbo-
ten. Die letzte Nummer erscheint am 17. Juni 1933.
Im Unterschied zur kommunistischen Illustrierten Ro-
ten Woche ist diese Zeitung professionell hergestellt
und aufwendiger gestaltet. Dennoch, in grafischer
Abb. 13 Die Illustrierte Rote Woche ist eine KP-nahe Wochen-
zeitung, die zwischen Februar
1932 und Juli 1933 erscheint. Es
handelt
sich nicht um eine
wirkliche Illustrierte, sondern um ein
grafisch einfach
gestaltetes, billiges Kampfblatt, das mit schlecht
gedruckten
Fotos bestückt ist. Illustrierte Rote Woche, 17.
Juni
1933, Titelseite.
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang