Seite - 164 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

164 Im Schatten der Konzerne · Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit Abb.  17  „Unser  Kanzler“.  Die  nationalsozialistische  Illustrierte  Das Zeitbild  (vorher  unter  dem  Titel  Der Notschrei)  wünscht  den  baldigen  „An- schluss“  Österreichs  an  das  nationalsozialistische  Deutsch- land  herbei.  Das Zeitbild,  29.  April  1933,  Titelseite. porteure nun Zylinder. Eine Aufnahme, die am 6. Mai 1933 veröffentlicht wird, zeigt einen solchen Kolpor- teur, der mit Zylinder und Armschleife gekennzeich- net ist (Abb.    19). Er bietet nicht nur österreichische NS-Blätter, sondern auch deutsche Parteizeitungen zum Verkauf an, u. a. den Völkischen Beobachter und den Illustrierten Beobachter.82 Nachdem Anfang Juni 1933 die Terrortätigkeit der österreichischen Nationalsozialisten einen Höhepunkt erreicht hat, beschließt die Regierung am 19. Juni 1933 das Verbot der nationalsozialistischen Partei, ihrer Vorfeldorganisationen und ihrer Medien. Davon betroffen ist auch die Wochenzeitung Das Zeitbild. Zaghafte  Modernisierung Um 1930 nimmt der Druck, illustrierte Zeitun- gen grafisch zu modernisieren, deutlich zu. Mehrere Gründe sind dafür verantwortlich. Besonders wich- tig sind wirtschaftliche Aspekte. Das Auftauchen konkurrierender, innovativ gestalteter Zeitungen drängt die beiden österreichischen Marktführer Das interessante Blatt und Wiener Bilder zu Reformen. Die Anregungen für eine innovativere Gestaltung kom- men allerdings nicht nur von den jüngst gegründe- ten österreichischen Konkurrenzzeitungen wie Der Kuckuck und Welt-Guck, sondern auch von der deut- schen Bildpresse, die seit Ende der 1920er Jahre Abb.  18  „Reichskanzler  Adolf  Hitler  empfängt  die  Kärntner  Sän- ger“.  Das Zeitbild,  17.  Juni  1933,  S.  6.