Seite - 177 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

177Konservative Wende Neben dem Wiener Magazin und dem Sonntag ist die Bühne eines der wichtigsten Foren für die mo- derne Fotografie. Fast alle wichtigen österreichischen Fotografen der Zwischenkriegszeit veröffentlichen in der Bühne. Am häufigsten kommen die Vertreter der gemäßigten Moderne vor, Platz bietet die Zeitschrift aber auch für Amateure, die in den 1930er Jahren zu den konservativen Vertretern der Kunstfotografie gehören. Pressefotografen sind ebenso vertreten wie Gesellschafts-, Tanz-, Theater- und Modefotografen. Auffallend viele von ihnen sind Frauen.21 Aber auch renommierte internationale Vertreter der modernen Fotografie, vor allem aus Deutschland, Frankreich, Ungarn und Tschechien werden – vermehrt um 1930 – in der Bühne vorgestellt. Unter ihnen sind Sasha und Cami Stone, Lotte Jacobi, Yva, Hans Robert- son, Aenne Biermann, Umbo, Felix H. Man, Martin Imboden, Jan Lukas, Václav Jíru˚, Martin Munkácsi und Brassai. Konservative Wende 1931 ist in der Bühne der Höhepunkt der moder- nen Fotografie erreicht. In den folgenden Jahren kommt es zu einer allmählichen Neuorientierung der Zeitschrift. Die Avantgarde verschwindet zwar nicht spurlos, aber konservativere Positionen kommen nun vermehrt zum Zug, urbane Themen werden von länd- lichen abgelöst, der Österreich-Patriotismus, der von der Regierung sehr stark gefördert wird, schlägt sich auch auf den Seiten der Bühne nieder. Ein Titelblatt aus dem Jahr 1934 verdeutlicht diesen inhaltlichen Abb. 9  Doppelseite  über  den  Wiener  Bühnen-  und  Kostüm- bildner  Alfred  Kunz.  Die Bühne,  Zweites  Dezemberheft  1931,  S.  8/9.  Fotos:  Kitty  Hoffmann,  Zeichnung:  Lisl  Weil.