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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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197Kontinuitäten und Brüche: Die Bunte Woche Das Blatt räumt zwar der Fotografie einen gewissen Raum ein, aber das Layout ist einfallslos, die Bilder werden in der Regel ohne Quellenangabe rein illus- trativ in den Text gesetzt. Auf Kupfertiefdruck wird verzichtet. Immerhin geht das Konzept Braunthals auf: Der unpolitische Charakter der Zeitung hat zur Folge, dass sie bis 1934 nie aus politischen Gründen konfisziert wird.16 Als Siegfried Weyr im März 1934 die Bunte Wo- che übernimmt, unterzieht er sie zunächst einer ra- dikalen grafischen Umgestaltung. Er verkleinert das Format, stellt – zunächst im Mantelteil – auf Kupfer- tiefdruck um und verbessert die grafische Aufma- chung. Die Fotografie erhält nun einen weit höheren Stellenwert. Weyr profitiert von seiner jahrelangen Erfahrung beim Kuckuck, er kann auf einen Pool be- währter Fotografen und Agenturen zurückgreifen. Und so verwundert es nicht, dass er die Bunte Woche in mancher Hinsicht dem Kuckuck annähert. Auch in- haltlich richtet er das Blatt neu aus. Er verabschiedet sich vom Konzept einer engagierten, angriffslustigen Parteiillustrierten, das er mit dem Kuckuck verwirk- licht hat und passt die Programmatik ganz eindeutig den neuen politischen Machtverhältnissen an. Auch wenn die Zeitung sich nach wie vor an ein breites Pu- blikum wendet und die Tagespolitik nicht im Vorder- grund steht, ist von Anfang an klar, dass sie in großer Nähe zur austrofaschistischen Regierung steht. Bereits das Titelmotiv der ersten Nummer nach der Übernahme17, die am 25. März 1934 erscheint, spielt subtil auf die neue politische Epoche an (Abb.    3). Wir sehen ein scheinbar unpolitisches Mo- tiv – zwei Bäume ohne Blätter in weiter Landschaft. Ganz unten ins Bild gesetzt ist das programmatische Motto „Es wird wieder blühen!“ Die Botschaft ist klar. Nach dem Bürgerkrieg und der Niederlage der Sozial- demokraten wird das siegreiche Regime einen neu- en Frühling hervorbringen. Wenige Wochen später wird die politische Stellungnahme des Blattes noch weitaus deutlicher. Als am 1. Mai 1934, nicht zufällig am ehemaligen Tag der Arbeit und der Arbeiterbe- wegung, die Republik auch formal abgeschafft wird und die neue „ständestaatliche“ Verfassung in Kraft tritt, berichtet die Bunte Woche über die staatlich or- ganisierten Massenaufmärsche, mit denen das Regi- me das Ereignis feiert. Die größten Feierlichkeiten finden in Wien statt, wo die Standesorganisationen zu einem monumentalen Huldigungszug antreten. Das Titelfoto der Bunten Woche zeigt die Gruppe der „kulturellen Gemeinschaften“ mit ihrem Standesab- zeichen (Abb.  4). Wie sehr Weyr mit der Bunten Woche in Aufma- chung, Gestaltung und fotografischer Ausrichtung Abb.  4  Huldigungszug  der  Standesorganisationen  zur  Feier  der  neuen  Verfassung  am  1.  Mai  1934.  An  diesem  Tag  wird  die  neue  ständische  Verfassung  ausgerufen  und  die  Republik  formal  abgeschafft.  Bunte Woche,  6.  Mai  1934,  Titelseite.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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