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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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221Gallspach, Mekka der Kranken direkt unter dem Zeitungskopf mit der breiten, längst schon anachronistisch erscheinenden Titelvignette, mit einer beeindruckenden Nahaufnahme (Abb.    20). Ein krankes Kind wird in eisiger Winterkälte in ei- nem Wäschekorb mit Schubkarren zum Zeileis’schen Institut transportiert. Darüber prangt der Titel des Berichts: „In Gallspach.“ Auf der folgenden Doppel- seite (Abb.    21) werden Zeileis, sein Institut und der Andrang der Kranken präsentiert. Erst ganz zum Schluss findet sich eine Überblicksaufnahme des Or- tes Gallspach. Im Unterschied zur Reportage in der Münchner Illustrierten Presse ist die Gestaltung hier unruhiger, die Bilder erscheinen etwas wahllos in die immer wieder unterbrochenen Textspalten gesetzt. Dadurch ist der innere Zusammenhang der Bildge- schichte abgeschwächt, die Erzählung erscheint weit weniger geschlossen. Während Weber der Reportage bewusst eine sehr persönliche, subjektive Färbung verleiht, ist der Tonfall des Textes im Interessanten Blatt nüchterner, distanzierter. „Nichts“, so beginnt der Bericht, „steht momentan mehr im Brennpunkt der Öffentlichkeit als Valentin Zeileis, der Wunderdoktor von Gallspach, und seine Kuren. Es soll hier nicht für oder gegen Stellung genommen sein, sondern nur rein tatsachen- gemäß berichtet werden. Feststehend und unzweifel- haft ist jedenfalls, daß im Monat Tausende und aber Tausende nach Gallspach pilgern, um dort im Mekka aller Siechen und Kranken, ihre vermeintliche Hei- lung zu suchen – und nicht zum kleinsten Teil auch finden; aber es ist ebenso feststehend und unzweifel- haft, daß die gesamte wissenschaftliche Welt (...) das Ganze als einen Schwindel und eine Massensugge- stion erklärt.“47 Der direkte Vergleich beider Reportagen zeigt, dass die Wiener Variante um einiges konventionel- ler ausfällt. Das liegt nicht so sehr an den Bildern, die in ihrer Qualität durchaus vergleichbar sind. Der Einstieg mit der Kinderszene im Interessanten Blatt ist mindestens ebenso überzeugend wie die langsame Annäherung in mehreren kleineren Bildern in der Münchner Illustrierten Presse. Die Defizite des öster- reichischen Blattes haben vielmehr mit der deutlich schlechteren Seitengestaltung, den weniger originel- len grafischen Lösungen und der sehr losen Verbin- dung zwischen Text und Bildern zu tun. Während Webers Reportage sogar im Untertitel als geschlosse- ne Erzählung („Roman“) deklariert und die Rolle des „Autors“ als Fotograf und Erzähler gleich am Beginn deutlich sichtbar eingeführt wird, kommt die Wiener Reportage ohne diese Figur des Augenzeugen aus. Die beiden Fotografen Ernst und Cesˇanek werden nicht als zentrale bildliche Erzähler vorgestellt, son- dern lediglich am unteren Bildrand (und in kleinem Abb.  20  Fotoreportage  über  den  Wunderheiler  Valentin  Zeileis  in  Gallspach.  Das inter- essante Blatt,  27.  Februar  1930,  Titelseite.  Fotos:  Leo  Ernst  und  Fred  Cesˇanek.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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