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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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250 Politische Bilder · Die Kultur der Arbeiterfotografie Sozialdemokraten und Kommunisten, der unmittelbar nach dem Ende des Krieges (v. a. im Frühjahr 1919) besonders heftig getobt hatte, ist inzwischen ent- schieden. Die österreichischen Kommunisten spielen in der Zwischenkriegszeit politisch keine besondere Rolle.5 Und auch publizistisch kann die KPÖ mit der SDAP nicht mithalten. Die Anfang 1932 gegründete KPÖ-nahe Illustrierte Rote Woche erscheint nur ein- einhalb Jahre lang. Ende Juli 1933 wird sie verboten. Sie ist auf billigem Zeitungspapier gedruckt, mit ein- fachsten Mitteln hergestellt und kann es inhaltlich und grafisch nicht mit dem Kuckuck aufnehmen. Da die kommunistische Partei keine geeignete Plattform für die Fotoberichterstattung hat, weicht beispielswei- se die KPÖ-nahe Fotografin Edith Suschitzky um 1930 auf den sozialdemokratischen Kuckuck aus.6 Dennoch gibt es auch im Umfeld der österreichi- schen Kommunisten zaghafte Versuche, nach deut- schem Vorbild eine parteinahe Arbeiterfotografie- bewegung aufzubauen. 1931 wird auf maßgebliches Betreiben von Edith Suschitzky hin eine „Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Österreichs“ gegründet, die aber kaum Bedeutung erlangt und ein Jahr später, im Sommer 1932, wieder aufgelöst wird.7 Die Illustrierte Rote Woche veranstaltet „Photo-Preisausschreiben“ für Arbeiterfotografen, allerdings werden kaum Fotos von Arbeiterfotografen veröffentlicht. Anders als die kommunistische Illustrierte Rote Woche ist der Kuckuck höchst erfolgreich. Er erreicht im ersten Jahr seines Bestehens (1929) eine wöchentliche Auflage von knapp über 50.000.8 Nimmt man noch die zahlreichen weiteren regionalen und thematisch gebundenen SDAP-nahen Tages- und Wochenzeitungen hinzu, so erscheint die sozialdemo- kratische Publizistik um 1930 stärker denn je. Aber der Schein trügt. Die Auflage des Kuckuck sinkt An- fang der 1930er Jahre kontinuierlich und liegt 1932 mit 29 000 Exemplaren deutlich unter der ursprüngli- chen 50 000er-Marke. Nach 1930 ist die Macht der So- zialdemokratie bereits im Schwinden begriffen. 1933 beginnt die christlichsoziale Regierung Dollfuß ganz offiziell mit der Demontage ihrer politischen Gegner. Im März 1933 wird, wie berichtet, das Parlament ausgeschaltet, das Kabinett beginnt mittels Notver- ordnungen diktatorisch zu regieren, die Vorzensur für missliebige Zeitungen und Zeitschriften wird ein- geführt. Am 26. Mai 1933 wird die kommunistische Partei verboten, am 19. Juni 1933 die österreichische NSDAP. Aber auch der Spielraum für die sozialde- mokratische Opposition wird immer enger. Ein Jahr später kommt es zur offenen Diktatur. Alle verblie- benen oppositionellen Parteien und Organisationen werden nun verboten. Damit ist auch das Ende der sozialdemokratischen Presse gekommen. Am 10. Feb- ruar 1934 erscheint die letzte Nummer des Kuckuck.9 Das  Fotoprogramm  des  Kuckuck Wenige Monate nach der Gründung des Kuckuck wendet sich die Redaktion im Juli 1930 erstmals an die Arbeiterfotografen. „Wir legen Wert darauf“, heißt es in dem programmatischen Aufruf zu einem Foto- wettbewerb, „daß die Arbeiter die Welt ihres Alltags erkennen und photographisch wiedergeben lernen. Abb.  2  „Laßt  sie  nicht  an  die  Macht!“  Antinationalsozia-  listische  Fotomontage.  Der Kuckuck,  31.  Juli  1932,  S.  7.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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