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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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269Tiller Girls und Jazz miere hat, kommt dies deutlich zum Ausdruck. Die rasante Handlung endet mit dem Siegeszug des Jazz, der „schwarzen“ amerikanischen Musik, die nicht nur den europäischen Kontinent, sondern gleich die ganze Welt erobert. Ende der 1920er Jahre liegt Österreich im Jazz- fieber. Jazz-Konzerte, Jazz-Revuen, Jazz-Opern, Jazz- Shows, Jazz-Filme – das importierte musikalische Lebensgefühl wird in allen künstlerischen Formaten durchexerziert, auf der Bühne ebenso wie auf der Leinwand. 1928 produzieren die Wiener Kammer- spiele eine Revue-Operette mit dem Titel „Flirt und Jazz“. Wieder stammt das Stück von Fritz Grünbaum und Karl Farkas, Dirigent ist Peter Paul Kreuder. Das Bühnenbild trägt ganz dem amerikanischen Zeitgeist Rechnung (Abb.    7). Leicht bekleidete Frauen räkeln sich zwischen stilisierten Schallplatten. Sie tragen Ton- träger mit der Aufschrift „Columbia“ als Kopfschmuck. Die amerikanische Plattenfirma „Columbia Records“ beherrscht das Bühnenbild, sie wird zum visuellen Motto des Stücks. Flirt und Jazz, die beiden Titelbe- griffe der Revue, gehen in der erotisch-anzüglichen Handlung eine Symbiose ein. Währenddessen werden sämtliche amerikanische Stereotypen durchgespielt. Mit dem Jazz untrennbar verbunden ist das Bild des schwarzen Musikers. In der Bildwelt der Zwi- schenkriegszeit taucht dieser aber selten als eigen- ständige, positive Figur auf. Häufiger begegnet er uns als Karikatur. In dieser verwandelt sich der schwarze Jazzmusiker in eine zwiespältige Kreatur: Der eben der Wildnis Entkommene tritt auf die Bühne der großstädtischen Zivilisation – und wird dort bewun- dert und zugleich gezähmt. Der Jazzmusiker ist also nicht mehr als eine Art Spielgeselle im Hintergrund, dessen Platz die von Weißen frequentierten Vergnü- gungslokale der Metropolen sind. In einer Karikatur, die anlässlich der nationalsozialistischen Machtüber- nahme in Deutschland Anfang April 1933 auf der Ti- telseite der Wiener Zeitschrift Die Muskete erscheint, wird dieses Bild weiter zugespitzt (Abb.  8). Im Vorder- Abb.  7  Die  Revue-Operette  „Flirt  und  Jazz“  in  den  Wiener  Kammerspielen  (1928)  trägt  im  Bühnenbild  der  Amerikafaszina- tion  Rechnung.  Das interessan- te Blatt,  31.  Januar  1929,  S.  8.  Foto:  Atelier  Willinger.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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