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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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326 Dramatische Nähe · Sport und Fotografie Entscheidung über den Radfahrpreis nicht allein die Radfahrerkreise, sondern die ganze Bevölkerung von Wien in die erwartungsvollste Spannung und Aufre- gung versetzt hat – so massenhaft war der Zudrang des Publicums zu der Rennbahn im Prater. Alle Plät- ze rings um den ausgedehnten Plan waren so dicht gefüllt, daß keine Karten mehr ausgegeben werden konnten, die Tribünen bis hoch hinauf besetzt, und selbst dort auf jenen entlegenen Stellen, wo man bei jeder Runde die Radfahrer nur vorüberfliegen sieht, von der Entscheidung am Zeile aber nichts wahrzu- nehmen vermag, starrte es von den Köpfen in vielen Reihen übereinander. Und durch diese Menge gieng (sic!) es manchmal, wenn ein spannender Endkampf die Gemüther erhitzte, wie das Rauschen eines Stur- mes und wie das Brausen der Brandung, so heftig war die Aufregung, in welche die Massen durch dieses Sportspiel versetzt wurden.“12 Dem Bericht beigefügt ist auch ein Porträt des Siegers Edmond Jacquelin, das Huber erstmals nicht mehr im Atelier, sondern im Freien aufgenommen hat (Abb.  12). Bald nach 1900 treten weitere Fotografen auf, die sich auf Sportereignisse spezialisieren (einige von ih- nen haben wir bereits kennengelernt): Franz Pawlik, Heinrich Schuhmann sen. und Carl Seebald. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg stoßen Josef Perscheid, Josef Jahudka, Felix Schmal, Heinrich Uttenthaler und Victor Brodt dazu. Letzterer ist nach dem Ersten Weltkrieg Redakteur des Illustrierten Sportblattes und interessiert sich als Fotograf vor allem für den Fuß- ball und den Skisport. Die herausragenden Figuren der Sportfotografie vor 1914 sind zweifellos Carl Seebald und Heinrich Schuhmann sen. (Abb.  13). Sie dominieren mit ihren Bildern das Feld. Jedes Wochenende rücken sie aus, um die Wettkämpfe in und um Wien in Bildern ein- zufangen. So wie fast alle anderen Sportfotografen dieser Zeit, widmen sie sich nicht ausschließlich den Wettkämpfen, sondern halten daneben auch heraus- ragende gesellschaftliche und soziale Ereignisse fest. Als gute Pressefotografen haben sie einen Sinn für aktuelle Bilder, die sich verkaufen lassen. Die ersten Sportaufnahmen, die vor der Jahrhun- dertwende entstehen, sind noch recht statisch, sie zeigen keine schnellen Bewegungen und bewegte Szenen. Bald aber werden die Apparate besser, die Verschlusszeiten kürzer und das Können der Foto- grafen nimmt zu. Diese rücken näher an die Prota- gonisten heran, sie drücken dann auf den Auslöser, wenn sie eine entscheidende, dramatische Szene vor der Linse haben. Nach und nach treten an die Stelle von distanzierten, visuell wenig interessanten Über- blicksaufnahmen Schnappschüsse, die spannende Augenblicke zeigen, etwa, um beim Fußball zu blei- ben, turbulente Zweikämpfe vor dem Tor, gewagte Einsätze des Tormanns, gefährliche Schüsse, inter- essante Kopfbälle u. Ä. Der Fußballsport ist für diese frühen Sportfoto- grafen, fototechnisch gesehen, eine große Heraus- forderung. Der Fotograf ist vom Spielfeld verbannt und muss dennoch die Nähe zu den Spielern su- chen. Das ist keine einfache Aufgabe in einer Zeit, Abb.  12  Der  Sieger  des  Großen  Preises  von  Wien,  der  Franzose  Edmond  Jacquelin.  Das interessante Blatt,  17.  Sep- tember  1896,  S.  6.  Foto:  Anton  Huber.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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