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327Turbulente
Zeiten
in der das Teleobjektiv noch nicht zur Verfügung
steht. Um die Jahrhundertwende sind die Kameras
groß und unhandlich. Als Negativmaterial werden
schwere Glasplatten (zunächst im Format 13 × 18 cm)
verwendet, die nach jeder Aufnahme gewechselt
werden müssen. All das erschwert es, auf das Spiel
flexibel und schnell reagieren zu können. Zudem ist
der Spielverlauf beim Fußball nicht vorhersehbar.
Binnen Bruchteilen von Sekunden baut sich eine
Szene vor dem Fotografen auf – und ist schon wie-
der vorbei. Fast alle guten Sportfotografen vor dem
Ersten Weltkrieg schulen sich am Spielfeldrand der
Fußballplätze. Der Sport ist populär, die Bilder sind
gefragt. Bis zu 30 000 Zuschauer fiebern um 1910 bei
großen Matches im Stadion mit. Und noch weit mehr
Leser verfolgen das sportliche Drama Tage später in
der auflagenstarken illustrierten Presse. Turbulente Zeiten
„G-o-o-o-al!, Toooor!“ Der Jubelschrei der Massen
bleibt jahrzehntelang der gleiche. Und dennoch: Wie
kaum eine andere Sportart ist der Fußball ein Spie-
gel wechselnder gesellschaftlicher Befindlichkeiten.
Offen oder versteckt geht es auf dem Spielfeld stets
auch um Politik und Patriotismus. Vor 1914 fiebern
die Massen bei den Länderspielen innerhalb der
Monarchie für die eigene Nation. Der Bruderkampf
Österreichs gegen „die Ungarn“ etwa wird auf dem
Fußballfeld ebenso erbittert ausgefochten wie in der
Politik oder in der Publizistik. Als Anfang Mai 1914
ein Länderspiel Österreich gegen Ungarn stattfin-
det, das mit einem österreichischen 2 : 0-Sieg endet,
berichtet das Illustrierte österreichische Sportblatt
ausführlich über das Ereignis. Ein unmittelbar nach Abb.
13 Länderspiel
zwischen
Österreich
und Italien (im dunk-
len Dress mit
Kreuz) vor 8000
Zuschauern in Wien. Das Spiel
endet 2
:
0
für Österreich. Das
interessante Blatt,
19.Juni1913,
S.
27. Foto: Heinrich Schuh-
mann sen.
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang