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							332 Frauen hinter der Kamera · Die neuen Fotografinnen
Gesellschaft und des Alltags. Seit 1929 publiziert sie
u. a. regelmäßig in der Zeitschrift Die Bühne, für die
sie schöne Fotoreportagen gestaltet, etwa über das
Wiener Fundamt, über den Naschmarkt oder über die
Kärntner Straße bei Nacht. Sie ist eine aufmerksame
Beobachterin der Wiener Fotoszene. Anfang 1931 be-
ginnt sie, ebenfalls für die Bühne, eine Serie mit dem
Titel „Wiener Fotografen weltbekannt“. Auf jeweils
einer Seite werden renommierte Wiener Lichtbildner
vorgestellt, oder, um genau zu sein: Lichtbildnerinnen.
Dabei beschäftigt sie sich mit Wiener Fotografinnen,
die bekannte Ateliers führen. Schulz beobachtet die
Arbeit ihre Kolleginnen wohlwollend. Es ist gewiss
kein Zufall, dass ihr Interesse jenen fotografierenden
Frauen gilt, die seit einigen Jahren besonders erfolg-
reich in Wien tätig sind. Sie macht deren Arbeit sicht-
bar, indem sie einen Blick hinter die Kulissen ihrer
Ateliers wirft. Leider wird die Serie nach der zweiten
Folge ohne Angabe von Gründen abgebrochen.
Im ersten Porträt wird Trude Fleischmann vorge-
stellt, die seit 1920 ein gut gehendes Atelier in der Ebendorferstraße (neben dem Wiener Rathaus) führt
(Abb. 
 
2). Sie ist in der Zwischenkriegszeit, neben
Dora Kallmus (Atelier d’Ora), die bekannteste Wie-
ner Atelierfotografin. Wir sehen sie einmal hinter der
Kamera, einmal vor einer Ausstellung ihrer Porträts
in ihrem Atelier. Im zweiten Porträt (Abb. 
 
3)  werden
im oberen Bild Trude Geiringer und Dora Horovitz
vorgestellt, das untere Bild zeigt einen Blick in das
Atelier von Edith Barakovich. Geiringer und Horovitz
betreiben seit Mitte der 1920er Jahre ein gemeinsa-
mes Atelier am Wiener Stubenring. Barakovich führt
seit 1918 ein Atelier in der Prinz-Eugen-Straße.
Zeit  des 
Aufbruchs
Im Mai 1928 bringt die in Deutschland erscheinen-
de kommunistische Arbeiter-Illustrierte Zeitung (AIZ)
ein eindrucksvolles Frauenbild auf der Titelseite
(Abb. 
4).4 Mit einem gewagten Sprung setzt sich eine
junge Frau über eine Hochsprunglatte hinweg. Die
Aufnahme ist in jenem Moment entstanden, in dem
Abb. 
2  Porträt  der  Wiener 
Atelierfotografin  Trude  Fleisch-
mann.  Die Bühne,  Nr. 
295, 
Erstes  Januarheft  1931,  S. 
12. 
Foto:  Annie  Schulz.
Abb. 
3  Porträt  der  Wiener 
Atelierfotografinnen  Trude 
Geiringer  und  Dora  Horovitz 
(oben).  Unten:  Atelier 
von  Edith 
Barakovich 
mit  Atelierleiter  Karl 
Adelhart. 
Die Bühne,  Nr. 
296, 
Zweites  Januarheft  1931,  S. 
34. 
Foto:  Annie  Schulz.
					
				
						Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
							Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
								
				Entnommen aus der   FWF-E-Book-Library  
							- Titel
 - Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
 - Untertitel
 - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
 - Autor
 - Anton Holzer
 - Verlag
 - Primus Verlag
 - Datum
 - 2014
 - Sprache
 - deutsch
 - Lizenz
 - CC BY-NC-ND 3.0
 - ISBN
 - 978-3-86312-073-3
 - Abmessungen
 - 23.0 x 29.0 cm
 - Seiten
 - 498
 - Schlagwörter
 - Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
 - Kategorie
 - Medien
 
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
 - Neue illustrierte Welt Einleitung 10
 - Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
 - Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
 - Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
 - Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
 - Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
 - Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
 - Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
 - Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
 - Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
 - Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
 - Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
 - Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
 - Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
 - Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
 - Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
 - Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
 - Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
 - Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
 - Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
 - Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
 - Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
 - Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
 - Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
 - Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
 - Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
 - Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
 - Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
 - Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
 - Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
 - Anhang