Seite - 346 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

346 Die kurze Zeit der Avantgarde · Fotografische Aufbrüche um 1930 hängen. Auf der anderen Seite sind die Anhänger der Neuen Sachlichkeit und des Neuen Sehens. Schließ- lich setzen sich die Traditionalisten durch, die den Verein ab 1931 unter dem neuen Namen „Gesellschaft für photographische Kunst“ weiterführen.7 An der Bestückung der Ausstellung „Film und Foto“ mit zusätzlichen österreichischen Arbeiten zeigt sich sehr deutlich, dass es 1930 innerhalb des österreichischen Werkbundes keine einheitliche Auf- fassung gibt, was moderne Fotografie ist. Die Flü- gelkämpfe und Konflikte zwischen Modernen und Traditionalisten schlagen auch auf die Fotoauswahl durch. In der Stuttgarter FiFo wäre es beispielsweise undenkbar gewesen, kunstfotografischen Arbeiten größeren Platz einzuräumen. In Österreich hingegen geht die Bruchlinie zwischen modernen und traditio- nellen Auffassungen von Fotografie quer durch die Werkbundausstellung, beide Seiten sind vertreten. Insgesamt gesehen, setzen sich innerhalb der öster- reichischen FiFo-Fotografen eindeutig die gemäßigt Modernen gegenüber den radikalen Neuerern durch. Es überwiegen die klassischen Genres: Porträts, Landschaften, Reisebilder (etwa des Ethnologen und konventionellen Reisefotografen Hugo Bernatzik, von dem gleich 13 Aufnahmen zu sehen sind). Montagen, Collagen und andere Fotoexperimente österreichischer Abb.  2  „film  und  photo.  vorschau  der  werkbundaus- stellung“.  Die Bühne,  Zweites  Februarheft  1930,  S.  42/43  (Text:  W.  B.  =  Wolfgang  Born).