Seite - 347 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

347Zwei vergessene Kunstkritiker der Moderne Lichtbildner fehlen weitgehend. Von der angewandten Fotografie, etwa ihrem Einsatz in Werbung, illustrier- ter Presse oder Plakatkunst, wird in der österreichi- schen Abteilung kaum etwas gezeigt. Die Atelierfoto- grafen, die sich vorsichtig den modernen Strömungen angeschlossen haben, dominieren gegenüber anderen Bereichen der Fotografie, aber auch gegenüber den Amateuren (wie Hans Cechal, Paul Freiberger, Willy Riethof). Eine einzige Fotoagentur wird vorgestellt, das Wiener Unternehmen „R. Lechner (Wilh. Müller)“, des- sen Angebot aus überaus konventionellen Fotoarbeiten besteht. Die deutlich innovativere Agentur „Wiener Photo-Kurier“ (später: Schostal) fehlt hingegen. Zwei  vergessene  Kunstkritiker  der  Moderne Trotz dieser ästhetischen Kompromisse und Ein- schränkungen wird die Wiener Ausstellung in der liberalen und linken Presse als Meilenstein für die moderne Fotografie gefeiert.8 Bereits eine Woche vor Beginn der Schau schreibt der Kritiker Wolfgang Born (seine Texte in der Presse sind oft mit W.B. signiert) in der Zeitschrift Die Bühne (Abb.  2  und  3): „Wir brin- gen bereits heute einige charakteristische Proben aus dem sehr interessanten Material. Vornehmlich sind es deutsche Lichtbildner, die hier vertreten sind. Sie haben es als ihre besondere Domäne erkoren, den Abb.  3  „film  und  photo.  vorschau  der  werkbundausstellung“.  Die Bühne,  Zweites  Februarheft  1930,  S.  44  (Text:  W.B.  =  Wolfgang  Born).