Seite - 350 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

350 Die kurze Zeit der Avantgarde · Fotografische Aufbrüche um 1930 Auch der Wiener Fotograf Richard Träger, der, wie berichtet, aus der Tradition der Arbeiterfotografie kommt, schließt sich ab Mitte der 1920er Jahre der Neuen Sachlichkeit an (Abb.    5). Seine Arbeiten, die als Beispiele der Avantgarde bisher in der Fotografie- geschichte kaum rezipiert wurden, gehören zu den interessantesten Beiträgen der Wiener fotografischen Moderne um 1930. Wolfgang Born ist einer seiner frü- hen publizistischen Förderer, er schreibt schon 1929 über Trägers Fotografien.19 Der Fotograf kommt Ende 1933 bei einem Unfall ums Leben. Wenn man die Beiträge der modernen österreichi- schen Fotografie dieser Jahre überblickt, wird deut- lich, dass wenige von ihnen radikale Neuerer und entschiedene Avantgardisten sind. Je nach Themen- stellung, Anlass und Auftrag vereinen die Vertreter der zeitgenössischen Fotografie moderne und tradi- tionelle Elemente. Dies gilt für die Atelierfotografen ebenso wie für die Pressefotografen, es gilt aber auch für die Amateure, die noch am ehesten zu experimen- tellen Lösungen greifen. Zu den Lichtbildnern, die vorwiegend außerhalb des Ateliers arbeiten und der modernen Fotografie gegenüber aufgeschlossen sind, gehören in diesen Jahren: Franz Senkinc, Sepp No- wak, Ferdinand Hodek (Abb.  6), Josef Schramek, Otto Exinger, Franz Spreng, Otto Weber, Willy Eggarter, Abb.  5  „Stammgäste“,  Die Bühne,  Zweites  Augustheft  1931,  S.  34.  Foto:  Richard  Träger.