Seite - 369 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

369Fotografie im Dienst der Heimat und Filmdienst“ werden ab Ende der 1920er Jahre un- ter der Ägide der chistlichsozialen Regierung zur pri- vilegierten Drehscheibe für die Produktion und den Vertrieb patriotischer Österreich-Bilder ausgebaut. Sie beliefern Schulen und andere öffentliche Institu- tionen, aber auch die Presse und Ausstellungen mit einer beachtlichen Zahl heimatlicher Ansichten. Die massive finanzielle Unterstützung durch das Wiener Unterrichtsministerium und das Bundeskanzleramt trägt dazu bei, dass sich insbesondere die „Österrei- chische Lichtbildstelle“ ab Ende der 1920er Jahre als eine Art „nationale“ Fotoagentur etablieren kann. Als sich Mitte der 1930er Jahre die Diktatur des „Ständestaates“ durchsetzt, verbreitert sich dieser pa- triotische Strang der Fotografie rasch. Viele offizielle Bilder des „Ständestaates“ inszenieren ein ländliches, heiles Österreich, das zum imaginierten Refugium wird. Oft handelt es sich um touristische Botschaften, die aber zugleich auch ideologische Stellungnahmen im laufenden Kampf um die Deutungshoheit des po- litisch gebeutelten Landes sind. Im Austrofaschismus wird aus dem anschwellenden Diskurs der Heimatfo- tografie innerhalb kürzester Zeit eine staatlich geför- derte Bildideologie, die die Propaganda nach außen Abb.  7  Adolf  Hitler  bei  den  Salzburger  Festspielen.  Die Bühne,  25.  August  1939,  S.  1.  Foto:  Karl  Ellinger.