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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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375Protagonisten der Heimatfotografie verkehrsamtes „heimatliche“ Landschaften. Auch sie setzt, ebenso wie viele andere Heimatfotografen, ihre fotografische Karriere unter dem Nationalsozialismus bruchlos fort.23 Die österreichische Heimatfotografie der 1930er Jahre ist, bei aller Ähnlichkeit mancher Inszenie- rungen und Motive, kein homogenes Genre. Neben Fotografen, die sich beinahe ausschließlich diesem Thema widmen, gibt es unter den Amateuren zahl- reiche Lichtbildner, die sich öfter Heimatthemen zuwenden, daneben aber auch andere Interessen zeigen. Auch die Bildlösungen variieren. Sie reichen von anspruchslosen, pathetischen, erdverbundenen Landschafts-, Genre- und Brauchtumsszenen, etwa von Willi Jungmeier (Abb.  13), Oswald Elbl, Hermann Brühlmeyer, Hans Hannau, Didier Jellinek-Mercedes, Marian Schwabik, Elly Rauch, Ursula Scholz oder Franz Swoboda, bis hin zu Inszenierungen, die die Landschaft nicht ausschließlich als ideologisches Refugium sehen. Fotografen wie Heinz von Perck- hammer, Harald Lechenperg, Trude Fleischmann, Lothar Rübelt (Abb.  14), Willy Eggarter, Hans Pop- per, Hans Casparius u. a. pendeln gekonnt zwischen den Genres. Sie fotografieren heimatliche, erhabene Landschaften und bäuerliches Brauchtum ebenso wie Reisemotive, Stadtbilder oder Sportereignisse. Auch wenn die Heimatfotografie der 1930er Jahre mehrheitlich konservative Anliegen vertritt, gibt es doch auch Ausnahmen. In einer Zeit, da die Großstadt mit negativen Assoziationen belegt ist (Arbeitslosig- keit, politische Unruhe, Lärm, Schmutz etc.), avan- ciert das Thema „Land und Leute“ zum attraktiven gesellschaftlichen Gegenentwurf – und zwar weit über die politischen Grenzziehungen hinaus. Auch liberale und sogar linke Fotografen (etwa Nikolaus Schwarz oder Rudolf Spiegel) wenden sich in den 1930er Jahren gelegentlich dem Landleben zu.24 Sie fotografieren freilich nicht knorrige Tiroler Berg- bauern in Untersicht, sondern zeigen andere, wider- sprüchlichere Facetten des ländlichen Lebens und Arbeitens. Als ein Beispiel für eine andere, kaum bekannte „Heimatfotografie“ mag eine Arbeit von Otto Koenig dienen, der später als Verhaltensforscher, Autor und Fernsehpräsentator bekannt wird. Der junge Fotograf, der 1936 als 22-Jähriger die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien absolviert hat, beginnt Mitte der 1930er Jahre Fotoreportagen in der illustrierten Presse zu veröffentlichen. Im September 1936 er- scheint im Sonntag eine Reportage unter dem Titel „Die vom Heidboden“.25 (Abb.  15) Sie schildert in Text und Bild (beide von Otto Koenig) die beschwer- lichen Lebens- und Arbeitsbedingungen der kleinen burgenländischen Bauern. „Viel zu wenig Land haben die Bauern der Heide: da ein Joch, dort ein Joch, zer- rissen, zerstreut, trotz der so weiten einigen Fläche! Denn der Großteil des Bodens gehört nicht den Hein- zendorfern, sondern den Gutshöfen. Und die gehören alle einer Herrschaft.“26 Das Leben dieser Bauern be- steht aus viel Arbeit und wenig Lohn. „Ganz früh“, so schreibt Koenig weiter, „wenn noch letzte Sterne Abb.  13  Andacht.  Das schöne Lichtbild,  Wien,  München  o.  J.  (1936/37),  S.  41.  Foto:  Willi  Jungmeier.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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