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423Brüche,
Kontinuitäten, Karrieren
Die Zeitschriften des ehemaligen Rob-Verlags wer-
den zunächst ohne größere Veränderungen weiterge-
führt, dann ab Herbst 1938 sukzessive erneuert. Ab
November 1939 erhält MOCCA einen modifizierten
Titel (Mocca aus Wien). Die Zeitschrift wird vorsich-
tig modernisiert, sie erhält eine klarere (serifenlose)
Schrift, wird zeitweise auf glatterem Papier gedruckt
und bietet mehr Platz für Farbfotos. Ab März 1939
erscheint die Muskete in einem verkleinerten For-
mat, auch sie wird erneuert, allerdings wird sie auf
billigem Papier gedruckt. Auch das Flaggschiff des
Unternehmens, die Zeitschrift Wiener Mode, erfährt
nach dem Verlagswechsel eine Neuausrichtung. Ab
1. November 1938 erscheint das Blatt in neuer Auf-
machung. Alle drei Magazine setzen auf den ersten
Blick ihren „unpolitischen“ Kurs fort, bei genauerem
Hinsehen freilich zeigt sich, dass sie immer wieder nationalsozialistische Botschaften transportieren.
Am deutlichsten ist die Verbindung zum Regime
im Falle der Wiener Mode. Die Zeitschrift wird ab
April 1939 zum offiziellen Organ des „Hauses der
Mode“. Dieses Modezentrum, das im Februar 1939
unter großem propagandistischen Aufwand eröffnet
worden ist11, hat die Aufgabe, die Wiener Modepro-
duktion und den Modehandel nach den Raubzügen
und „Arisierungen“ zu bündeln. Die Einrichtung bie-
tet jenen Modefotografen, die sich bereitwillig ans Re-
gime anpassen, gute Auftrags- und Publikationsmög-
lichkeiten. Zu ihnen zählen etwa Lucca Chmel und
Kitty Hoffmann, die regelmäßig in der Wiener Mode
veröffentlichen. Das „Haus der Mode“ genießt promi-
nente staatliche Unterstützung und wird auch wäh-
rend des Krieges weiterbetrieben. Die Wiener Mode ist
daher eine der wenigen illustrierten Zeitschriften, die Abb.
4 „Die Erfüllung“.
Nach
der Volksabstimmung am
10.
April
1938, die
nachträglich
den „Anschluss“
Österreichs an
Deutschland legitimieren sollte,
werden in
der Pause die Ergeb-
nisse pathetisch
gefeiert. Die
Pause, Heft 5,
1938, S.
8/9.
Fotos: Heinrich Hoffmann und
Presseillustrationen Hoffmann.
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang