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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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433Fotografen im Krieg sche Judentypen beider Geschlechter verschiedener Lebensalter/Berufe der Juden/Jüdische Gebräuche/ Jüdischer Dreck.“35 Tatsächlich werden einschlägige Fotos aus den jüdischen Gettos in Polen von Foto- grafen der Propagandakompanien geliefert. Am 22. November 1939 bringt die Wiener Illustrierte eine het- zerische Bildseite über Juden in Galizien. Sie trägt den Titel: „Die erste Arbeit ihres Lebens“ (Abb.  14). Text und Bilder – Letztere stammen von der staats- nahen deutschen Fotoagentur „Weltbild“, die den Propagandakrieg des Regimes unterstützt – stehen eindeutig in Zusammenhang mit dem deutschen Krieg gegen Polen, der am 6. Oktober 1939 zu Ende geht und in dessen Verlauf es zu gewaltsamen Über- griffen und zahlreichen Massakern an polnischen Juden kommt ist. Um diese Gewalttaten zu rechtferti- gen, werden die jüdischen Bewohner des Landes als „Untermenschen“ dargestellt. Indirekt gerechtfertigt werden durch solche Propagandaseiten auch alle jene „Maßnahmen“, die in Wien gegen die Juden getroffen wurden und werden. „Nördlich der Beskiden und Kar- pathen“, heißt es im Text, „in dem Gebiet zwischen Krakau und Tarnopol, genannt Galizien, war das große Reservoir, aus dem das Weltjudentum stän- dig, wenn notwendig, Nachschub zur Ergänzung und Auffrischung seiner Köterrasse erhielt. Von hier ka- men sie noch im Kaftan, mit Korkenzieherlocken und schwarzem Plüschhut nach Wien, wo sie Locken und Kaftan ablegten, europäische Kleidung anzogen und europäische Manieren zu erlernen suchten. Einmal so weit, zerstreuten sie sich über alle Kontinente, um ihr Schmarotzerdasein zu höchster Blüte zu entfalten. Arbeiten hatten sie nie gelernt.“36 Unter der Titelzeile werden, freigestellt auf wei- ßem Grund, „Judentypen“ aus Radom vorgeführt. Es sind ärmlich gekleidete Männer, die als Prototypen jüdischer Charaktere mit allen erdenklichen negati- ven Eigenschaften bedacht werden. „Habgier, gepaart mit tierisch niedrigem Instinkt und grenzenlosem Haß gegen alles, was deutsch ist, spricht aus diesen Galgenvisagen.“ Die Männer werden nicht nur dem Spott preisgegeben, sondern es wird ihnen ein „gren- zenloser Haß“ gegen alles Deutsche unterstellt. Im Begriff „Galgenvisage“ klingt das Schicksal dieser Bevölkerungsgruppe bereits an. In weiteren Bildern werden Juden gezeigt, die nach der deutschen Beset- zung des Landes zur Zwangsarbeit genötigt werden. In den Bildtexten werden die Zwangsarbeiter durch hetzerische Beschreibungen diskreditiert und der Lä- cherlichkeit preisgegeben. Fotografen  im  Krieg Die Militarisierung der Berichterstattung ist keine Erfindung der Nationalsozialisten. Sie setzt bereits in den 1930er Jahren zur Zeit des „Ständestaates“ ein. Abb.  13  Sigmund  Freud  und  seine  beiden  Hunde,  aufge- nommen  im  Frühsommer  1933  auf  dem  Balkon  der  Sommer- wohnung  auf  der  Hohen  Warte  in  Wien.  Die Bühne,  Zweites  Maiheft  1935,  S.  28.  Foto:  Hans  Casparius.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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