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468 Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945
Dicker, Friedl, geb. am 30. Juli 1899 in Wien, 1912 bis
1914 Studium der Fotografie an der Graphischen
Lehr- und Versuchsanstalt, anschließend Textilaus-
bildung an der Wiener Kunstgewerbeschule, 1916
bis 1919 nimmt sie Unterricht an der Privatschule
von Johannes Itten in Wien, dem sie 1919 ans Bau-
haus in Weimar folgt. Von 1921 bis 1923 arbeitet
sie als Bühnen- und Kostümbildnerin (u. a. für Ber-
tolt Brecht). 1923 eröffnet sie zusammen mit dem
Designer und Architekten Franz Singer ein künst-
lerisches Atelier in Berlin, das sie ab 1926 in Wien
führt. Sie entwirft moderne Inneneinrichtungen,
etwa für Geschäftsräume, und Bucheinbände, als
Typografin produziert sie Werbematerialien. Zwi-
schen 1930 und 1933 gestaltet sie politische Foto-
montagen. 1934 flüchtet sie von Wien nach Prag,
1942 wird sie ins KZ Theresienstadt deportiert und
am 9. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet.
Dietrich, Hans, geb. am 30. Juni 1868 im mährischen
Zauchtl, lebt seit 1894 in Wien, Ausbildung zum
Bildhauer an der Akademie der bildenden Künste
in Wien. Infolge einer Augenerkrankung wechselt
er zur Fotografie und eröffnet 1922 ein Atelier in
Wien, parallel dazu arbeitet er als Pressefotograf. Er
spezialisiert sich auf die Theaterfotografie. Seit An-
fang der 1930er Jahre betreibt er unter dem Namen
„Dietrich & Co.“ auch eine Fotoagentur, die aktuelle
Nachrichtenbilder aus allen Bereichen anbietet. Er
ist ein früher Anhänger der nationalsozialistischen
Bewegung in Österreich und vertreibt über die Agen-
tur zahlreiche Aufnahmen von Parteiveranstaltun-
gen. Ende 1938 wird seine Agentur von der Bild-
agentur Heinrich Hoffmanns übernommen. Deren
österreichische Bilder werden zunächst unter dem
Namen „Hoffmann (Dietrich & Co.)“ vermarktet, spä-
ter taucht der Zusatz „Dietrich“ nicht mehr auf. Diet-
rich stirbt am 19. Juli 1950 in Mariazell.
Distler, Hans, Wiener Amateurfotograf, der in den
1930er Jahren an zahlreichen Ausstellungen teil-
nimmt und seine Bilder in Fotozeitschriften und Ma-
gazinen veröffentlicht.
Dittera, Karl, geb. 1887 in Nagyszeben (Hermann-
stadt, heute: Sibiu, Rumänien), arbeitet vor und
während des Ersten Weltkrieges für die bekannte in
Budapester Zeitung Az Est (Der Abend). Seit 1915 ist
er als Kriegsfotograf im österreichischen Kriegspres-
sequartier tätig. Seine Aufnahmen erscheinen in Az
Est, aber auch in österreichischen Blättern.
Dobrowolny, Otto, Wiener Amateurfotograf, seit 1927
Mitglied der Photographischen Fachgruppe der
Volkshochschule Wien-Ottakring, ist seit Ende der
1920er auf zahlreichen Ausstellungen präsent, seine
Bilder werden v. a. in Fotozeitschriften und im sozial-
demokratischen Kuckuck veröffentlicht.
Doliwa, Anton, geb. am 21. November 1905 in Luxem-
burg, erlernt die Fotografie beim Wiener Pressefoto-
grafen Stanislaus Wagner. Er ist Mitarbeiter der Fo-
toagentur Schostal, seit Mitte 1938 erscheinen die
Aufnahmen unter seinem Namen in der Presse. Er
fotografiert Sport, aber auch politische Veranstal-
tungen. Im Zweiten Weltkrieg ist er Mitglied einer
Propagandakompanie (PK) der deutschen Wehr-
macht. Nach 1945 arbeitet er als Theater- und Pres-
sefotograf in Wien.
Dorfner, Anita, geb. am 17. Oktober 1907 in Baden bei
Wien, absolviert 1923 bis 1925 eine Ausbildung an
der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien.
Seit 1932 erscheinen einige ihrer Bilder und Fotore-
portagen in der Presse. 1937 eröffnet sie in der Wie-
ner Operngasse 23, Wien 4, ein Atelier. Nach 1938
verlieren sich ihre Spuren.
Dornach, Karl, geb. am 7. Mai 1878 in Leogang, 1897
bis 1899 Ausbildung an der Grafischen Lehr- und
Versuchsanstalt in Wien, betreibt seit 1902 ein Fo-
toatelier in Innsbruck sowie seit 1927 Filialen in
Ehrwald, Seefeld und Gerlos. Ab Mitte der 1920er Jahre erscheinen seine Aufnahmen, u. a. Tiroler
Landschaften, Architektur und Fotoreportagen aus
dem ländlichen Leben, in Zeitungen und Zeitschrif-
ten. Er profitiert vom Nationalsozialismus und kann
nach 1938 problemlos weiterarbeiten. Er stirbt 1958
in Innsbruck.
Dulovits, Jeno˝, geb. am 22. Juni 1903 in Budapest, fo-
tografiert seit seiner Kindheit. Studium an der Uni-
versität Budapest, nach seinem Abschluss 1927
arbeitet er als Mathematiklehrer und daneben als
Fotograf und Filmkameramann. Er ist auf zahlrei-
chen Fotoausstellungen vertreten. Seine Bilder ver-
öffentlicht er, vertreten durch die Fotoagentur Ill-
Pho, auch in österreichischen Magazinen. Ab den
1930er Jahren publiziert er mehrere Bücher über
Fototechnik. Er stirbt am 24. Juli 1972 in Budapest.
Eggarter, Willy (Wilhelm), geb. am 29. Februar 1912
in Wiener Neustadt, 1929/30 Ausbildung zum Fo-
tografen an der Graphischen Lehr- und Versuchsan-
stalt in Wien, arbeitet seit 1932 als Pressefotograf
(Anmeldung des Gewerbes: 1933). Seine Sachauf-
nahmen, Straßen- und Genreszenen, Porträts und
Werbeaufnahmen sind von der Neuen Sachlichkeit
und dem Neuen Sehen beeinflusst. Seit Anfang der
1930er Jahre lebt er zeitweise in Paris, wo er zahl-
reiche Fotoreportagen aufnimmt. 1935 zieht er zur
Gänze in die französische Hauptstadt. Seine Bilder
erscheinen seit Anfang der 1930er Jahre u. a. in der
österreichischen illustrierten Presse und in Foto-
fachzeitschriften.
Eisenstaedt, Alfred, geb. am 6. Dezember 1898 in
Dirschau (Tczew, heute Polen), nach dem Ersten
Weltkrieg Kurzwarenverkäufer, beginnt 1927 Bilder
an die Presse zu verkaufen, seit 1929 arbeitet er als
freiberuflicher Pressefotograf. Er wird mit seinen
Porträts und Reportagen bekannt. 1935 emigriert
er in die USA, wo er mit seinen Reportagen in al-
len großen Zeitschriften vertreten ist. Er stirbt am
24. August 1965 in New York City.
Elbl, Oswald, geb. 1893, erlernt 1910 das Fotografie-
ren, seit Mitte der 1920er Jahre arbeitet er als Fo-
toamateur. Ab 1934 erscheinen seine Bilder in der
Presse. Es sind meist konservative Motive: Trach-
tenszenen, ländliche Arbeit, Land und Leute, Gen-
reszenen. Elbl steht der Heimatfotografie nahe.
Nach 1938 passt er sich problemlos an die neue po-
litische Situation an.
Ellinger, Karl (auch Carl), Atelierfotograf in Salzburg,
der seine Tätigkeit wenige Jahre nach der Jahrhun-
dertwende beginnt und vor dem Ersten Weltkrieg
ein eigenes Atelier betreibt. Nach dem Ersten Welt-
krieg arbeitet er auch für die Presse. Seit Beginn der
Salzburger Festspiele (1920) ist Ellinger der Fest-
spielfotograf. Er dokumentiert Jahr für Jahr Stars
und Aufführungen für die Presse. Den politischen
Umbruch 1938 übersteht er bruchlos, 1939 fotogra-
fiert er etwa Adolf Hitler während einer Festspielauf-
führung in einer Loge.
Ender, Karl, Wiener Amateurfotograf, seit ca. 1927
Mitglied der Photographischen Fachgruppe der
Volkshochschule Wien-Ottakring, ab 1928 ihr Ob-
mann, stellt seine Bilder seit Ende der 1920er Jahre
in zahlreichen Ausstellungen aus.
Erdélyi, Mór, geb. am 3. Dezember 1866, eröffnet
1888 ein Atelier am Budapester Elisabethplatz und
1891 ein zweites in der Lajos-Kossuth-Straße. Zu
seinen Kunden zählt die höhere bzw. aristokratische
Gesellschaft, er fotografiert u. a. deren Schlösser
und Wohnsitze. Seit Ende der 1890er Jahre arbeitet
er auch als Pressefotograf. Seine Aufnahmen, etwa
von gesellschaftlichen Großereignissen, erschei-
nen seit 1901 auch in österreichischen Illustrierten.
In der Zwischenkriegszeit arbeitet er als Pressefo-
tograf v. a. für die Zeitungen Új Ido˝k (Neue Zeiten) und Vasárnapi Újság (Sonntagsblatt). Er stirbt am 11.
März 1934 in Budapest.
Ernst, Leo, geb. am 28. April 1904 in Schwaz, Tirol,
arbeitet seit der Zwischenkriegszeit als Presse- und
Sportfotograf, um 1928 zusammen mit Fred Cesˇa-
nek, nach 1931 mit Albert Hilscher, 1938, nach dem
„Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische
Deutschland, kündigt Hilscher seinem Partner Ernst,
der jüdischer Herkunft ist, die Zusammenarbeit auf.
Er flüchtet in die USA und kehrt 1947 als Vertreter ei-
ner amerikanischen Agentur nach Österreich zurück,
wo er wieder als Pressefotograf tätig ist. Anfang De-
zember 1965 zieht er nach Los Angeles.
Exax, Alexander, geb. am 2. Dezember 1896 in Mürz-
zuschlag, 1911 bis 1914 Besuch der Graphischen
Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, 1914 bis 1917 als
jüngster österreichischer Kriegsfotograf im Kriegs-
pressequartier, Vertrieb der Bilder über die Fo-
toagentur Kilophot an die Presse. Nach dem Krieg
arbeitet er als Reise- und Porträtfotograf, ab 1925
ist er für eine Werbeagentur tätig. Nach 1945 lebt
er in Kärnten, wo er als Grafiker für die Wirtschafts-
kammer arbeitet. Er stirbt am 19. April 1994 in Kla-
genfurt.
Exinger, Otto, geb. am 22. Juni 1897 in Wien, arbeitet
als Maler und in der Werbebranche. Seit den spä-
ten 1920er Jahren ist er als Amateurfotograf tätig,
er fertigt, teilweise zusammen mit Franz Senkinc,
Sach- und Werbeaufnahmen im Stil der Neuen Sach-
lichkeit an. Er stirbt am 20. Juli 1957 in Wien.
Eywo, Hugo Ritter von, geb. am 13. Februar 1877 in
Wien, gründet 1914 die Fotoagentur „Wiener Pho-
to-Centrale“, seit 1914 ist er als Kriegsfotograf und
(Film-)Kameramann im Kriegspressequartier tätig.
Nach Kriegsende arbeitet er als Pressefotograf in
Wien und als Leiter der Fotoagentur. Er stirbt 1953
in Wartberg an der Krems.
Fabian, M., Pressefotograf in Brünn, seine Bilder wer-
den seit 1901 auch in österreichischen Zeitungen
veröffentlicht.
Fachet, Martin, geb. am 6. Juni 1872 in Böhmen, führt
seit 1901 ein Fotoatelier in Wien, veröffentlicht ge-
legentlich Presse- und Sportfotos (v. a. Fußball) in il-
lustrierten Zeitungen. Er stirbt am 7. November 1950
in Wien.
Fanta, Philipp, Wiener Amateurfotograf, seit ca. 1927
Mitglied der Photographischen Fachgruppe der
Volkshochschule Wien-Ottakring, ist seit Ende der
1920er Jahre auf Ausstellungen präsent.
Fayer, Georg, geb. 1892 in Budapest, Fotoausbildung
in Budapest, zieht 1916 nach New York, wo er als
Fotograf tätig ist. Nach dem Ersten Weltkrieg geht er
nach Wien und betreibt ab 1925 zusammen mit Carl
Pietzner jun. das Atelier „Pietzner & Fayer“. Parallel
dazu arbeitet der Fotograf auch unter dem Namen
„Fayer“. 1936 eröffnet er ein zusätzliches Atelier in
London, in dem auch seine Tochter Lilian Fayer ar-
beitet. Seit Mitte der 1920er Jahre veröffentlicht er
in der illustrierten Presse, v. a. Porträts und Theater-
bilder. 1938 wird sein Wiener Atelier zwangsweise
enteignet („arisiert“), Fayer, der jüdischer Herkunft
ist, flüchtet zunächst nach London, dann nach New
York, wo er erneut ein Atelier eröffnet. Er stirbt am
5. November 1950 in Cannes.
Fayer, Lilian, Tochter von Georg Fayer, erlernt 1935
bis 1937 im Londoner Atelier ihres Vaters das Foto-
grafieren. Sie führt die Wiener Filiale des Unterneh-
mens, in der Nachkriegszeit zusammen mit Georg
und Andreas Barylli.
Fein, Martha, verh. Spraider, geb. am 26. Juni 1894 in
Sloup, Mähren, besucht 1909 bis 1912 die Graphi-
sche Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und betreibt
ab ca. 1915 ein Atelier in Wien. In der Zwischen-
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang