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470 Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945
Franz Löwy, betreibt seit 1907 ein Atelier in Wien,
spezialisiert sich auf Architekturfotografie und ist
zusammen mit Albert Wiedling als Verleger tätig.
Der Verlag wird ab 1923 von Gerlachs Bruder Franz
zusammen mit Walter Wiedling geführt. Seit 1907
veröffentlicht Martin Gerlach jun. zu Themen der
Architektur und Stadtentwicklung in der illustrier-
ten Presse. In der Zwischenkriegszeit dokumentiert
er an führender Stelle die Bauprojekte des „Roten
Wien“, später des „Ständestaates“ und des natio-
nalsozialistischen Regimes. Er ist ein früher Sym-
pathisant der nationalsozialistischen Bewegung und
tritt 1942 der NSDAP bei. Er stirbt am 18. Juli 1944.
Nach seinem Tod wird der Fotobetrieb von der Wit-
we Anna Gerlach und ab 1947 als Geschäftsführer
vom Sohn Kurt Gerlach weitergeführt.
Glogau, Edith, geb. am 22. November 1898 in Wien,
1913 bis 1917 Besuch der Graphischen Lehr- und
Versuchsanstalt in Wien, Lehre im Atelier d’Ora, er-
öffnet im November 1925 ein eigenes Atelier. 1929
heiratet sie den Pressefotografen Hans Strenitz und
betreibt mit ihm gemeinsam das Atelier Strenitz-Kal-
mar, arbeitet aber weiterhin auch unter ihrem eige-
nen Namen. Ab 1926 veröffentlicht sie Porträts, vor
allem aber Mode- und Werbeaufnahmen in der illus-
trierten Presse. Im August 1938 flüchtet Glogau, die
jüdischer Herkunft ist, zusammen mit ihrem Mann
über Brünn nach New York. Sie arbeitet in Massa-
chusetts und Washington DC in mehreren Fotostu-
dios und eröffnet 1946 ihr eigenes Atelier in Was-
hington, D.C. Sie stirbt am 29. September 1970 in
Washington, D.C.
Goldhammer, Zsigmunt, Fotograf in Lemberg, der um
1900 auch gelegentlich Bilder in österreichischen il-
lustrierten Zeitungen veröffentlicht.
Gorny, Hein, geb. am 21. April 1904 in Witten, erlernt
die Fotografie als Autodidakt, arbeitet seit 1929 als
Fotograf, zunächst in Hannover, dann, ab 1931, in
Berlin. Er spezialisiert sich auf Porträts, Werbung,
Sach- und Industriefotografie und arbeitet z. T. in der
Tradition der Neuen Sachlichkeit. In den 1930er Jah-
ren erscheinen seine Aufnahmen gelegentlich in der
österreichischen Presse. Er stirbt am 14. Juni 1967
in Hannover.
Goszleth, Istvan, Fotograf in Budapest, veröffentlicht
um 1900 auch gelegentlich Pressefotos in österrei-
chischen illustrierten Zeitungen.
Grabkovicz, Hans, Wiener Fotoamateur, der im Stil der
gemäßigten Moderne arbeitet. Seit 1930 Teilnahme
an zahlreichen Fotoausstellungen und Publikation
von Bildern in Fotozeitschriften.
Gross Margarethe, verh. Michaelis, geb. am 6. April
1902 in Dzieditz (Österreichisch-Schlesien, heute
Dziedzice, Polen), besucht 1918 bis 1921 die Gra-
phische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, arbei-
tet 1921/22 als Assistentin im Atelier d’Ora und von
1922 bis 1927 im Atelier von Grete Kolliner, zieht
dann nach Berlin (und kurzzeitig nach Prag). In Ber-
lin ist sie von 1929 bis 1933 bei mehreren Fotogra-
finnen (u. a. Suse Byk und Yva) tätig. Seit 1933 ist
sie mit Rudolf Michaelis verheiratet, sie nennt sich
nun Margarethe Michaelis. Nach dem Machtantritt
der Nationalsozialisten flieht sie mit ihrem Mann,
der in der anarchistischen Bewegung aktiv ist, nach
Barcelona, wo sie im Bereich der Architektur-, Wer-
be- und Dokumentarfotografie tätig ist und als Foto-
journalistin arbeitet. Ihre Bilder erscheinen in zahl-
reichen illustrierten Zeitungen. Nach der Niederlage
der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg zieht
sie 1937 nach Paris und 1938 weiter nach London,
von wo sie 1939, nach Kriegsbeginn, nach Australi-
en emigriert. In Sydney eröffnet sie 1940 ein Foto-
studio, das sie bis Anfang der 1950er Jahre betreibt.
Sie spezialisiert sich auf Porträts und Tanzfotografie.
Sie stirbt am 16. Oktober 1985 in Melbourne. der Prager Illustrierten Pestry´ ty´den (Bunte Welt), für
die seine Mutter als Redakteurin arbeitete. Um 1930
publiziert er in Zeitungen und Zeitschriften über mo-
dernen Film und moderne Fotografie. In den 1930er
Jahren arbeitet er hauptsächlich als Filmregisseur,
u. a. macht er Auftragsarbeiten für den Schuhfab-
rikanten Bata, daneben entstehen weiterhin Fotos.
1939 emigriert er in die USA, wo er, teilweise zu-
sammen mit Maya Deren, als Avantgardefilmer tätig
ist. Er nennt sich nun Alexander Hammid. Er stirbt
am 26. Juli 2004 in New York City.
Hahn, Paul Edmund, geb. am 2. August 1897 in Straß-
burg, arbeitet zunächst als Journalist, ab 1927 ist
der fotografische Autodidakt von Frankfurt aus als
Pressefotograf tätig. Er beginnt schon früh Fotore-
portagen zu alltäglichen und sozialen Themen zu-
sammenzustellen, die in deutschen Illustrierten
erscheinen. Seit 1930 publiziert Hahn auch regel-
mäßig Fotoreportagen in Österreich. 1932 beendet
er seine fotografische Karriere und ab 1934 arbei-
tet wieder als Journalist. Er stirbt am 19. Dezember
1960 in Herford.
Hajek, Gustav, geb. am 27. April 1888, besucht 1903 –
1904 die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in
Wien, arbeitet als Pressefotograf mit dem Schwerpunkt
Sport in Wien. Von 1934 bis 1938 ist er in Belgrad
als Pressefotograf für die Fotoagentur „Illustracije“
tätig. Ab 1941 arbeitet er als Fotograf einer deut-
schen Propagandakompanie (PK) der deutschen
Wehrmacht an der Südostfront. Er stirbt im März
1967 in Wien.
Hajek-Halke, Heinz, geb. am 1. Dezember 1898 in
Berlin, verbringt seine Kindheit in Argentinien, zwi-
schen 1915 und 1923 (unterbrochen durch den Ers-
ten Weltkrieg) Studium an der königlichen Kunst-
schule in Berlin. Er arbeitet seit 1924 als Fotograf
im Bereich Werbung und Presse und experimentiert
daneben mit Schnitt- und Lichtmontagen, veröf-
fentlicht in Zeitungen und Zeitschriften, u. a. auch
in Österreich. Seit 1939 arbeitet er als Werksfoto-
graf für die Dornier-Werke in Friedrichshafen am Bo-
densee. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet er als
freischaffender Fotograf. 1949 wird er Mitglied der
Gruppe Fotoform, ab 1955 ist er Professor für Foto-
grafie an der Hochschule für bildende Künste in Ber-
lin. Er stirbt am 11. Mai 1983 in Berlin.
Halpern, J., Amateurfotograf in Wien. Er ist seit ca.
1929 Mitglied der Arbeiterfotogruppe der Natur-
freunde Meidling, stellt seine Bilder in den 1930er
Jahren in zahlreichen Ausstellungen aus und publi-
ziert Bilder in der Fotofachpresse.
Haluschka, Hugo, geb. am 17. September 1880 in
Wien, bis 1906 Studium der Rechtswissenschaft, ar-
beitet als Jurist, Fotopublizist und Amateurfotograf
in Graz. Er ist 1909 Gründungsmitglied der „Grazer
Kunstphotographischen Vereinigung“ und ab 1911
Schriftleiter der Zeitschrift Photographische Mittei-
lungen für die Alpenländer. Nach dem Ersten Welt-
krieg ist er ein wichtiger österreichischer Fotofunk-
tionär. Als Fotopublizist nimmt er gegen die neuen
Strömungen der Fotografie Stellung. 1927 Mitbe-
gründer des „Verbandes österreichischer Amateur-
photographen-Vereine“, dem er bis 1937 vorsteht.
Er ist in der Zwischenkriegszeit weiterhin ein Ver-
treter der kunstfotografischen Richtung, in seinen
eigenen Fotos (u. a. Porträts, Stadtansichten, Land-
schaften, Genreszenen, Heimatmotive) verfolgt er
ein konservatives Programm. Er stirbt am 6. Sep-
tember 1951 in Graz.
Hammer, Josef, Wiener Amateurfotograf, seit Ende der
1920er Jahre Mitglied der Photographischen Fach-
gruppe der Volkshochschule Wien-Ottakring, be-
teiligt sich an Fotoausstellungen und publiziert um
1930 in illustrierten Zeitungen.
Hannau, Hans, geb. am 5. August 1904 in Mödling,
Studium der Rechtswissenschaft, Promotion 1928,
Grünwald, Herbert, geb. am 20. Juni 1906 in Wien, ar-
beitet als Journalist und Amateurfotograf, veröffent-
licht seine Bilder in der Zwischenkriegszeit in Ma-
gazinen. 1938 emigriert Grünwald, der jüdischer
Herkunft ist, nach London, wo er unter dem Namen
Herbert de Gray als Porträt- und Filmfotograf tätig
ist. Er stirbt am 25. März 1985 in London.
Gutmann, Ludwig, geb. am 23. Juni 1869 in Schaffa
(Sˇafov), Mähren (heute Tschechien), betreibt seit
1905 ein Atelier in der Währinger Straße 18, Wien 9,
spezialisiert sich auf Porträts und Theaterfotografie,
liefert seit 1906 Aufnahmen, vornehmlich Porträts
von Bühnenstars und Rollenbilder, an die illustrier-
te Presse. 1938 wird sein Atelier zwangsenteignet
(„arisiert“), Gutmann, der jüdischer Herkunft ist,
wird 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort
am 18. April 1943 ermordet.
Guttmann, Simon, geb. am 15. November 1891 in
Wien, wächst in Berlin auf, lebt von 1915 bis 1918 in
Zürich, dann wieder in Berlin. Er verkehrt seit 1909
in künstlerischen und literarischen Kreisen und ist
bis Anfang der 1920er Jahre publizistisch tätig. Ab
ca. 1921 arbeitet er in der Fotoagentur von John
Graudenz. 1928 ist er einer der Mitbegründer der
Agentur „Deutscher Photodienst“ (Dephot), für die
Fotografen wie Otto Umbehr (Umbo), Harald Lechen-
perg, Kurt Hübschmann, Walter Bosshard und Felix
H. Man tätig sind. Bilder der Agentur Dephot werden
ab 1929 auch in österreichischen Medien veröffent-
licht. Nach der Machtübernahme der Nationalsozia-
listen in Deutschland im Jahr 1933 flüchtet Gutmann
nach Paris. 1936 gründet er in Zürich die „Press
Agency Zürich“, die 1937 in „Prisma Presse Service“
umbenannt wird. Vermutlich 1940 zieht er nach Lon-
don, wo er ab 1946 die Bildagentur „Report“ be-
treibt. Er stirbt am 13. Januar 1990 in London.
Haas, Robert, geb. am 16. April 1898 in Wien, be-
sucht von 1919 bis 1925 die Technische Hochschule
in Wien, von 1920 bis 1923 die Kunstgewerbeschu-
le, dann die Akademie der bildenden Künste, grün-
det 1925 zusammen mit dem Künstler Carry Hauser
das grafische Atelier und die Handpresse Officina
Vindobonensis, in dem er künstlerische Drucke, Pla-
kate und Kataloge herstellt und vertreibt (Gewer-
beschein seit 1927). Daneben entstehen grafische
(Plakate, Buchumschläge) und kalligrafische Arbei-
ten. 1937 gestaltet er eine überdimensionale Foto-
montage im Österreichpavillon der Pariser Weltaus-
stellung. 1930 bis 1932 erlernt er die Fotografie bei
der Wiener Atelierfotografin Trude Fleischmann. Seit
ca. 1935 arbeitet er auch als Pressefotograf für ös-
terreichische und internationale Zeitungen und Zeit-
schriften. Er widmet sich als Fotograf einem breiten
Themenspektrum, das von der Schilderung des All-
tags über soziale Themen, Porträts, technische Do-
kumentationen, Sachaufnahmen und Werbung bis
hin zu Landschafts- und Architekturbildern reicht.
Seit 1936 fotografiert er bei den Salzburger Fest-
spielen und veröffentlicht die Bilder in der Presse.
Ende September 1938 flüchtet Haas, der jüdischer
Herkunft ist, über London nach New York, wo er seit
1941 unter dem Namen „Ram Press“ ein Atelier für
Handpressendruck führt. In den 1940er und 1950er
Jahre fotografiert er daneben viel, u. a. Persönlich-
keiten des öffentlichen Lebens. Er unterrichtet an
mehreren Schulen und Universitäten Kalligrafie und
Drucktechniken. Er stirbt am 5. Dezember 1997 in
Valhalla, New York.
Hackenschmied (Hammid), Alexandr, geb. am 17. De-
zember 1907 auf der Durchreise seiner Eltern in
Linz als Alexander Siegfried Georg Smahel, aufge-
wachsen in Chrudim, einer kleinen Stadt unweit von
Prag. Ende der 1920er Jahre beginnt er als Autodi-
dakt zu fotografieren und avantgardistische Filme
zu machen. Seine ersten Fotos erscheinen 1929 in
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang