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32 | Einleitung
durch die Besitzer/innen selbst geschah.130 Differenzierter und wesentlich umfangrei-
cher ist der »Franziszeische Kataster«, der in verschiedenen Arbeitsabschnitten 1825 –
1827, 1831 – 1835 und 1842 angelegt wurde.131 Die Vermessungsarbeiten wurden bei
diesem Kataster von Geometern und Militärangehörigen durchgeführt, die in den
1820er Jahren auch das begleitende Kartenmaterial anfertigten.132 In den 1950er Jah-
ren edierte der Linzer Lokalforscher und Landesbeamte Franz Xaver Bohdanowicz
die Lagebücher und den Kataster für die ehemaligen Vorstädte und Vororte von Linz
(also nicht für die Stadt Linz selbst), wobei Bohdanowicz auf mehreren tausend Seiten
zusätzliche Informationen aus den Grundbüchern und anderen Quellen einfließen
ließ.133 Zwar beinhalten die Kataster eine große Informationsmenge, es handelt sich
aber – besonders tritt dies beim »Franziszeischen Kataster« zutage – um eine Quelle,
die gezwungenermaßen abstrahiert, auf eine Standardisierung und eine Reduktion von
Komplexität abzielt und mitunter
– als Querschnitt zu einem bestimmten Zeitpunkt
–
Stillstand suggeriert.134
Es hat sich insgesamt als schwierig erwiesen, zuverlässigere Zahlen zu Bereichen
städtischer Umwelt zu erheben, etwa zur Flächennutzung, zu Materialtransfers oder
zum Konsum : Für das 18. Jahrhundert sind generell nur wenige und eher punktuelle
Daten verfügbar, auch das umfangreiche Zahlenmaterial der Kataster ist – aufgrund
von wechselnden Zählbezirken und unterschiedlichen Kategorien bzw. Vereinfachun-
gen
– nur schwer mit früheren und späteren Angaben zu vergleichen. Dennoch finden
sich im Gefolge des »Franziszeischen Katasters« vermehrt lokale Statistiken und ab
den 1830er Jahren setzen die staatlichen Statistiken ein.135 Aber auch mit der zuneh-
menden Datenfülle sind nicht zwingend konsistente Zahlen zu erwarten : Es finden
sich Fehler, unklare Maße (besonders beim Brennholz) und wiederum neue Zähl-
bezirke, zudem wurde die Stadt Linz in zahlreichen Fällen unter dem viel größeren
Gebiet »Mühlkreis« subsumiert.136 Dennoch lässt sich auf dieser Basis ein Zugang zu
mittel- und längerfristigen Transformationsprozessen gewinnen, die in anderen Quel-
len nicht evident werden.
Umfangreich ist der Bestand an anderen gedruckten Quellen, deren Zahl besonders
in den letzten Jahrzehnten des 18.
Jahrhunderts und nochmals im Verlauf des 19.
Jahr-
hunderts deutlich anwuchs. Für Linz ist eine Zeitung, das »Lintzer Extract Blatl«
zwar schon seit den 1670er Jahren belegt, regelmäßig erschien eine regionale Zeitung
130 OÖLA, Josephinisches Lagebuch, HS 190 – 192 (Linz Stadt, Obere und Untere Vorstadt) ; vgl. Boh-
danowicz, Vorstädte, Bd. 1, 9, ders., Vorstädte, Bd. 2, 35 u. LR E1f, Reg. 448 (184f.).
131 OÖLA, Franziszeischer Kataster, No. 534 (Linz Stadt, Obere und Untere Vorstadt) u. OÖLA, Fran-
ziszeischer Kataster, No. 1090 (Urfahr) ; Bohdanowicz, Vorstädte, Bd. 1, 9 u. 467.
132 Online zugänglich über Doris, Urmappe oder Mapire, Franziszeischer Kataster.
133 Bohdanowicz, Vorstädte, ders., Urfahr, ders., Kleinmünchen.
134 Vgl. Scott, Seeing, 44 – 46.
135 Vgl. zum 19. Jahrhundert : Fuchs, Produktion, 32 – 38.
136 Ebd., 34f. u. 54f.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364