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Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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71Ausweitungen des Urbanen | ver« deutlich verbessert werden könne.185 Derartige visuelle Störungen wurden ab den 1820er Jahren zunehmend beseitigt : Der städtische Raum an der Unteren Donaulände wurde neu gestaltet, hölzerne Lagergebäude (»Stadl«) abgerissen und man begann, auch die Stadtbefestigung in diesem Stadtteil abzutragen. Der Schmiedtorturm wurde 1828 abgerissen und ab 1836 reduzierte man die Anzahl der hölzernen Verkaufsstände in der Stadt.186 Bis in die 1840er Jahre hatten sich die Ansprüche ausgeweitet : Nun kamen Kanalbauten und »Annehmlichkeiten« im öffentlichen Raum (wie z. B. Sitz- bänke) in den Blick,187 während man sich in einem Reisebericht aus den frühen 1840er Jahren erstaunt zeigte, dass »noch kein allgemeines Krankenhaus bestehe«.188 Ebenso symbolisierten neue Verkehrsinfrastrukturen die städtische Moderne, wie die spürbare Aufregung und Bewunderung in Reiseberichten und einzelnen Ego-Do- ku menten nahelegt :189 Die Wiener Dampfschiffe hätten »sehr elegant[e]« Salons ge- habt, hielt der Krumauer Ingenieur Josef Langweil anlässlich eines Linz-Besuchs zu Ostern 1848 in seinem Tagebuch fest. Nach einem Kanonenschuss und zwei Glocken- signalen sei ein Schiff zuerst »in einem schönen Bogen« ein Stück flussaufwärts gefah- ren und dann der Donau flussabwärts gefolgt. »Dieser Anblick reißt zur Bewunderung über den menschlichen Erfindungsgeist hin.«190 Eine überregionale Bühne betrat Linz mit dem Eisenbahnanschluss : Ab 1861 fanden  – zunächst im städtischen »Volksgar- ten« (vgl. Kap.  7. Geordnete und modifizierte Umwelt) und maßgeblich durch die Stadt finanziert  – »Volksfeste« statt, die an die Gewerbeausstellungen der 1840er Jahre anknüpften, dazu kamen weitere Großveranstaltungen mit überregionalem Einzugs- bereich wie Sänger- und Turnerfeste.191 Meines Erachtens steigerten sich die Vernetzung und der Vergleich mit anderen Städten ab der Mitte des 19.  Jahrhunderts deutlich  – Friedrich Lenger hat dies als »Städtekonkurrenz« bezeichnet.192 Einerseits bestand ein Spannungsfeld zwischen Metro pole und Provinz, andererseits konkurrierten die kleineren und mittleren regio- nalen Zentren untereinander. Vernetzung und Vergleich manifestierten sich deutlich im politischen Diskurs : Bei den Diskussionen um die Aufnahme eines Großkredits im November 1870 verwies man explizit auf das Beispiel anderer Städte,193 im Dezember 185 Murray, Handbook, 123. 186 Fink, Geschichte, 122 – 124. 187 Pillwein, Linz, Bd. 2, 25 ; Koch, Reise, 36. 188 Kohl, Reise, 24. 189 Vgl. Gugitz, Linz, 48 u. Gober, Linz, 166f. 190 Záloha, Tagebücher, 127f. 191 Lackner/Stadler, Fabriken, 29 u. 31 ; Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 185 ; vgl. Fink, Geschichte, 111f.; Der Oberösterreicher 1883, 175 – 177 ; Der Oberösterreicher 1884, 174 ; Commenda, Linz, 250. 192 Lenger, Metropolen, 171 ; vgl. dazu die Überlegungen von Hannes Stekl und Hans Heiss zur »Urba- nität« von Mittel- und Kleinstädten : Rumpler/Urbanitsch, Habsburgermonarchie, Bd. 9, 563f., 578f. u. 614 – 619. 193 Mittmannsgruber, Stadtverwaltung, 205. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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