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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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88 | Wasser Neben 62 Zimmern, 11 Kaufmannsgewölben und 2 Pferdeställen wies das Haus auch eine demonstrative Wasserinfrastruktur auf, die, wie in der »Linzer Zeitung« betont wurde, der »gute[n] Errichtung der Brunnen« in Neapel ähnele. Das Haus verfügte über zwei Pumpbrunnen, wovon einer das Wasser bis zum letzten Stockwerke brachte, was »nebst dem Angenehmen auch den weitern Vortheil [… aufwies], daß an Zeit und Lohn der Dienstbothen gewonnen wird, und man im Augenblick frisches und wohlfeiles Wasser erhält«.114 Auch zur Qualität des städtischen Wassers finden sich in den ersten Jahrzehn- ten des 19.  Jahrhunderts erstmals publizistische Überlegungen : Im Schloss gebe es, so Benedikt Pillwein in den 1820er Jahren, »das reinste und hellste Wasser«,115 ein Topograph der 1810er Jahre hielt fest, dass das Wasser aus der ständischen Wasserlei- tung »einen widrigen Geschmack hat, aber ziemlich klar und hell ist«,116 wobei dieses Wasser etwas später aber auch als »ein Mineralwasser« bezeichnet wurde.117 Dazu in- tensivierte sich besonders ab den 1820er und 1830er Jahren der Diskurs zum Baden und zu mit Gesundheit verbundenem Wasser : Ab diesem Zeitpunkt finden sich in der »Linzer Zeitung« regelmäßig Anzeigen von Solebädern (im Salzkammergut), Heil- quellen und Kuranstalten außerhalb von Linz,118 im nahen Kirchschlag scheint der Badebetrieb in den 1830er Jahren stark expandiert zu haben.119 In diesen Jahrzehnten gewann auch das Kaltwasserbaden in der Donau stark an Bedeutung : Aus der militäri- schen Schwimmschule beim »Fischer im Gries« (vgl. oben) entwickelte sich ein ziviler Bade platz, der ab 1822 mit einem Badefloß als »Schwimmanstalt« durch die Landes- regierung und später den Linzer Magistrat betrieben wurde.120 1846 errichtete man dort  – dem Vorbild anderer österreichischer Städte folgend  – ein Bassin und Kabi- nen.121 Daneben gab es ein Badehaus, das in den 1830er Jahren interessanterweise auf den Betrieb »mit reinstem Quellwasser« verwies.122 An der östlichen Peripherie der Stadt, im Spitzfeld (Untere Vorstadt), etablierte ein Gastwirt zur gleichen Zeit eine »Trink-Kur-Anstalt«, deren »Gartenanlagen« auch zur »Körperbewegung« einluden.123 Am Schullerberg, einem an einem Ausläufer des Freinbergs gelegenen peripheren Teil der Oberen Vorstadt, konstatierte die Stadt Linz zuerst einen »Wassermangel«. In 114 LZ, 29.7.1803 ; vgl. OÖLA, Neuerwerbungen, HS 74 (»Bau-Rechnung« Kremsmünsterer Haus, 1804), pag. 243, 292, 299 – 306. 115 Pillwein, Beschreibung, 276. 116 Gielge, Beschreibung, 136. 117 Schultes, Donau-Fahrten, 111. 118 Vgl. LR E7k, Reg. 8566, 8584 u. 8585 u. LR E7m, Reg. 11178, 11189, 11195 u. 11197. 119 Leonhartsberger, Freizeiträume, 101 – 103 ; Pfeffer, Kirchschlag, 31f. 120 LZ/IB, 4.7.1817 ; ebd., 29.5.1820 ; ebd., 22.7.1822 ; Pillwein, Wegweiser, 167 ; Pillwein, Beschreibung, 311f.; Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 85 ; vgl. zu Dresden und Wien : Butenschön, Geschichte, 277 u. Haidvogl et al., Wasser, 292 – 296. 121 Fink, Geschichte, 102 ; vgl. zu Graz : Allgemeine Bauzeitung 6 (1841), 51 – 56. 122 LZ/IB, 17.4.1835 ; Pillwein, Beschreibung, 311f. 123 LZ/IB, 25.4.1831. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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