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langsame Transition zur fossilen Energie |
272 Tonnen Stein- oder Braunkohle öffentlich ausgeschrieben,76 zwei Jahre später be-
zog man bereits »Wolfsegger Braunkohlen«.77 Bis in die 1850er Jahre stieg der städ-
tische Kohleverbrauch deutlich an : 1853 wurde für rund 2.800 Tonnen Stein- und
Braunkohle Verzehrsteuer bezahlt, das ergibt pro Kopf rund 100 Kilogramm.78 Vergli-
chen mit dem englischen Pro-Kopf-Verbrauch (für 1866) von 1,8 Tonnen in London
und 5,3 Tonnen in Manchester ist dies sehr wenig, es stellt aber eine erhebliche Stei-
gerung des Verbrauches der 1830er Jahre dar.79
Immer noch wurden weitaus größere Mengen an Brennholz in Linz konsumiert
– in
einer Masterarbeit wurde der Linzer Brennholzverbrauch für 1850 auf ca. 27.000 Ton-
nen und für 1860 auf ca. 28.000 Tonnen geschätzt.80 Das langsame Sinken des Brenn-
holzverbrauches (pro Kopf – vgl. Tab. 13) deckt sich mit der Entwicklung in Wien,
die dort Mitte der 1840er Jahre einsetzte.81 Vorerst blieb das Angebot groß : Holz
bildete eine häufige Gegenfracht der Pferdeeisenbahn aus Böhmen und dem Mühlvier-
tel und machte Anfang der 1840er Jahre ca. 15 Prozent der Gesamtfracht aus.82 Auf
der Teilstrecke Budweis–Linz wurden 1837 2.538 Klafter und 1843 5.024 Klafter
Brennholz befördert.83 Dies ist keine marginale Menge, wenn man bedenkt, dass große
Holzschiffe zu dieser Zeit 110 – 140 Klafter Brennholz fassten.84 Doch der Trans-
port von Brennholz sank seit den späten 1840er Jahren deutlich ab, 1856 wurden nur
noch 1.802 Klafter Brennholz befördert.85 Wesentlich bedeutender war in dieser Zeit
noch der Holztransport über die Donau : Allein im April 1849 wurden 10.616 Klafter
Brennholz »auf der oberösterreichischen Donau«, d. h. in beide Richtungen, verschifft,86
bis in die späten 1860er Jahre scheint die transportierte Holzmenge nicht abgenommen
zu haben (vgl. Tab. 12). Auch dass in den 1840er Jahren der städtische Holzplatz von
der Donaulände weg flussabwärts zur Wollzeugfabrik verlegt wurde, ist nicht als Indiz
für einen Bedeutungsverlust des Brennholzes zu werten, sondern ist eher Ausdruck
der für diesen Raum bestehenden Umgestaltungsambitionen, zudem lag der Holzplatz
nun außerhalb der Verzehrsteuerlinie.87 Noch in den 1860er Jahren lukrierte die Stadt
jährlich mit diesem Holzplatz Einnahmen von immerhin 1.200 fl.88
76 LZ, 17.7.1843.
77 LZ, 30.5.1845.
78 LAB, 25.7.1855 ; vgl. Starke, Kohlebergbau, 114 – 118.
79 Schott, Urbanisierung, 209 ; in Wien wurden um 1880 rund 624 Kilogramm Kohle pro Kopf und Jahr
verbraucht – vgl. Geschichte und Ergebnisse, 133.
80 Fuchs, Produktion, 64.
81 Brunner/Schneider, Umwelt, 178 ; vgl. Krausmann, City u. Gingrich/Haidvogl/Krausmann, Danube.
82 Sima, Pferdeeisenbahn, 120 ; Fuchs, Produktion, 91f.
83 Tafeln zur Statistik 17 (1844), unpag.
84 Donau in Oberösterreich, 31.
85 Fuchs, Produktion, 91f.; ÖB, 19.1.1857.
86 Donau in Oberösterreich, 32.
87 AStL, Altakten, Sch. 172 ; LZ, 2.6.1843 ; Fink, Geschichte, 72.
88 LAB, 20.1.1864.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364