Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Page - 119 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 119 - in Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900

Image of the Page - 119 -

Image of the Page - 119 - in Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900

Text of the Page - 119 -

119Die langsame Transition zur fossilen Energie | 272  Tonnen Stein- oder Braunkohle öffentlich ausgeschrieben,76 zwei Jahre später be- zog man bereits »Wolfsegger Braunkohlen«.77 Bis in die 1850er Jahre stieg der städ- tische Kohleverbrauch deutlich an : 1853 wurde für rund 2.800  Tonnen Stein- und Braunkohle Verzehrsteuer bezahlt, das ergibt pro Kopf rund 100  Kilogramm.78 Vergli- chen mit dem englischen Pro-Kopf-Verbrauch (für 1866) von 1,8  Tonnen in London und 5,3  Tonnen in Manchester ist dies sehr wenig, es stellt aber eine erhebliche Stei- gerung des Verbrauches der 1830er Jahre dar.79 Immer noch wurden weitaus größere Mengen an Brennholz in Linz konsumiert  – in einer Masterarbeit wurde der Linzer Brennholzverbrauch für 1850 auf ca. 27.000  Ton- nen und für 1860 auf ca. 28.000  Tonnen geschätzt.80 Das langsame Sinken des Brenn- holzverbrauches (pro Kopf  – vgl. Tab.  13) deckt sich mit der Entwicklung in Wien, die dort Mitte der 1840er Jahre einsetzte.81 Vorerst blieb das Angebot groß : Holz bildete eine häufige Gegenfracht der Pferdeeisenbahn aus Böhmen und dem Mühlvier- tel und machte Anfang der 1840er Jahre ca. 15  Prozent der Gesamtfracht aus.82 Auf der Teilstrecke Budweis–Linz wurden 1837 2.538  Klafter und 1843 5.024  Klafter Brennholz befördert.83 Dies ist keine marginale Menge, wenn man bedenkt, dass große Holzschiffe zu dieser Zeit 110 – 140  Klafter Brennholz fassten.84 Doch der Trans- port von Brennholz sank seit den späten 1840er Jahren deutlich ab, 1856 wurden nur noch 1.802  Klafter Brennholz befördert.85 Wesentlich bedeutender war in dieser Zeit noch der Holztransport über die Donau : Allein im April 1849 wurden 10.616  Klafter Brennholz »auf der oberösterreichischen Donau«, d. h. in beide Richtungen, verschifft,86 bis in die späten 1860er Jahre scheint die transportierte Holzmenge nicht abgenommen zu haben (vgl. Tab.  12). Auch dass in den 1840er Jahren der städtische Holzplatz von der Donaulände weg flussabwärts zur Wollzeugfabrik verlegt wurde, ist nicht als Indiz für einen Bedeutungsverlust des Brennholzes zu werten, sondern ist eher Ausdruck der für diesen Raum bestehenden Umgestaltungsambitionen, zudem lag der Holzplatz nun außerhalb der Verzehrsteuerlinie.87 Noch in den 1860er Jahren lukrierte die Stadt jährlich mit diesem Holzplatz Einnahmen von immerhin 1.200  fl.88 76 LZ, 17.7.1843. 77 LZ, 30.5.1845. 78 LAB, 25.7.1855 ; vgl. Starke, Kohlebergbau, 114 – 118. 79 Schott, Urbanisierung, 209 ; in Wien wurden um 1880 rund 624  Kilogramm Kohle pro Kopf und Jahr verbraucht  – vgl. Geschichte und Ergebnisse, 133. 80 Fuchs, Produktion, 64. 81 Brunner/Schneider, Umwelt, 178 ; vgl. Krausmann, City u. Gingrich/Haidvogl/Krausmann, Danube. 82 Sima, Pferdeeisenbahn, 120 ; Fuchs, Produktion, 91f. 83 Tafeln zur Statistik 17 (1844), unpag. 84 Donau in Oberösterreich, 31. 85 Fuchs, Produktion, 91f.; ÖB, 19.1.1857. 86 Donau in Oberösterreich, 32. 87 AStL, Altakten, Sch. 172 ; LZ, 2.6.1843 ; Fink, Geschichte, 72. 88 LAB, 20.1.1864. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
back to the  book Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900"
Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Transformationen städtischer Umwelt