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226 | Geordnete und modifizierte Umwelt
1880er Jahren : Die Verwandlung der Sandgruben am Bauernberg, die der Brauerei
Hatschek gehörten, in eine Parkanalage war ein Projekt des Verschönerungsvereins,180
1884 beschloss der Gemeinderat die Begrünung des »Marktplatzes« der Neustadt (des
heutigen Hessenplatzes) und ab dem Jahr 1885 war ein eigener »Stadtgärtner« an-
gestellt, der die in städtischem Besitz stehenden Grünflächen betreute.181 Dennoch
wurde in einem 1887 erschienenen Zeitungskommentar zur Linzer Luft einen Mangel
an öffentlich zugänglichen Grünräumen konstatiert : Im Linzer Stadtgebiet bestün-
den außer der Promenade und dem Volksgarten nur Privatgärten, Grünräume wie
der Frein- oder Bauernberg und die Strasserinsel seien viel zu weit vom Stadtzentrum
entfernt. Die Promenade sei deutlich zu klein, denn dort »verschwindet der von den
wenigen Bäumen ausgeathmete Sauerstoff ganz gegenüber den Ausdünstungen und
Rauchmengen, welche den dicht herum stehenden Häusern und den im Verhältnisse
zur Fläche zahlreichen Passanten entstammen«. Die zunehmende Verbauung ver-
schlechtere die Luft und besonders in der Neustadt fehle eine größere Parkanlage, wie
sie in Städten wie Wien oder München bestehe oder in Planung sei.182 Tatsächlich
blieb öffentlich zugängliches, städtisches Grün bis zum Ende des 19.
Jahrhunderts auf
die oben genannten Grünräume und die Begrünung des Umschlagplatzes beschränkt,
auch der 1888 beschlossene »Generalregulierungsplan« war von einer weitgehenden
Absenz von innerstädtischen Grünflächen gekennzeichnet.183
Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur
Wie auch die Sauberkeit und die Wasserinfrastruktur blieb die Straßenbeleuchtung
lange Zeit eine Agenda, die durch die Hausbesitzer übernommen werden musste. Im
Rahmen der Feuerordnungen wurde regelmäßig die private Zuständigkeit für die
Außenbeleuchtung festgehalten, die mit Öllampen und Kienspänen erfolgte.184 Die
Verwendung von Kerzen blieb, da relativ teuer, meist auf den innerhäuslichen Einsatz
beschränkt, bei Dienstleistungen, die Kerzenlicht erforderten (z. B. Senkgrubenräu-
mungen), wurden die Kerzen gesondert abgerechnet.185
Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts kam es – ausgehend von größeren Städten wie
Paris, London, Amsterdam oder Wien
– zu einer Expansion der bislang rudimentären
Straßenbeleuchtung : Einerseits ging es um Repräsentation, um die »Eroberung der
Botanische Gärten gegeben, die aber nur begrenzt zugänglich waren – vgl. Promitzer/Speta, Naturge-
schichte, 60 u. LZ, 15.3.1856.
180 Berger, Gärten, 88 ; Leonhartsberger, Freizeiträume, 66 ; vgl. Linz a./d. Donau, 138.
181 RB 1885, 108f.
182 LTP, 12.6.1887.
183 Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 144.
184 Kutschera, Straßenbeleuchtung, 348.
185 Vgl. LR BIIG3, Reg. 1505 (3f.) u. LR BVI2, Reg. 1198 (122 – 167).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364