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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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87Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse | Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse Das Wasserversorgungssystem blieb bis zur Mitte des 19.  Jahrhunderts von erheblichen Kontinuitäten gekennzeichnet :104 Der Topograph Benedikt Pillwein zählte Mitte der 1830er Jahre 16 öffentliche Brunnen, also kaum mehr, als es vermutlich bereits im ausgehenden 18.  Jahrhundert gegeben hatte.105 Bestehende Nutzungen und Praktiken wurden fortgeschrieben,106 auch die Bauordnung für Linz und Salzburg aus dem Jahr 1846 sah die Errichtung von Hausbrunnen »in der Regel, und wo es möglich ist«, bei Neubauten vor.107 Die wenigen Wasserleitungen scheinen sich kaum verändert zu haben : In einzelnen Fällen wurden  – wie schon im 18.  Jahrhundert  – Nutzungen des Überwassers genehmigt,108 signifikante Erneuerungen unterblieben jedoch, und die in den 1830er und 1840er Jahren erfolgte grundbücherliche Eintragung des Rohr- verlegungsrechtes für die ständische Wasserleitung deutet ebenso auf die intendierte Persistenz dieser Infrastruktur hin.109 Auch die Ausgaben der Stadt für die Wasser- versorgung waren  – anders als in anderen Bereichen  – kaum angestiegen. 1849 hatte man für die Wasserinfrastruktur 489  fl 12  kr ausgegeben, hingegen im gleichen Jahr für Säuberung und Beleuchtung der Stadt das mehr als 18-Fache.110 Dennoch zeichnen sich Veränderungen ab : Einerseits reagierte man auf einen realen (oder befürchteten) Wassermangel in der Stadt, andererseits scheint die Frage nach der Qualität der Wasserversorgung an Bedeutung gewonnen zu haben. Ein Mangel konnte sich aus einer Vermehrung der Nutzer/innen ergeben, aber ebenso aufgrund neuer Praktiken entstehen : Die Feuerordnung aus dem Jahr 1808 forderte explizit ein, »die öffentliche Sprüngbrünne und Wasserbehälter nach Gelegenheit des Orts, und nach Erforderniß der umliegenden zahlreicheren, oder wichtigeren Gebäude zu vermehren«,111 und auch das seit den frühen 1820er Jahren praktizierte Aufspritzen einzelner städtischer Straßen und Plätze während der Sommermonate (vgl. Kap.  7. Geordnete und modifizierte Umwelt) erhöhte den realen  – oder gefühlten  – Bedarf an Wasser.112 Dass es durchaus neue Bedürfnisse im Hinblick auf das Wasser gab, zeigt das beim Landhaus nach dem Stadtbrand neu errichtete Freihaus in der Theatergasse :113 104 Dies ist auch für Salzburg festgestellt worden  – vgl. Ebner/Weigl, Wasser, 91 – 93. 105 Pillwein, Wegweiser, 167. 106 AStL, HS 152 (Oberkammeramt Ausgaben 1830), pag. 236. 107 LZ, 13.4.1846. 108 LR BIIA36, Reg. 18998 (23f.) ; AStL, Altakten, Sch. 171 ; GRP 1850, fol. 219b. 109 OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 447, D.XV.3/No.  62. 110 AStL, HS 192 (Oberkammeramt Ausgaben 1849), pag. 624. 111 Feuer-Ordnung, 29. 112 LZ/IB, 12.4.1822. 113 Ehemaliges Freihaus Thürheim, 1800 abgebrannt, danach Kauf durch Khevenhüller, heute Altstadt 30 resp. Promenade 26 (Kreczi, Häuserchronik, 24) ; die Baurechnung und eine Hausbeschreibung finden sich in : OÖLA, Neuerwerbungen, HS 74 (»Bau-Rechnung« Kremsmünsterer Haus, 1804). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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