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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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242 | Natur der Städter – Natur für Städter Konflikte und die Unklarheit der Finanzierung verzögerten die Umsetzung deutlich.93 Schließlich wurde ein repräsentativer Neubau ab 1884 errichtet und als »Francisco- Carolinum« (benannt nach dem den Verein protektionierenden Erzherzog Franz Carl) im Mai 1895  – in Anwesenheit des Kaisers  – eröffnet.94 Naturraum Um- und Hinterland Städter nutzten, veränderten oder schufen nicht nur Grünräume in der Stadt, sondern auch solche im Um- und Hinterland. Dabei wirkten diese Nutzungen  – etwa über Naturvorstellungen  – wesentlich auf die Stadt zurück.95 Nimmt man die Erwähnung in Quellen als Indikator, dann kam es in den letzten Jahrzehnten des 18.  Jahrhun- derts zu einem deutlichen Anstieg der Freizeitnutzung von stadtnaher Natur, was als Ausdruck neuer Möglichkeiten und Ambitionen des expandierenden Bürgertums gedeutet wird.96 Für die erste Hälfte des 18.  Jahrhunderts sind Hinweise auf die Freizeitnutzung des Linzer Um- und Hinterlandes rar und verstreut und sie betreffen  – nicht überra- schend  – eher Angehörige der städtischen Oberschichten. 1720 richtete der Verwalter der Linzer Niederlassung des Deutschen Ordens brieflich Grüße von drei adeligen Frauen aus, die »aus der Statt heraus spazieren gefahren« waren ;97 die Ausgabenrech- nungen des Patrizierhaushaltes Thürheim dokumentieren für die 1710er Jahre Fahr- ten  – vermutlich zur Jagd  – in den westlich von Linz gelegenen Kürnberger Wald und eine Fahrt nach Kirchschlag.98 Die Reiseberichte dieser Zeit, die in nicht über- aus großer Zahl vorliegen, fokussierten meist nur den unmittelbaren Stadtraum, nur vereinzelt wurde das Linzer Um- und Hinterland thematisiert (und besucht).99 Ein kaiserlicher Gesandter, der auf der Donau nach Wien unterwegs war und Ende No- vember 1698 in Linz kurz Halt machte, verwies darauf, dass im Sommer ins südöstlich von Linz gelegene Zizlau »viel von Linz herauß […] komen hier die guete Fisch zu essen«.100 Es ist aber davon auszugehen, dass in der ersten Hälfte des 18.  Jahrhunderts im Linzer Um- und Hinterland einzelne Infrastrukturen der Naturnutzung bestanden. Am stadtnahen Freinberg besaß das »Jägermayrhäusl«  – vermutlich ein altes Forst- haus  – schon vor den 1740er Jahren ein Ausschankrecht,101 in einem Häuserverzeich- 93 LR BVI3, Reg. 1749 (156) ; Wimmer, Geschicke, 5 – 12. 94 Kunstdenkmäler, Bd. 2, 219f.; RB 1884, 23f.; RB 1895, 309 u. 311f.; Wimmer, Geschicke, 2 u. 38. 95 Hays, Role, 78 – 80 ; Williams, Nature, 80 – 82 ; Culver, Confluences, 561f. u. 568. 96 Clark, Cities, 193. 97 LR CIIIH1 – 3, Reg. 396 (250f.). 98 LR BIIG8, Reg. 4999 (84). 99 Willebrand, Berichte, 349. 100 Pillich, Donaureise, 509. 101 LR BVIII2, Reg. 885 (73f.) ; Benesch, Freinberg, 106. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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