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137Dritter
bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland |
möglicherweise Schlachtungen zuzuschreiben ist : Für die Obere Vorstadt wurden 202
resp. 390 Kühe, 156 resp. 259 Schweine und 76 resp. 243 Schafe angegeben, für die
Untere Vorstadt 219 resp. 295 Kühe, 60 resp. 74 Jungrinder, 130 resp. 239 Schafe, 239
resp. 357 Schweine und 80 Ziegen. Insgesamt wurde festgestellt, dass bei »größeren
Wirtschaften« 10 bis 12 Kühe, 4 bis 6 Jungrinder, 15 bis 30 Schafe und 12 bis 20
Schweine anzutreffen seien.195 Der Tierbesitz von nichtbäuerlichen Haushalten zur
Selbstversorgung ist kaum sichtbar : Im Ursulinenkloster wurde 1740 die Kuhhaltung
aus Kostengründen aufgegeben, die Schweine blieben aber.196 In den 1730er Jahren
kritisierte ein Rechnungsprüfer die Haltung einer Kuh im Linzer Waisenhaus als un-
wirtschaftlich – man kaufe ohnehin Milch und Butter an. Zu dieser Zeit gab es dort
auch Schweine, angeblich hatte der Verwalter – widerrechtlich, wie betont wurde –
sechs eigene Schafe ins Waisenhaus mitgebracht.197 Vereinzelt dokumentieren Inven-
tare – häufig bei Bäckern – den Besitz von Schweinen ;198 der Beitrag dieses Kleinbe-
sitzes zur städtischen Ernährung ist aber nicht abzuschätzen.
Infolge der Lage an Donau und Traun waren im Linzer Raum auch Fischer tätig,
die jedoch nur geringe Mengen an Fisch für den städtischen Bedarf bereitstellten :
Durch den Magistrat Linz wurde das Fischereirecht, das von Margarethen bis zur Do-
nauinsel reichte, im frühen 19. Jahrhundert nur an einen Pächter und um einen gerin-
gen Betrag (jährlich 8 fl CM) vergeben, auch das »Josephinische Lagebuch« notierte
für die Donau in St. Peter und an der Traun nur eine Handvoll Fischer mit geringen
Erträgen.199
Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland
Die meisten Lebensmittel wurden außerhalb der Stadt und der Vorstädte produziert,
wobei die Herkunftsregionen nach Produkten und zudem nach Preisen variierten. Ein
großer Teil der Lebensmittel kam aus dem Umland, das ebenso durch Ackerwirtschaft
und Obstanbau geprägt war. Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war
195 OÖLA, Franziszeischer Kataster, No. 534 (Operat 2, Linz Obere Vorstadt, Katastralschätzungs-Ela-
borat, undat.) ; ebd. (Operat 2, Linz Obere Vorstadt, Beantwortung Fragen Gemeinde Waldegg, 13.1.
1831) ; ebd. (Operat 2, Linz Untere Vorstadt, Katastralschätzungselaborat, undat.) ; ebd. (Operat 2,
Linz Untere Vorstadt, Beantwortung Fragen Gemeinde Lustenau, 25.1.1831).
196 LR E1b, Reg. 1616 (65).
197 LR BIIG5, Reg. 2559 (51) ; ebd., LR BIIG5, Reg. 2630 (67f.).
198 Vgl. LR BIIB2, Reg. 509 (29) ; LR BIIB3, Reg. 1422 (182f.).
199 AStL, Altakten, Sch. 31 ; AStL, HS 1108 (Stadtratsprotokoll 1827), fol. 52a ; AStL, HS 151 (Ober-
kammeramt Empfang 1830), pag. 15 ; Bohdanowicz, St. Peter, 196f.; Fangzahlen für das 19. Jahrhun-
dert sind mir nicht bekannt, die geringen Pachtzahlungen sprechen aber nicht für sehr hohe Erträge
(vgl. AStL, HS 191 [Oberkammeramt Empfang 1850], pag. 75 u. AStL, HS 236 [Kammeramt Emp-
fang 1870], pag. 43) ; für 1904 wurde ein Fang von nur rund 11 Tonnen im »Linzer Donaurevier«
angegeben – Jungwirth et al., Donau, 183.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364