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2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900
Naturräume
Für eine Stadt sind und waren die naturräumlichen Settings, d. h. die klimatischen Be-
dingungen, die Bodenverhältnisse und die hydrologische Situation prägend.1 William
Cronon hat die Bedeutung der naturräumlichen Faktoren für den Aufstieg Chicagos
zu einem überregionalen Zentrum betont : Einerseits gab es über Wasserwege eine
gute Verbindung zu den Städten des Ostens, andererseits ermöglichte die Lage am
Lake Michigan einen Zugang zu den nördlichen Wäldern, während die fruchtbaren
Böden und klimatischen Bedingungen des Hinterlands günstige Voraussetzungen für
die landwirtschaftliche Produktion boten.2 Vielfach finden sich Stadtgründungen an
einem schiffbaren Gewässer, oft auch an Stellen, an denen Flussläufe überschritten
werden konnten oder die zu breaks in transport – also etwa zum Umladen von Waren –
nötigten.3 Für die Genese von Linz war die Lage an der Donau entscheidend : Hier
floss die Donau aus einem engen Durchbruchstal in eine Ebene hinaus, was einen ein-
facheren Flussübergang ermöglichte. Es kreuzten sich Handelswege aus dem Norden
(Böhmen) und aus dem Süden resp. Südwesten, zudem mündete der Fluss Traun, der
das Alpenvorland mit der Donau verband und besonders für den Holz- und Salztrans-
port von erheblicher Relevanz war, nur 6 Kilometer südöstlich vom Stadtzentrum in
die Donau.4 Die hohe Bedeutung der Donau prägte Linz auch in stadtmorphologi-
scher Hinsicht – bis ins 19. Jahrhundert blieb die Stadt deutlich auf die Donau hin
ausgerichtet.5
Die Stadt des 18. Jahrhunderts befand sich auf den Hügeln im Westen und auf
der Ebene zur Donau hin, die Vorstädte schlossen im Westen, Süden und Osten an
die Stadt an, im Norden bildete die Donau die Stadtgrenze. Eine stärkere vorstäd-
tische Bebauung existierte schon in der Frühen Neuzeit entlang der Verkehrsachse
»Landstraße« im Süden, die eine Verbindung zwischen der Donau und überregionalen
Straßen herstellte, zudem bestand im Osten in der Nähe des Donauufers eine zweite,
aber nicht sehr dichte vorstädtische Ansiedlung.6 Auf der gegenüberliegenden Seite
der Donau lag die Ortschaft Urfahr, die – in funktionaler Hinsicht – eher als weitere
Linzer Vorstadt zu sehen ist. Urfahr wies bis ins 19. Jahrhundert eine überschaubare
Größe auf, verfügte über einen Siedlungskern bei der Brücke und über eine dünne
1 Melosi, America, 159f.
2 Cronon, Metropolis, 33f., 60f., 72f., 98 – 100. u. 151 – 184.
3 Culver, Confluences, 554f.; vgl. Schott, Fluss, 141 – 143.
4 Mayrhofer, Linz, unpag.
5 Mayr, Reiseführer, 21 – 23.
6 Mayrhofer, Linz, unpag.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364