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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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141Modifikationen der Lebensmittelversorgung | Modifikationen der Lebensmittelversorgung Bereits in den 1760er Jahren war in Linz als merkantiles Projekt der Landstände und des Kaiserhofes eine »Agricultur-Societät« gegründet worden, von der eine Moderni- sierung der Landwirtschaft ausgehen sollte. Diese Gründung blieb aber offenbar ohne umfangreiche Aktivitäten, erst mit der Etablierung einer Lehrkanzel für Landwirt- schaft am Linzer Lyzeum 1808 setzten sich die Modernisierungsdiskurse fort. Da- mit verbunden war 1810 der Ankauf eines »Musterhofes« in der Linzer Vorstadt, der einerseits für den praktischen Unterricht gedacht war, andererseits als Vorbild für moderne landwirtschaftliche Bewirtschaftungsmethoden (v.a. Propagierung der Fruchtfolge und des Kartoffelanbaus) fungieren sollte.226 Dieser Betrieb (der ehema- lige Taschlbauer) war am südlichen Rand der Vorstädte gelegen und kam mit über 32  Joch Äckern und Gärten, zwei Pferden, zwei Ochsen, rund zehn Kühen (ohne Jungvieh), zehn Schweinen und hundert Hühnern einem Großbetrieb gleich.227 Die 1825 erfolgte Auflassung und Versteigerung des Musterhofes lässt sich als ein Hin- weis auf die mangelnde Strahlkraft derartiger Projekte zu dieser Zeit lesen  – bereits vor dem Ankauf waren die Landstände skeptisch gewesen und hatten darauf verwie- sen, dass die Landwirtschaft vor Ort ohnehin ein »Vorbild« sei.228 Mit der Gründung des »k.k. Landwirthschafts-Vereins für Oberösterreich« und den landwirtschaftlichen Ausstellungen und Vorführungen im Volksgarten betrat die Agrarmodernisierungs- diskussion um die Mitte des 19.  Jahrhunderts wieder eine städtische Bühne.229 Wenn man die Erntemengen betrachtet (vgl. Tab.  20), scheint der Reformdiskurs nicht zu großen Veränderungen in der Landwirtschaft des Umlandes geführt zu haben. Roman Sandgruber hat für den oberösterreichischen Pflanzenbau in der zweiten Hälfte des 19.  Jahrhunderts eine Phase der Stagnation konstatiert, den er vor allem auf die un- garische Konkurrenz beim Getreideanbau zurückführt.230 Der Großraum von Linz blieb aber trotz »der Umwälzungen, welche der moderne Cerealienverkehr hervorge- rufen hat«  – gemeint sind hier die umfangreichen ungarischen Weizenimporte  –, vom Ackerbau geprägt.231 Relevanter waren Verluste lokaler Produktionsflächen infolge von Überbauung und Umnutzung.232 Fast jede Erweiterung der Stadt betraf landwirtschaftlich genutzte Flä- 226 LR BIIA38, Reg. 19311 (78 – 83) ; Pillwein, Beschreibung, 227f.; Stauber, Ephemeriden, 371 – 375 ; vgl. Hoffmann/Meixner, Wirtschaftsgeschichte, Bd. 1, 291 u. Rumpler/Urbanitsch, Habsburgermonarchie, Bd. 8, 229f. 227 Pillwein, Beschreibung, 227f.; Heinse, Linz, 1. Aufl., 33. 228 LZ/AB, 3.1.1825 ; LR BIIA41, Reg. 19887 (66f.) ; Fink, Geschichte, 83. 229 Pillwein, Linz, Bd. 2, 26 ; Stauber, Ephemeriden, 374f.; Der Oberösterreicher 1884, 173f.; Statistischer Bericht 1876, XXI ; vgl. Mayrhofer, Donaustadt, 153. 230 Sandgruber, Lebensstandard, 277. 231 Foltz, Statistik, 79 ; Linz a./d. Donau, 10 (Zitat). 232 Vgl. zu Wien : Brunner/Schneider, Umwelt, 42. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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