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118 | Energie und Biomasse
Die langsame Transition zur fossilen Energie
In den 1830er und 1840er Jahren begann in Linz die Nutzung fossiler Energieträger.68
Versuche, das Holz zu substituieren, hatte es bereits im 18. Jahrhundert gegeben : In
den 1760er und 1770er Jahren drängten landesherrschaftliche Verordnungen auf die
Förderung und Nutzung von Torf und Kohle ; in der »Linzer Zeitung« aus dem Jahr
1771 findet sich sogar eine Anzeige, die Lieferungen von Mühlviertler Torf nach Linz
bewarb.69 Erneut wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von staatlicher Seite die Nut-
zung der oberösterreichischen Braunkohle propagiert : 1800 legte die Hofkammer den
Linzer Militärbehörden wiederholt nahe, die »Behaitzung mit Kohlen so viel mög-
lich einzuführen«.70 Auf die häusliche und gewerbliche Energienutzung in Linz hatte
dies noch keine umfangreicheren Auswirkungen, denn Angebot und Nachfrage dieser
neuen Brennstoffe waren begrenzt : Im Jahr 1834 passierten erst 5 Tonnen Kohle die
Verzehrsteuerlinie.71 Dies wären 0,25 Kilogramm Kohle pro Kopf, was deutlich unter
dem Durchschnittsverbrauch in der Habsburgermonarchie zu diesem Zeitpunkt lag ;
in Wien wurden 1831 bereits rund 10 Kilogramm verbraucht.72
Offenbar steigerte sich erst mit dem Beginn der Dampfschifffahrt die Nachfrage
nach Kohle. Als im September 1837 das erste Dampfschiff Linz von Wien aus erreicht
hatte, wurde die vor Ort bereitgehaltene Kohle – so war in einem zeitgenössischen
Zeitungsbericht zu lesen – als »unbrauchbar« eingestuft und deshalb verwendete man
auf der Rückfahrt Holz.73 Die für die Schifffahrt notwendige Steinkohle wurde ab
1838 mit der Pferdeeisenbahn aus Böhmen nach Linz gebracht, 1840 transportierte
die Pferdeeisenbahn bereits über 3.000 Tonnen Steinkohle, die aber vermutlich zum
größten Teil nicht in Linz verbraucht wurden.74 Ab den 1840er Jahren kam zudem
Braunkohle aus dem Hausruckviertel in die Stadt : Die Braunkohlevorkommen bei
Wolfsegg wurden schon seit den 1760er Jahren genutzt, aber erst mit der Anbindung
an die Pferdeeisenbahn und an die Eisenbahn (1848/1849 resp. 1854 und 1859/1860)
steigerte sich der überregionale Absatz.75 In den Linzer Quellen ist Kohle ab den
1840er Jahren deutlich präsenter, besonders staatliche Stellen scheinen gezielt als
Nachfrager aufgetreten zu sein. 1843 hatte die Linzer Garnison die Lieferung von
68 Vgl. dazu allgemein Kander/Malanima/Warde, Power, 60 – 62 u. 131 – 138.
69 Luca, Landeskunde, Bd. 1, 302f. u. 315 ; Luca, Landeskunde, Bd. 2, 55 ; vgl. Hoffmann/Meixner, Wirt-
schaftsgeschichte, Bd. 1, 297 – 299.
70 LR CIIIG, Reg. 1436 (410) ; ebd., Reg. 1447 (415).
71 Tafeln zur Statistik 7 (1834), unpag.
72 Schott, Urbanisierung, 175 ; Geschichte und Ergebnisse, 133.
73 In der »Linzer Zeitung« ist einmal von »Steinkohlen«, dann wiederum von »Braunkohlen« die Rede, es
handelte sich vermutlich um Letzteres – vgl. LZ, 25.9.1837 u. LZ, 9.10.1837.
74 Tafeln zur Statistik 17 (1844), unpag.; vgl. Sima, Pferdeeisenbahn, 120f.
75 Starke, Kohlebergbau, 35 – 46 u. 145 – 160.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364