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50 | Kontexte : Linz 1700 bis 1900
wirksam wurde.51 Ein ausschlaggebendes Argument war die Tatsache der sich ohne-
hin vollziehenden städtischen Expansion, wie auch ein Linzer Gemeinderat betonte :
»Nun sind wir aber […] in der Neustadt bereits bis zur Eisenbahn hingekommen
und können dort nicht erweitern«, da die dortigen Gründe von der Eisenbahn nicht
verkauft würden. Mit der Erweiterung sei es möglich, »doch für eine gewisse Reihe
von Jahren von 30, 40 oder 50 Jahren vorzusorgen«.52 Damit hatte sich die Stadtfläche
im 19. Jahrhundert mehr als verdreifacht und war von fast 6 Quadratkilometern (mit
Vorstädten) auf 19,53 Quadratkilometer (ab 1873 mit Waldegg und Lustenau) ange-
wachsen (vgl. Abb. 4 u. 7).53
Interessanterweise unterblieb zu dieser Zeit eine Eingemeindung der »Schwester-
stadt« Urfahr am jenseitigen Donauufer, obwohl die Verbindungen mit Linz im 19.
Jahr-
hundert immer stärker wurden : Zunehmend stellte die Stadt Linz Infrastrukturen gegen
Bezahlung zur Verfügung, was beispielsweise die Brücke oder die Straßenbeleuchtung
betraf, genauso wurde das Projekt der Mühlkreisbahn, deren Endbahnhof sich auf Ur-
fahrer Seite befand, in den 1880er Jahren wesentlich von Linzer Seite getragen. In ge-
wisser Weise nahm die enge Kooperation
– auch im Hinblick auf die Stadtplanung
– die
kurz nach dem Ersten Weltkrieg vollzogene Eingemeindung Urfahrs vorweg.54
Mit der Expansion des Stadtgebiets wurde die Notwendigkeit einer allgemeinen
Stadtplanung evident : Wenig überraschend bildeten die Planungen in Wien und an-
deren größeren Städten das Vorbild, aber erst in den 1880er Jahren kam es diesbe-
züg lich zu umfangreicheren Diskussionen. Der 1887 vom Gemeinderat initiierte
Planungswettbewerb für einen »Generalregulierungsplan« resultierte in einem sehr
prototypischen Entwurf des späteren städtischen Baudirektors Josef Kempf, der vor
allem Erweiterungen im Osten und Süden vorsah und der sich mit Ring- und Gürtel-
straßen und Polygonplätzen augenscheinlich an den Wiener Planungen orientierte.55
Regierende und Regierte
Stadtbewohner/innen
Noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand ein erstaunliches Nichtwissen über
die Anzahl der Stadtbewohner/innen : »Die genau bestimmte Zahl der Häuser und
Einwohner von Linz konnte ich nicht erfahren«, so ein Reisebericht aus den 1780er
51 Altmüller, Eingemeindungen, 27 – 34 ; Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 139.
52 Altmüller, Eingemeindungen, 142f.; vgl. allgemein zu den Eingemeindungen : Lenger, Metropolen, 179f.
53 Sandgruber, Grenzen, 76 ; die derzeitige Stadtfläche beträgt 96 km2.
54 Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 144 u. 164 – 166 ; vgl. AStL, HS 151 (Oberkammeramt Emp-
fang 1830), pag. 70.
55 RB 1885, 162 – 164 ; Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 144 ; Kreczi, Linz, 197 ; Mittmannsgruber,
Stadtverwaltung, 191 ; vgl. Lenger, Metropolen, 185 – 187.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364