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192 | Fluviale und aquatische Räume
Die staatlich induzierten und finanzierten Wasserbauprojekte, im Verständnis von
Lefebvre Auswirkungen einer fernen Ordnung (vgl. Kap. 1), erreichten den Linzer
Raum in den frühen 1780er Jahren und wurden vor Ort wesentlich durch die land-
ständischen Ingenieure ausgearbeitet.43 Da in Linz schon 1708 eine Ingenieurschule
etabliert worden war, hatten die Landstände zu diesem Zeitpunkt bereits eine er-
hebliche Expertise aufbauen können, die durch die erhaltenen Pläne dokumentiert
wird.44 An einzelnen Uferabschnitten wurden Steinmauern und hölzerne Schlachten
errichtet, die – wie Pläne insinuieren – vorrangig den auf der Linzer Seite verlaufen-
den Treppelweg schützen sollten.45 In dieser Phase begann auch – wohl vor allem
aus Kostengründen – die verstärkte Verwendung von Weidenruten im Wasserbau
(»Faschinen«),46 was durch die einfache Verfügbarkeit von Weiden in Donaunähe
begünstigt wurde.47 Insgesamt blieben derartige Baumaßnahmen im Linzer Raum
bis in die 1810er Jahre eher punktueller Natur oder sie reagierten auf Schäden oder
auf Verlandungen der Fahrrinne.48 Charakteristisch für diese Periode sei, so die Ein-
schätzung von Wasserbauingenieuren 100 Jahre später, eine »immer ›defensive‹ Bau-
führung« gewesen.49
Von der fragilen zur stabilen Brücke
Die Interaktionen zwischen Stadtbevölkerung und Fluss werden auch anhand der Do-
naubrücke sichtbar.50 Für die Aufrechterhaltung des städtischen Alltagslebens und des
überregionalen Handels war die Brücke ein zentrales Bauwerk, deren »Mangel«, wie
im Frühjahr 1743 nach einer kriegsbedingten Unterbrechung des Überganges, deut-
lich zu spüren war.51 Eine rund 270 Meter52 lange Holzbrücke, die Linz mit Urfahr
verband, bestand vermutlich seit den 1490er Jahren und blieb bis ins 19. Jahrhundert
eine der wenigen ständigen Donaubrücken im österreichischen Raum. Ein kaiserli-
43 Vgl. zu Bayern : Leidel/Franz, Flußlandschaften, 297 – 313.
44 Grüll, Ingenieure, 43 – 46 ; Stauber, Ephemeriden, 5 – 9 ; vgl. LR BVII4 u. 5, Reg. 4185 (1325) u. LR
BIIA7, Reg. 10056 (202).
45 Vgl. Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Sonderbestände, Sammlungen und
Selekte, Karten- und Plansammlung, F-370/1 (Wasserbauten bei Linz, 1783) ; vgl. Allgemeine Bauzei-
tung 27 (1862), 83 – 93, hier 84 u. Donau in Oberösterreich, 36.
46 Veichtlbauer, Strombaukunst, 58 – 60 ; vgl. Leidel/Franz, Flußlandschaften, 50 – 52.
47 Luca, Landeskunde, Bd. 3, 257 ; Bohdanowicz, St. Peter, 232 ; vgl. Allgemeine Bauzeitung 27 (1862),
83 – 93, hier 84 u. LZ/IB, 27.1.1817.
48 Vgl. z. B. OÖLA, Karten- und Plänesammlung, XIV/7 ; ebd., VI/28 ; ebd., XIV/6.
49 Donau in Oberösterreich, 36.
50 Vgl. zur Welser Traunbrücke : Rohr, Überschwemmungen, 281 – 284.
51 LR BIIA6, Reg. 7517 (44).
52 Für die 1810er und 1820er Jahre wurde die Länge mit 144
Klaftern angegeben : vgl. Heinse, Linz, 1. Aufl.
13 u. Pillwein, Beschreibung, 67f.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364