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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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216 | Geordnete und modifizierte Umwelt das 19.  Jahrhundert hinaus,95 auch blieben Reinigungsdienste (Straßenbespritzen, Schneeräumung und Kehrichtabfuhr) an Dienstleister verpachtet, erst 1908 übernahm dies die Stadt in Eigenregie.96 Die Widersprüchlichkeit des Modernisierungsprozesses im Bereich Sauberkeit zeigt sich auch beim langwierigen Projekt eines neuen städtischen Schlachthauses. Das Schlachthaus an der Donaulände (»Schlaghaus«) wurde bis zum Ende der 1830er Jahre verwendet und etwas später als die Fleischbänke abgerissen. Ein Ersatz wurde zwar wiederholt diskutiert, aber nicht umgesetzt, als städtische Agenda sah man nur die Vieh- und Fleischbeschau, und so schlachteten die Fleischhauer in ihren Betrie- ben.97 Erst ab dem Ende der 1860er Jahre  – mit der zunehmenden Diskussion um städtische Hygiene,98 dem wiederholten Auftreten von Viehseuchen und strengeren gesetzlichen Regelungen  – wurde die Neuerrichtung eines zentralen Schlachthofes intensiver überlegt. Die Zentralisierung des Schlachtens ermöglichte dabei nicht nur die Verlagerung eines Hygieneproblems in einen peripheren Raum der Stadt, sondern auch die Etablierung städtischer Kontrolle über den Zustand des Schlachtviehs und der Fleischproduktion. Zahlreiche Städte errichteten  – oder planten  – in den 1870er und 1880er Jahren zentrale Schlachthäuser, in Linz verzögerten die Frage der Finan- zierung und die laufenden Infrastrukturprojekte eine schnelle Umsetzung. Erst die Millionenanleihen der 1890er Jahre führten zu einer Realisierung des Projekts : Der Schlachthof wurde 1896 – 1898 an den Gleisen des Umschlagplatzes nahe der Donau am östlichen Rand von Linz errichtet, zuvor hatte die Gemeindevertretung Schlacht- höfe in Wien, Salzburg und in deutschen und Schweizer Städten besucht.99 U-Topie Garten und Park In der inneren Stadt gab es im 18. und 19.  Jahrhundert kaum Grünräume, die Vorstädte waren jedoch von Gärten und Feldern geprägt (vgl. Kap.  4. Energie und Biomasse).100 Diese Flächen waren als landwirtschaftlich und/oder privat genutzte Räume in der Re- gel nicht allgemein zugänglich.101 Neben Nutzgärten bestanden zahlreiche Ziergärten, 95 OÖLA, Musealarchiv, HS 51 (Materialien zur Geschichte der Stadt Linz von Ignaz Fink, undat.), pag. 558 – 561 ; LTP, 6.1.1874 ; LTP, 30.4.1889 ; LVB, 18.2.1877. 96 Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 158 ; Lackner/Stadler, Fabriken, 45. 97 AStL, Altakten, Sch. 102 ; AStL, HS 1109 (Stadtratsprotokoll 1828), fol. 70a u. 70b ; Kreczi, Linz, 62 u. 220 ; Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 157 ; vgl. Puffer, Heimatstadt, 163 ; der Stillstand in dieser Angelegenheit hing vermutlich auch mit dem Widerstand der Fleischhauer zusammen : AStL, HS 1102 (Stadtratsprotokoll 1821), fol. 44a, 201a u. 202b. 98 Vgl. Lesky, Schule, 589 – 595. 99 Lackner, Geschäft, 808 – 811 u 822 – 824 ; Adam, Wiser, 319f. 100 Vgl. EdN, s.v. Park ; zu Dreseden Butenschön, Geschichte u. zu Wien Brunner/Schneider, Umwelt, 442. 101 LR CIIIH1 – 3, Reg. 219 (120f.) ; LR BIIA35, Reg. 18892 (116). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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