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122 | Energie und Biomasse
Ein noch langsamerer Übergang vom Holz zur fossilen Energie ist im Haushaltsbe-
reich anzunehmen, da errechnete Durchschnittswerte (»pro Kopf«) durch die expandie-
rende Kohlenutzung in Gewerbe und Transportwesen deutlich verzerrt werden. Somit
muss ein sinkender Pro-Kopf-Verbrauch von Brennholz
– wie er in Wien bereits für die
Zeit zwischen 1830 und 1860 konstatiert wurde100 – nicht zwingend auf einen Rück-
gang in den Haushalten hindeuten.101 Insgesamt zeichnet sich für manche Bereiche
eine Parallelität der beiden Energieträger für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
ab, ohnehin benötigte man auch bei Kohlebeheizung erhebliche Mengen an »Unter-
zündholz« :102 In Linz gab es 1890 noch 16 Holzhändler (wobei dies auch Werk- und
Bauholz einschloss), aber nur 5 Kohlehändler.103 Möglicherweise war die Entscheidung
für einen der beiden Energieträger auch situativ und an den jeweiligen Preisen ausge-
richtet. 1854 sei – so ein Linzer Zeitungsartikel – im Vergleich zum Vorjahr fast um
die Hälfte weniger Kohle verbraucht worden, weil »die Holzpreise niedrig«, die Kohle-
preise hingegen »ziemlich geschraubt fest blieben«.104 In den letzten drei Jahrzehnten
des 19. Jahrhunderts scheinen sich die Preise für Brennholz und Kohle reduziert zu
haben, wobei sich die Steinkohle deutlich stärker verbilligte (vgl. Tab. 14).
Tab. 14 : Preisentwicklung von Brennholz und Kohle in Linz, 1876 – 1899
1876 1881 1890 1895 1899 1876 – 99
1 m3 Brennholz, hart,
ungeschwemmt 6 fl 52 kra 6 fla 6 fl 5 fl 62,5 kr 5 fl 60 kr – 14 %
1 m3 Brennholz weich,
ungeschwemmt 5 fl 50 kra 5 flb 5 fl 4 fl 25 kr 4 fl 75 kr – 14 %
100 kg Braunkohle 86 kr 94 80 kr 84,5 kr 1 fl 8 kr + 26 %
100 kg Steinkohle 1 fl 96 kr 1 fl 80 kr 1 fl 70 kr 1 fl 50 kr 1 fl 50 kr – 23 %
Quelle RB 1876 –
1878, 35f. RB 1881,
42f. RB 1890,
75 – 78 RB 1895,
82 – 85 RB 1899,
84 – 87
a 100 Stück »Bündelholz«
b 1 m3 »Bündelholz«
Auch der öffentliche und semiöffentliche Bezug von Brennmaterial zeigt das Nebenei-
nander von Holz und Kohle im Heizungsbereich : Für den Winter 1864/1865 erwarb
man für die städtischen Gebäude und Schulen 222
Klafter (18-zölliges) weiches, sowie
100 Brunner/Schneider, Umwelt, 142f.
101 Auf dieser Basis sollte auch keine »Verarmung« der Bevölkerung angenommen werden, wie dies in
aktuellen Studien mitunter zu lesen ist : vgl. Fuchs, Produktion, 112 u. Gingrich/Haidvogl/Krausmann,
Danube, 287.
102 LR CIIIG, Reg. 2199 (733).
103 RB 1890, 84 – 86.
104 LAB, 25.7.1855.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364