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184 | Zirkulationen und Output
erfolgte
– wie auch in anderen Städten300
– über individuelle Genehmigungsverfahren.
Selbst dem neuen Gaswerk, einem zukünftigen, kontinuierlichen Luftbelaster, wies
man keinen Standort zu – dieser solle »nach eigenem Ermeßen« vom Betreiber selbst
gewählt werden.301
Die zeitgenössischen Bewertungen der Linzer Luft divergierten : Wenn man »an
den heitersten Tagen« von Kirchschlag aus nach Linz herabblicke, so Adalbert Stifter
in seinen zur Mitte der 1860er Jahre entstandenen »Winterbriefen«, dann sehe man
»die Ausdünstungen der Niederungen und insbesondere die Ausdünstungen der Men-
schen, Thiere, Schornsteine, Unrathkanäle und anderer Dinger der Stadt« als »einen
schmutzig blauen Schleier schweben«.302 Ein 1887 in einer Linzer Tageszeitung er-
schienener Kommentar sah hingegen »im Innern der Stadt eine ziemlich athembare
Atmosphäre«, von den in Städten wie London, Prag oder Wien herrschenden Luftbe-
lastungen sei man weit entfernt, wenngleich der Wind manchmal »die Rauchmassen
der Hatschek’schen Brauerei gegen Osten wälzt« und der Kohlenrauch aus dem Haus-
brand »mehr und mehr fühlbar« werde, der »besonders in der Gegend des Bahnhofs,
in der Kapuzinerstraße und in solchen Gassen lästig [ist], in welchen sich niedrige
Häuser mit niedrigen Schornsteinen befinden«.303 Mit der Expansion der Stadt in
die Peripherie intensivierte sich aber die Belastung : »Der Rauch der verschiedenen in
der Stadt liegenden Fabriken verpestet oft die Luft«, wurde im Rechenschaftsbericht
des Gemeinderates 1894 festgestellt, der »Pechgeruch« der Brauerei Hatschek mache
»oft den Spaziergang auf den Freinberg unmöglich«. Bei Großbetrieben werde, so
die kritische Beifügung, »schweigend alles geduldet«.304 Man sah den Handlungsbe-
darf aber aufseiten der Unternehmen : Es sollten hohe Schornsteine errichtet werden,
damit »nicht einer alles, sondern viele etwas bekommen«.305 Die Stadtpolitik blieb
weiterhin passiv – lapidar vermeldete der Rechenschaftsbericht des Gemeinderates
für das Jahr 1900 »keine nennenswerten Fortschritte« bei der »Verminderung der
Rauchbelästigung«.306 Eine Lösung blieb somit, wie in anderen Städten zu dieser Zeit,
»avoiding the city«.307
300 Vgl. Brunner/Schneider, Umwelt, 45 ; Uekötter, Umweltgeschichte, 19f.; Guillerme, Geschichte, 42f.;
Brüggemeier, Umweltprobleme, 150 – 152.
301 AStL, Altakten, Sch. 192.
302 Stifter, HKG, Bd. 8/3, 202.
303 LTP, 12.6.1887.
304 LVB, 6.9.1895.
305 RB 1898, 332 (Hervorhebungen im Original).
306 RB 1900, 420.
307 Vgl. Cavert, Smoke, 224 – 231.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364