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193Von
der fragilen zur stabilen Brücke |
ches Privileg berechtigte die Stadt Linz zur Errichtung und Erhaltung der Brücke
sowie zur Einhebung von Benutzungsgeldern für Personen, Fuhrwerke und Waren
(»Bruckgeld«).53 Diese Zahlungen
– im 18.
Jahrhundert vermutlich 1
Pfennig für Fuß-
gänger54 – bildeten einen latenten Konflikt zwischen der Stadt und Urfahr : Erst 1638
kam es zu einem Vergleich, der die Urfahrer vom Bruckgeld befreite, dafür aber zur
Erhaltung des »Bollwerk[s] an der Brucken« auf Urfahrer Seite verpflichtete. Wegen
der durch Linz gewährten finanziellen Unterstützung während der Pest musste ab
1714 erneut das Bruckgeld bezahlt werden, was 1753 aufgehoben wurde.55 Dass Linz
auf die Einhebung von Nutzungsgebühren bestand, erklärt sich aus den signifikanten
Ausgaben für die Erhaltung der Brücke. Vielfach konnten diese Ausgaben nicht über
die Bruckgelder abgedeckt werden : Im Rechnungsjahr 1757 standen z. B. Einnahmen
von 3.339
fl 48
kr Ausgaben von über 4.000
fl gegenüber.56 1760 verpachtete die Stadt
Linz die Einhebung der Benutzungsgelder, die Erhaltung der Brücke blieb aber städti-
sche Aufgabe und dadurch die Brücke ein Verlustgeschäft.57 Mit der Neuverpachtung
1766 versuchte die Stadt, das finanzielle Risiko der Brückenerhaltung auf den Pächter
abzuwälzen, was erstaunlicherweise funktionierte. Auf Druck des Staates wurde dieser
Vertrag jedoch Ende 1775 beendet und das Bruckgeld durch das k.k. Mautamt einge-
hoben, die Erhaltung der Brücke fiel wiederum – gegen Bezahlung – der Stadt zu. Im
Frühjahr 1776 führte ein Konflikt über die Finanzierung der Wiedererrichtung der
Brücke zu einer Übernahme der Brücke durch den Staat.58
Anfällig war die hölzerne Brücke vor allem für Eisstöße, was die Chronik des in Ur-
fahr unmittelbar an der Donau gelegenen Kapuzinerklosters eindrucksvoll dokumen-
tiert : Zwischen den Jahren 1735 bis 1761 wurde die Brücke 16-mal durch Eisstöße
unterbrochen, im Schnitt also fast jährlich, wobei in einzelnen Jahren auch Schäden
durch Hochwasser dazukamen.59 1736 zerstörte ein Eisstoß im Jänner Teile der Brü-
cke, Ende Juli führte ein Hochwasser wiederum zu einer mehrwöchigen Unterbre-
chung der Brücke, Ähnliches ist für das Jahr 1738 verzeichnet.60 Teilweise wurde die
Brücke fast vollständig zerstört, wie z. B. in den Jahren 1740, 1745 und 1747.61 Es
bestand nur ein begrenztes Repertoire an Präventivmaßnahmen : Zum Schutz der
Brücke konnten »Eispflüge« an die Brückenpfeiler angebracht oder Brückenteile abge-
53 Rohr, Naturereignisse, 205f.; LR BIA1, Reg. 546 (176).
54 Wobei Juden »von alters her gebräuchlich, doppeltes Bruckgeld« bezahlen mussten
– vgl. AStL, Altakten,
Sch. 44 u. LR CIIIF1 u. 2, Reg. 116 (46 – 50).
55 LR E6 (»Seyringer-Chronik«), 96.
56 Awecker, Bruckamt, 189f. u. 192 ; LR BIIA3, Reg. 3806 (154f.).
57 Awecker, Bruckamt, 198f.; LR E6 (»Seyringer-Chronik«), 96.
58 Awecker, Bruckamt, 199f., 203f. u. 207 – 209.; Heinse, Linz, 1. Aufl., 13f.
59 Neweklowsky, Donau, 194f.; vgl. dazu LR E1a.
60 LR E1a, Reg. 171 (40) ; ebd., Reg. 173 (40f.) ; ebd., Reg. 228 (53) ; ebd., Reg. 229 (54).
61 Ebd., Reg. 290 (61) ; ebd., Reg. 365 (76) ; ebd., Reg. 409 (83) ; vgl. auch den Plan für den Neubau nach
dem Eisstoß des Jahres 1830 : OÖLA, Karten- und Plänesammlung, XIV/19.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Titel
- Transformationen städtischer Umwelt
- Untertitel
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Autor
- Georg Stöger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 368
- Schlagwörter
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364