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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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207Unsaubere und saubere Vormoderne | Auch nach der Einquartierung der Soldaten im Kremsmünsterer Freihaus 1742 räu- cherte man später das Haus »aus«.16 Die Herstellung und Aufrechterhaltung von Sauberkeit im öffentlichen Raum wurde im 18.  Jahrhundert über ein Ineinandergreifen von privater und öffentlicher Verantwortung gelöst.17 Wie in anderen Städten mahnten Dekrete regelmäßig oder anlassbezogen Sauberkeit ein, etwa bei der Pest 1713,18 und dafür waren im Umfeld des Hauses die Hausbesitzer selbst zuständig. Zentrales Element der sauberen Stadt in der Vormoderne waren Pflasterungen : Zahlreiche private Flächen in Linz  – meist die Innenhöfe der Häuser  – waren im 18.  Jahrhundert gepflastert, was aber eher auf wohl- habende Haushalte zutraf.19 Dabei sollte eine Pflasterung nicht nur das Entstehen von Schlamm verhindern, sondern es wurde genauso als prophylaktische Maßnahme gegen aus dem Boden aufsteigende, gesundheitsschädliche Gerüche gesehen. Auch die Straßenpflasterung fiel in die Zuständigkeit der Hausbesitzer, die Stadtverwaltung trat in diesem Bereich  – abgesehen von der Pflasterung einzelner Räume  – nur kont- rollierend und nicht aktiv auf.20 In der Praxis funktionierte dieses System nicht immer : Schon bei den vermögenden Freihäusern mussten Pflasterungen wiederholt einge- mahnt werden,21 im Verlauf des 18.  Jahrhunderts scheint aber die Stadt damit begon- nen zu haben, auf Kosten der Eigentümer Pflaster zu verlegen.22 Dennoch blieben die Aktivitäten der Stadt im Bereich der öffentlichen Sauberkeit bis in die zweite Hälfte des 18.  Jahrhunderts begrenzt : Für Abwässer und Abfälle hatte die Stadtverwaltung präventive räumliche Lösungen gefunden, die teilweise vermutlich schon jahrhunder- tealt waren (vgl. Kap. 5. Zirkulationen und Output). Das Linzer Schlachthaus befand sich im 18.  Jahrhundert  – wie in vielen anderen Städten  – am Fluss und stand zeit- weilig sogar direkt über dem Wasser, was ein direktes Einbringen der Abfälle in die Donau ermöglichte.23 Dazu bestanden in der unmittelbaren Nähe Fleischbänke an der Stadtmauer (15 zur Mitte des 18.  Jahrhunderts) und einige weitere Fleischbänke für Landfleischhauer beim oberen Wassertor.24 Nur sporadisch beschäftigte die Stadt ein- zelne Dienstleister, um Sauberkeit im öffentlichen Raum herzustellen. Diese Aktivi- täten sind in den Bauamtsrechnungen sichtbar, wenngleich bei den meisten Ausgaben 16 LR BVI2, Reg. 1246 (187). 17 Vgl. Brunner/Schneider, Umwelt, 272 – 274 u. Cockayne, Hubbub, 182 – 187. 18 LR BIA5, Reg. 6424 (176) ; LR BVIII2, Reg. 991 (108) ; vgl. zur pestbezogenen Sauberkeit in Regens- burg : Kellner, Pesthauch, 114 – 121. 19 LR BVI2, Reg. 1127 (61 – 69) ; LR BIIG8, Reg. 5011 (85). 20 LR BIIG8, Reg. 4996 (83) ; ebd., Reg. 5414 (146) ; LR BIA5, Reg. 6423 (176). 21 LR BIA5, Reg. 6425 (176f.) ; ebd., Reg. 6426 (177). 22 LR E1g, Reg. 352 (147) ; LR BIA5, Reg. 6428 (177). 23 LR E6 (»Sint-Chronik«), 62 ; Kreczi, Linz, 62 u. 219 ; vgl. die bildlichen Darstellungen aus dem 17. und 18.  Jahrhundert : Schmidt, Linz, Tafeln 8, 12, 17 u. 18. 24 AStL, HS 389 (Bauraittung 1750), pag. 30 – 32 ; AStL, HS 409 (Bauraittung 1770), pag. 27 ; Fischer, Ölbergfleischhauer, 62f.; vgl. zu Wels : Rohr, Überschwemmungen, 321 – 323. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Titel
Transformationen städtischer Umwelt
Untertitel
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Autor
Georg Stöger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
368
Schlagwörter
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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