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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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52 Im Folgenden soll auf die Architektur der Häuser der Insula XLI während der Periode II/II+ eingegan- gen werden. Diese Informationen können mit Daten der Fundmaterialauswertung verknüpft und zur kul- turgeschichtlichen Deutung herangezogen werden (vgl. Kap. 14). Haus I (Abb. 3) weist einen rechteckigen bis annä- hernd quadratischen Grundriss auf und beherbergt vier Räume (A, B, C, D) mit rechteckigen Grund- risslösungen. Die Mauern waren in Steinbautech- nik oder gemischter Holz-, Flechtwerk- und Stein- architektur errichtet worden. Alle Räume sind mit Lehmböden ausgestattet. In Raum C konnten zwei Feuerstellen (F11 und F12) festgestellt werden166. Raum D war mit der Feuerstelle F10 ausgestat- tet167. An der östlichen Außenmauer des Hauses I war dem Raum B die Feuerstelle F9 vorgelagert. Haus I ist gegen Haus II ohne bebauungsfreie Flä- che zwischen den Häusern situiert. Ein Durchgang zwischen den beiden Bauten zeichnet sich in der jeweiligen südlichen (Haus I) und nördlichen (Haus II) Außenmauer nicht ab, weshalb wir davon ausge- hen können, dass Haus I und Haus II oder zumin- dest die Räume C–F nicht von demselben Perso- nenkreis genutzt worden sein dürften. Die östlichen und westlichen Außenmauern von Haus I und Haus II bilden keine Flucht. Haus II springt gegenüber Haus I um etwa 1 m nach Westen vor. Die östlichen Langseiten der Häuser korrespondieren entspre- chend. Die Nordwestecke des Hauses I (Raum A) bildet während Periode II/II+ gleichzeitig die nord- westliche Insulabegrenzung. Die Tabernenarchitektur der Häuser I und II der Insula XLI lässt sich grundsätzlich beispielsweise mit jener der Insula XIV von Verulamium-St Albans vergleichen168. Ein in diesem Bereich an der West- front der Insula XLI situierter vorgelagerter ›Porti- kusbereich‹, der auch für Aktivitäten in Zusammen- hang mit den Räumen der Häuser I und II genutzt worden sein könnte, ist anzunehmen, konnte durch Befunde jedoch nicht nachgewiesen werden169. Haus II (Abb. 3) war in Bauperiode II aus 0,5 römi- schen Fuß breiten Fachwerkwänden über Schwell- balken170 aufgeführt und mit Stampflehm-, Kies- 166 Groh 1996, 56. 223. 167 Groh 1996, 56. 223. 168 Mac Mahon 2005, 49 f. Abb. 4.2 169 Das Areal westlich der Häuser I und II ist im Zuge der Ausgra- bungen lediglich westlich von Haus II im Bereich der Räume G und I/1 freigelgt worden. Der für diese Bereiche vermerkte »Straßenschotter« könnte wohl auch als begehbarer Stra- ßenrand gedient haben. Vgl. Groh 1996, 220 (Schicht 57), Plan 5. 170 Groh 1996, 152. oder Schotterböden versehen171. Der Bau von rechteckigem Grundriss ist im Nordteil durch zwei Trennmauerachsen in vier rechteckige bis annä- hernd quadratische Räume (E, F, G, H) aufge- teilt. Im Südteil ist die trennende Nord-Süd-Achse leicht nach Osten versetzt. Der rechteckige Raum J gewinnt dadurch gegenüber dem rechteckigen Raum I/1 an Größe. Von den insgesamt sechs Räu- men sind vier mit Feuerstellen versehen, die jeweils unmittelbar an einer Trennwand oder zumindest nahe an einer Trennwand positioniert sind172. Bei sämtlichen Feuerstellen (Raum F: F13, Raum H: F14, Raum J: F15, Raum I/1: F16) handelt es sich um sog. Ziegelplattenherde173. Die beiden Frag- mente von verziegeltem Lehmverputz Kat. 430  –  431 illustrieren die Konstruktion von Wänden aus Ruten- geflecht und Lehmbewurf in Haus II. Bemerkens- wert ist das aus dem östlichen Bereich von Raum G stammende Verputzfragment Kat. 429, das viel- leicht einen Fenster- oder Türrahmen oder ein ähn- liches Architekturelement belegt (vgl. Kap. 11.1.2.7). Die Verortung des Fragments innerhalb von Raum G, abseits der westlichen Außenmauer von Haus II, spricht vielleicht gegen eine Deutung in Zusam- menhang mit einem Fenster. Andererseits belegen Fragmente von Fensterscheiben (Kat. 683  –  684) die Ausstattung von Haus II während Bauperiode II/II+ mit Fensterglas (vgl. Kap. 11.1.1). Die Räume E und F waren miteinander durch eine Tür verbunden (vgl. Kap. 10). Vielleicht dürfen wir diese Räume deshalb als funktional zusammenge- hörige Zweiraumgruppe interpretieren. Da weitere Türstöcke und -schwellen in Haus II nicht nachge- wiesen sind, muss offenbleiben, ob auch für die Räume G und H sowie I/1 und J mit entsprechen- den Verbindungen, die Zweiraumgruppen definieren würden, oder weiteren Türen zwischen den Raum- gruppen, die auf zusammengehörige Raumkom- plexe hinweisen würden, zu rechnen ist. Der west- liche Zugang von außen zu den Räumen E und G zeichnet sich vielleicht etwa in der Mitte der jewei- ligen Außenmauern durch einen bei beiden Räu- men in vergleichbarer Lage positionierten größeren Bruchstein ab174. Südlich grenzt, lediglich durch einen schmalen, unbebauten Streifen getrennt, Haus III an Haus II. Die westlichen Begrenzungsmauern der Häuser I– III bilden während Periode II/II+ die Westfront der Insula XLI. 171 Groh 1996, 58. 172 Groh 1996, 58. 173 Groh 1996, 59. 61 f. Abb. 41. 44; Plan 5; Taf. 71. 174 Gemeint sind die größeren Steine in der Westfassade von Haus II mit Nivellements von 267,37 (Raum E) und 267,38 (Raum G). Vgl. Groh 1996, Plan 5.
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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