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Raum U vielleicht in reiner Steinbauweise ausge-
führt187. Raum U war mit einem Ziegelpfeiler-Keilzie-
gel-Gewölbe-Hypokaustum ausgestattet, das über
ein Präfurnium in Raum V/1 beheizt wurde188. Raum
U/1 war mit einem Mörtelestrich, Raum W mit einem
Lehmestrich und der Feuerstelle F2 versehen189.
Haus Raum L × B m²
I A ca. 6,2 m × 5,1 m ca. 31,6 m²
B ca. 4,8 m × 5,1 m ca. 24,5 m²
C ca. 6,1 m × 4,2 m ca. 25,6 m²
D ca. 4,8 m × 4,2 m ca. 20,2 m²
II E ca. 6 m × 5,2 m ca. 31,2 m²
F ca. 5 m × 5,2 m ca. 26 m²
G ca. 5,8 m × 4,6 m ca. 26,7 m²
H ca. 5,1 m × 4,6/4,7 m ca. 23,5 m²
I/1 ca. 5,5 m × 4,5 m ca. 24,75 m²
J ca. 5,5 m × 6,5 m ca. 35,75 m²
III K/1 ca. 10 m × 13 m ca. 130 m²
K ca. 4,5 m × 8,3 m ca. 37,35 m²
L ca. 4,5 m × 8,3 m ca. 37,35 m²
M ca. 9,1 m × 4,7 m ca. 42,77 m²
IV N ca. 8,3 m × 5,8 m ca. 48,1 m²
O ca. 4,6 m × 3,7 m ca. 17 m²
P ca. 8,3 m × 7 m ca. 58,1 m²
Q ca. 4,7 m × 5,6 m ca. 26,3 m²
R ca. 5,1 m × 3,2 m ca. 16,3 m²
S ca. 4,1 m × 2+ m ca. 8,2+ m²
V T ca. 2,4+ m × 5,6+ m ca. 13,4+ m²
X/1 ca. 3,4 m × 3+ m ca. 10,2+ m²
X ca. 3,2 m × 2+ m ca. 6,4+ m²
Y ca. 2,1+ m × 2+ m ca. 4,2+ m²
Z/1 ca. 3 m × 3,6 m ca. 10,8 m²
Z/2 ca. 5,6 m × 6+ m ca. 33,6+ m²
VI U ca. 5+ m × 2,3+ m ca. 11,5+ m²
U/1 ca. 8,4 m × 1,6+ m ca. 13,4+ m²
V/1 ca. 4,4 m × 1,2+ m ca. 5,3+ m²
W ca. 3,2+ m × 2,4+ m ca. 7,7+ m²
W/1 ca. 3,2+ m × 2+ m ca. 6,4+ m²
Tab. 1: Übersicht über die Raumgrößen der Insula XLI
während Periode II/II+
Abschließend können ausgehend von der vorliegen-
den Datenbasis einige allgemeine Bemerkungen im
Zusammenhang mit der Architektur der Insula XLI
von Flavia Solva-Wagna während Periode II/II+
abgeleitet werden.
Die den architektonischen Befund dominierenden
Belege von leichter Holz-/Lehm-Fachwerkbau-
weise sprechen für eine Verbauung des Areals der
Insula XLI mit einfachen, erdgeschossigen Häu-
sern. Der Einsatz herkömmlicher Baumaterialien
187 Groh 1996, 85.
188 Groh 1996, 81 – 84 Abb. 56 – 59.
189 Groh 1996, 84. zur Errichtung von Gebäuden mit simplen, primär
wohl an den schlichten Bedürfnissen ihrer Bewoh-
ner orientierten, Grundrisslösungen korrespondiert
mit den fehlenden Hinweisen auf eine großzügigere
Ausstattung der Räumlichkeiten mit Bodenmosa-
iken, Stuckdekoration oder Wandmalerei. Dass
diese Evidenz nicht verallgemeinernd auf die Peri-
pherie des Munizipiums übertragen werden sollte,
zeigt die Auffindung eines Mosaikbodens im Ostteil
der Insula VII, die, wenn auch nicht dem unmittel-
baren Randbereich des Munizipiums zuzurechnen,
wohl abseits des Zentrums liegt.
Das Fehlen von Dachziegelfragmenten190 lässt in
erster Linie an eine Dachdeckung aus organischen
Materialien (Holzschindeln, Schilf, Stroh) denken,
die den weniger belastbaren Mauertechniken ent-
spricht. Die Bedeckung mit pflanzlichen Materialien
konnte einen Brand und dessen Ausbreitung jedoch
begünstigen. Ob die Dächer als einfache Pultdä-
cher oder aufwendigere Satteldächer zu rekonstru-
ieren sind, muss offenbleiben. Die Ausrichtung der
Dächer könnte sich an den Straßenzügen orientiert
und der Ableitung von Regenwasser gedient haben.
Die vorwiegend eingesetzten Baumaterialien Holz,
Lehm und vielleicht Schilf oder Stroh konnten wohl
direkt in der näheren Umgebung von Flavia Solva-
Wagna gewonnen werden (Lage am Fluss, Wald-
bestände [?]). Die für die Holzkonstruktionen der
Verbauung der Periode II der Insula XLI eingesetz-
ten Holzarten sind unbekannt. In antoninischen
Befunden von Ad Statuas-Ács konnte die Verwen-
dung von Birken- und Trauben- oder Wintereichen-
holz für Bauelemente nachgewiesen werden191.
Die Untersuchung von Holzkohleproben aus einem
Fachwerkgebäude in Cetium-St. Pölten, »das wohl
beim Markomannenüberfall im Jahr 170 durch
Brand völlig zerstört wurde«192, erbrachte Hinweise
auf die bevorzugte Verwendung von Nadelhölzern
(Tanne und Kiefer)193. Die Analyse von Holzkohle-
proben aus Brandschichten und Brandschutt des
während des ausgehenden 1. Jahr hunderts n. Chr.
abgebrannten Holzbaus J der Villa von Biberist-Spi-
talhof194 lieferte Hinweise auf die Verwendung von
Eichenholz für Balken und Ständer sowie Rotbuche
für Flechtwerk195.
Wahrscheinlich dürfen wir davon ausgehen, dass
die zum Bau herangezogenen Steinmaterialien
ebenso aus dem Umfeld des Munizipiums stammen
(Aflenzer Kalksandstein, Flussschotter). Mörtel war
vielleicht aufwendiger hinsichtlich der Beschaffung
und Aufbereitung der Rohstoffe.
190 Groh 1996, 64 (Haus II). 74 (Haus IV).
191 Gabler 1989, 780.
192 Heiss u. a. 2008, 13.
193 Heiss u. a. 2008, 19.
194 Schucany 2006, 230 f.
195 Schlumbaum 2006, 633. Dagegen: Schucany 2006, 147.
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Titel
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Autor
- Christoph Hinker
- Verlag
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321