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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Seite - 62 -
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62 wahrscheinlich einer Reibschüssel zuzurechnende Bodenfragment Kat. 244 und die Tierknochen mit Schnitt- und Hackspur Kat. 612, 615 (und 666 [?]) dürfen wohl ebenso mit der Aufbereitung oder dem Konsum von Nahrungsmitteln in Zusammen- hang gebracht werden. An weiteren Tierresten lie- gen Nachweise von Kleinwiederkäuer, Pferd, Rind und Schwein vor. Inwiefern wir von einem Verzehr von Pferdefleisch, insbesondere durch weniger an römisch-mediterranen Ernährungsgewohnheiten orientierten Bevölkerungsschichten ausgehen dür- fen, ist derzeit nicht zu klären. Mit den Fragmenten Kat. 74  –  75 liegen immerhin zwei Töpfe vor, die wahrscheinlich als Vorratsgefäße anzusprechen sind. Die Becher Kat. 207, 209, 222, 228, 765  –  767, die Schüsseln Kat. 247, 347  –  348, 350, 357 und die Teller Kat. 271, 333, 335, 806 wei- sen darauf hin, dass in Raum G auch eine größere Menge Tafelgeschirr aufbewahrt und/oder benutzt wurde. Der Krug Kat. 51 könnte sowohl dem Tafel- als auch dem Vorratsgeschirr zuzurechnen sein. Es erscheint naheliegend, dass für Raum G vorlie- gende Gefäßkeramikspektrum mit den benachbar- ten Räumen H und/oder I/1 in Zusammenhang zu bringen. Diese können wegen der Installationen der Feuerstellen F14 und F16 und des jeweiligen Fundspektrums als Küchen gedeutet werden. Ein als möglicher Wasserbehälter angesprochener Topf am südöstlichen Grubenrand (Grube G23) konnte im Fundmaterial nicht identifiziert werden200. Das Graffito auf dem Deckelfragment Kat. 312 ist nicht eindeutig auf eine Besitzerinschrift zu bezie- hen, weshalb offenbleiben muss, ob dieses Schrift- zeugnis näher mit den Bewohnern von Haus II oder einem/einer Besitzer/in des aus Raum G vor- liegenden ›Geschirrinventars‹ in Zusammenhang gebracht werden darf. Auffallend ist, dass aus Raum G eine größere Anzahl an Keramiken vorliegt, die starke sekundäre Brandspuren, die durch ausgeglühte und defor- mierte Gefäßpartien gekennzeichnet sind, aufwei- sen. Während diese Spuren an den Gusstiegeln Kat. 421  –  422 auch auf den Verwendungszweck oder Gebrauch als technische Keramik zurückzu- führen sein können, illustrieren die Dreifußschüssel Kat. 31, der Topf Kat. 94 und die Schüssel Kat. 247 die starke Hitzeeinwirkung, der diese Gefäße aus- gesetzt gewesen sein mussten. Die aus Raum G vorliegenden Nägel Kat. 478, 482, 489 dürfen wohl in erster Linie mit der angewandten Holzbautechnik in Zusammenhang gebracht werden. Raum H ist vor allem wegen der Feuerstelle F14 wohl als Küche und Speiseraum zu deuten. An Tafelgeschirr liegen zumindest zwei Teller (Kat. 332. 200 Groh 1996, 64 Plan 5. Der Topf ist in der Grabungsdokumen- tation ohne Angabe einer FNr. verzeichnet. 635) vor. Lediglich 16 g Tierreste stammen von Kleinwiederkäuern, Rind und Schwein. Der Schleif- oder Wetzstein Kat. 505 darf nach den Fundortangaben wohl dem Raum F oder H zugewie- sen werden und deutet damit – falls die funktionale Interpretation der Räumlichkeiten korrekt ist – an, dass mit entsprechenden Schleifsteinen nicht nur in Werkstätten, sondern auch in Küchen zu rechnen ist, etwa zum Schleifen von Küchenmessern. Raum I/1 (Inventar: Abb. 17) dürfte nach Ausweis der Feuerstelle F16 sowie dem Keramikgeschirr- spektrum, dem Fragment eines Eisenmessers (Kat. 444) sowie einem weiteren Eisenmesser (Kat. 653) und Nahrungsresten (vor allem Saat- weizen, vgl. Kap. 11.2.3) als Küche und Speise- raum anzusprechen sein. Den Typvertreter Schörg. 429 Kat. 73 würde ich in diesem Zusammenhang als Vorratsgefäß, die Töpfe Kat. 102, 106 und 144 sowie den Deckel Kat. 174 als Kochgeschirr anspre- chen. Tafelgeschirr liegt sowohl als Terra Sigillata der Formen Drag. 18/31 (Kat. 331. 807) und Drag. 37 (Kat. 354. 358) als auch aus anderen Feinkera- miken (Kat. 204. 234  –  235. 240. 242. 253. 255. 261. 278  –  279. 792) vor. Dem Spektrum ist als Vorrats- und/oder Tafelgeschirr auch ein Krug aus autoch- thoner Gefäßkeramik (Kat. 695) zuzurechnen. Bei dem singulären Nachweis eines Zahlungsmittels in Form eines As des Hadrian (Mü 27) könnte es sich um einen Verlustfund handeln. Für eine multifunk- tionale Nutzung des Raumes spricht vielleicht das Fragment eines Löffelbohrers Kat. 445, das funkti- onal wohl primär der Holzbearbeitung zugerechnet werden darf (vgl. Kap. 11.1.3.3; 13). Zwei Eisennägel (Kat. 465. 475) dürften entweder der Fachwerkarchi- tektur oder einem (freilich nicht erhaltenen) Mobiliar zuzurechnen sein. Die geringen Mengen an Schla- cke (Kat. 501 sowie Kat. 660), die aus Raum I/1 vor- liegen, müssen nicht zwingend mit metallurgischen Tätigkeiten in diesem Raum zusammenhängen. Die mir nicht vorliegenden, lediglich unter 19.3.2 als »bearbeitete Knochen« verzeichneten Artefakte Kat. 667 erlauben keine Präzisierung einer Aktivi- tätszone als Küche oder Werkstatt. Abgesehen von diesen Knochen sind 135 g an Tierresten aus Raum I/1 vorhanden (vgl. Kap. 11.2.1). Falls diese Tierreste tatsächlich funktional mit der favorisierten Interpretation des Raumes, primär als Küche und Speiseraum, in Zusammenhang gebracht werden dürfen, wäre die Verarbeitung und Konsumation von Kleinwiederkäuern (u. a. Schaf), Pferd (?), Schwein und vielleicht Wild (Reh [?]) in Betracht zu ziehen. Raum J (Inventar: Abb. 18) ist durch das Keramik- geschirrspektrum und die Installation der Feuerstelle F15 ebenfalls wohl als Küche und Speiseraum zu deuten. Der Topf Kat. 135 darf vermutlich als Koch- topf angesprochen werden. Das Wandfragment
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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