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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Seite - 86 -
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86 Dreifußschüssel ad Typ 1, ohne Typbildung (Kat. 11) Das wahrscheinlich von einer Dreifußschüssel stammende Mündungsfragment Kat. 11 ist dem Typ 1.2 zwar grundsätzlich formal ähnlich, sollte diesem allerdings wegen deutlich abweichender Details nicht mehr zugerechnet werden. Ein deutlich ausgeprägtes Deckelauflager wie bei den Dreifuß- schüsseln vom Typ 1.1 und 1.2 fehlt. Eine mehrfa- che Profilierung des Gefäßkörpers ist zwar vorhan- den, aber weniger deutlich ausgeformt. Der Rand ist insgesamt nach innen geneigt, aber undeutlich und lediglich durch einen Absatz außen knapp unter der Mündung gekennzeichnet. Aufgrund des fragmen- tarischen Erhaltungszustandes und innerhalb des vorliegenden Gefäßspektrums lediglich einmaligen Nachweises wurde von einer Typbildung abgese- hen. Eine Parallele ist im Vicus von Gleisdorf nach- gewiesen259. Dreifußschüssel Typ 2.1 (Kat. 13. 15  –  16), Vari- ante 2.1.1 (Kat. 17) Der Dreifußschüsseltyp 2.1 ist durch ein leicht auf- wärts nach außen geneigtes Mündungsprofil sowie den Wandungsknick gekennzeichnet. Der Wan- dungsknick kann entweder etwa in der Mitte oder am Übergang zum obersten Drittel der Schüssel (Gefäßkörper ohne Fußzone) verlaufen. Dreifußschüsseln vom Typ 2.1 sind dem Typ DrS 1/93 aus Gleisdorf ähnlich260. Die Dreifußschüsseln Kat. 13 und 15  –  16 sind konkret dem Typ 2.1 zuzu- weisen. Die jeweils erhaltenen zugehörigen Deckel Kat. 12 und 14 legen nahe, dass es sich bei den Deckeln vom Typ 2 primär um Deckel von Dreifußschüsseln des Typs 2.1 handelt. Typvertreter sind in Grafen- dorf261 und Kapfenstein262 nachgewiesen. Die angeführte Parallele aus Gleisdorf legt eine Aus- dehnung der Mindestlaufzeit von Typvertretern bis in die erste Hälfte des 3. Jahr hunderts n. Chr. nahe. Die Dreifußschüssel Kat. 17 wird aufgrund forma- ler Besonderheiten und des singulären Nachweises im vorliegenden Gefäßkeramikspektrum als Vari- ante 2.1.1 angesprochen. Merkmale wie das leicht aufwärts nach außen geneigte Mündungsprofil und der Wandungsknick stimmen grundsätzlich mit dem Typ 2 überein. Die in ihren Abmessungen im Ver- hältnis zu den übrigen Dreifußschüsseln deutlich kleinere Variante 2.1.1 weist eine Ausführung mit verdickten Partien im Mündungsbereich und mittle- ren Bereich des Gefäßkörpers auf. Auch der Wellen- banddekor ist wenig sorgfältig ausgeführt. Das ent- sprechende Werkzeug wurde vom Töpfer nicht auf 259 Jeschek 2000, Taf. 98, 254. 260 Artner 1994, 25 Abb. 11; 85 f. Taf. 36, 11 (Grab 93, 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.). 261 Bellitti 2008, 46 Abb. 7, 342; 48. 262 Urban 1984, 111 f. Taf. 62, 2 (Hügel 43, 2. Jh. n. Chr.). Idealhöhe zum (wahrscheinlich langsam) rotieren- den Gefäßkörper angesetzt. Die oberste Wellenlinie zeichnet sich deshalb nur unvollständig ab. Neben der dekorativen Funktion des Wellenbandes darf eventuell an ein beabsichtigtes Aufrauen der Wan- dung, die eine sicherere Handhabung des Kochge- fäßes gewährleistet, gedacht werden. Verzierungen sind auf Dreifußschüsseln aus Flavia Solva-Wagna lediglich selten belegt263. Sowohl die vorliegenden Typvertreter des Typs 2.1 als auch die der Variante 2.1.1 zugeordnete Drei- fußschüssel Kat. 17 sind Fabrikat II zuzuweisen. Dreifußschüssel Typ 2.2 (Kat. 19  –  24) Der Typ 2.2 ist durch das leicht abwärts nach außen geneigte und unterschnittene sowie mitunter hori- zontal leicht eingesattelte Mündungsprofil gekenn- zeichnet. Die Schüsseln Kat. 19  –  24 können diesem Typ zugerechnet werden. Die Fußzone hat sich an keinem der Typvertreter aus dem vorliegenden Fundmaterial erhalten. Eine Ansprache als Drei- fußschüssel ist jedoch durch eine besser erhaltene Parallele aus Flavia Solva-Wagna gerechtfertigt264. Weitere Vergleichsbeispiele stammen aus Flavia Solva-Wagna265, Gleisdorf266 und Kalsdorf267. Die aus den Grubenbefunden im Vicus von Kalsdorf vorliegenden Typvertreter entsprechen zeitlich der für die Exemplare aus Flavia Solva-Wagna definier- ten Mindestlaufzeit. Die Ausdehnung dieser Min- destlaufzeit nach den weiteren angeführten Paral- lelen aus dem Munizipium auf die erste Hälfte des 4. Jahr hunderts n. Chr. ist eher abzulehnen, da wir nicht plausibel davon ausgehen können, dass die Genese des Stratums, aus dem diese Fundstücke stammen, kontemporär mit der Herstellung und Ver- wendung entsprechender Dreifußschüsseln ist. Die aus dem Brandhorizont der Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna vorliegenden Typvertreter sind sowohl Fabrikat I als auch Fabri- kat II zuzurechnen. Weitere Dreifuß- oder Knickwandschüsselformen ohne Typenbildung (Kat. 25  –  31) Bei verschiedenen Dreifuß- oder Knickwandschüs- selformen wurde aufgrund des fragmentarischen 263 Fuchs 1980, 155 Taf. A 30, 2 (Hügelgräberfeld Altenmarkt, Grab 209, Anfang 2. Jh. n. Chr., Rollrädchendekor). Hinker 2006, 98. 141 Abb. 18; 173 Taf. 32, 224 (Insula XL, auguste- isch, Wellenlinie). 264 Fuchs 1980, 122 f. Taf. A 20, 4 (Hügelgräberfeld Altenmarkt, Grab 139, 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.). 265 Seehauser 2007, 136. 152. 169 Taf. 7, 46  –  47 (Insula XLIII, SE 3, 300  –  360/70 n. Chr. [?]). 266 Jeschek 2000, Taf. 111, 351  –  355. 267 Jeschek – Lehner 1994, 196. 203, FNr. 69. Pammer-Hude- czek 2009, 371 f. Typentaf. 7 (DS 2); 392. 443 Taf. 36, 55 (Grube 6, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.); 400. 466 Taf. 59, 83 (Grube 11, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.).
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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