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schirr zur Nahrungszubereitung vor. Diagramm
Abbildung 29 zeigt die mengenmäßige Verteilung
des Formenspektrums an Feinkeramik (autoch-
thone Fabrikate und Importware) für Haus II388.
Becher- und Topfformen sowie Schüsseln und Teller
bilden mengenmäßig die größten Formengruppen.
Becher Typ 1 (Kat. 202 –
206)
Becher vom Typ 1 sind durch einen einfachen, aus-
gebogenen runden Rand und den geschwungenen
Halseinzug gekennzeichnet. Typvertreter liegen im
vorliegenden Fundmaterial mit Kat. 202 – 206 vor.
Diese sind vorwiegend dem reduzierend gebrann-
ten Fabrikat F8 zuzurechnen. Aufgrund der Größen-
verhältnisse dürfte es sich um Trinkbecher handeln.
Faltenbecher Typ 1 (Kat. 207 – 210), Variante 1.1
(Kat. 211), ohne Typenbildung (Kat. 212)
Der Faltenbecher vom Typ 1 ist durch das profilierte
Mündungsprofil (sog. Karniesrand) gekennzeichnet.
Kat. 207 – 210 können dem Typ 1 zugeordnet wer-
den. Belege für diesen Typ stammen auch aus den
Gräberfeldern von Flavia Solva-Wagna389.
Enge formale Ähnlichkeiten bestehen zu den
Bechertypen »Becher/Faltenbecher mit Karnies-
rand 1« aus den Vici von Favianis-Mautern390 und
388 Es wurden nur einigermaßen eindeutig einer Kategorie zuzu-
rechnende Gefäße berücksichtigt.
389 Fuchs 1980, 164 Taf. A 36, 1; A 35, 7. 9 (Altfunde).
390 Sedlmayer 2006a, 323 Beil. 29 (mit weiteren Nachweisen aus
Cannabiaca-Zeiselmauer, Comagenis-Tulln und Gleisdorf). Saaz391 und der Form »BI2« aus Poetovio-Ptuj392
sowie dem »Typ 9.2« aus Vindobona-Wien393.
Weitere Typvertreter sind in Carnuntum394 belegt,
wobei vor allem auf Exemplare aus dem ersten
Steinkastell des Auxiliarkastells von Carnuntum-
Petronell, die durch Griesbewurf sowie Karniesrand
gekennzeichnet sind und dem zweiten Drittel des
2. Jahr hunderts n. Chr. zugerechnet werden, hin-
zuweisen ist395. Auf die kontemporäre Produktion
vergleichbarer Faltenbecher in Nida-Frankfurt/Hed-
dernheim hat bereits M. Kronberger aufmerksam
gemacht396. Faltenbecher mit Griesbewurf sind in
Schichten und Grubenverfüllungen der um 170 n.
Chr. datierten Zerstörung der ersten Bauphase von
Cetium-St. Pölten, die am Rathausplatz von St.
Pölten freigelegt werden konnte, mit dreistelligen
Stückzahlen belegt397. In dem während der ersten
Hälfte des 2. Jahr hunderts n. Chr. errichteten und
in severischer Zeit aufgegebenen Kellerraum 6 der
391 Sedlmayer 2006, 150 – 152 Abb. 99 (Hauptvorkommen: Pe-
riode 4, 170/180 – 230 n. Chr.; mit weiteren Nachweisen aus
Colatio-Stari trg, Flavia Solva-Wagna, Gleisdorf, Grafendorf,
Jagernigg, Kalsdorf [Grube 5, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.], Rie-
gersburg, Slovenska Bistrica und St. Martin an der Raab).
392 Istenič 1999, 117 f. Abb. 102; Istenič 2000, 185 Taf. 124, 1
(Grab 578, 2. Hälfte 1.–3. Jh. n. Chr.).
393 Pavić 2007, 162 f. Abb. 4 Taf. 7, 25.
394 Grünewald 1983, 24 Taf. 23, 1. Petznek 1999, 232 f. 271 – 275
Abb. 8.
395 Kronberger 1997, 88 Taf. 7, 62 – 63.
396 Huld-Zetsche 1987, 376 f. Nr. 6 – 7; 380. Vgl. Kronberger
1997, 88.
397 Kronberger 2002, 230 f. Tab. 5.
29 Feine Gefäßkeramik: Autochthone Fabrikate und Importware (Haus II). Formen
11,5%
2,3% 16,1%
26,4%
13,8%
21,9%
5,7%
2,3% Becher (23)
Töpfe (19)
Schüsseln (10)
Reibschüsseln (2)
Teller (12)
Schalen (2)
Krüge (5)
Deckel (14)
46,7% F8 (53) F7 (37)
F8/7 (10) F7/8 (6)
n.n.b. (7)
50%
8%
16,1%
0,9%
4,5%
26,8% 8,9%
0,9%
Modelware südgallischer
Provenienz (1)
Modelware mittelgallischer
Provenienz (56)
Modelware Rheinzaberner
Provenienz (9)
Modelware W st rndorfer
Provenienz (1)
n.n.b. Modelware (5)
glatte TS gallischer bzw.
germanischer Provenienz
(30)
TSTP (10)
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Titel
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Autor
- Christoph Hinker
- Verlag
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321