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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Seite - 150 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

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150 nördlich der Donau am Oberleiser Berg885 nachge- wiesen werden. In Raum E konnte vor allem Rispenhirse (Abb. 14 Fototaf. 9) festgestellt werden. Nach der Feldzeich- nung ist eine nähere Verortung der archäobota- nischen Reste im östlichen Bereich von Raum E, unmittelbar vor dem Ziegelplattenherd F13 im östlich benachbarten Raum F vorzunehmen (vgl. Kap. 10)886. Das vergesellschaftete Keramikgefäß (Teller [?])887 ist im vorliegenden Fundmaterial lei- der nicht mehr zu identifizieren. In Raum I/1 finden sich Saatweizen (Abb. 17 Foto- taf. 9) sowie geringe Nachweise von Rispenhirse und Erbse. Die archäobotanischen Reste konnten im Bereich nordwestlich vor dem Ziegelplattenherd F 16 aufgedeckt werden und dürfen deshalb viel- leicht mit einer Nahrungsmittelverarbeitung durch Kochen oder zumindest Hitzeeinwirkung in Verbin- dung gebracht werden (vgl. Kap. 10). Ob die vor- handenen Reste von Saatweizen je nach Bedarf ausschließlich oder auch zum Mahlen von Mehl für das Backen von Brot vorgesehen waren, ist nicht näher einzugrenzen. Wegen des fehlenden Nach- weises einer Handmühle sowohl in Raum I/1 als auch in den übrigen Bereichen von Haus II sowie möglicher anderer Zubereitungsmöglichkeiten ist jedoch von einer konkreteren Deutung der Feu- erstelle F16 als (Back-)Ofen abzusehen. Ein ver- gleichbarer Befund, der durch den Nachweis von Saatweizen im Bereich einer Herdstelle gekenn- zeichnet ist, liegt aus Augusta Raurica-Augst vor888. Aus Raum R liegen vor allem Acker- und/oder Pfer- debohnen (Fototaf. 9) und geringe Hinweise auf Ris- penhirse vor (vgl. Kap. 10). Die archäobotanischen Reste stammen aus einer schwarzen Brandschutt- schicht (Schicht 16) über dem Mörtel estrich 11 (Schicht 17)889. Neben den geborgenen und ausgewerteten Tierkno- chen, die der Nahrungsmittelproduktion zuzurech- nen sind, ergänzen die besprochenen Nachweise von verschiedenen Nutzpflanzen unsere Infor- mationen über die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung am westlichen Stadtrand von Flavia Solva-Wagna in der Zeit um 170 n. Chr. In diesem Zusammenhang gilt es zu bedenken, dass sowohl die festgestellten Getreide als auch die nachge- wiesenen Hülsenfrüchte nicht nur der Ernährung 885 Schneider – Raunjak 1994, Tab. 7 (Spätantike bzw. Völker- wanderungszeit). 886 Vgl. Groh 1996, 59 Abb. 41; 149. 887 Groh 1996, 148 f. Anm. 388. Auf der Feldzeichnung ist das Keramikgefäß als (gekappter) Topf vermerkt, was eher mit dem Objekt auf Groh 1996, 59 Abb. 41 korrespondiert. Nähe- re Angaben (FNr. etc.) fehlen. 888 Dick 1989, 348 f. Tab. 1. 889 Groh 1996, 149 Plan 7, Profil 8. von Menschen, sondern auch als Tierfutter gedient haben könnten890. Die römischen Agrarschriftsteller nennen sowohl Rispenhirse und Weizen als auch Erbsen und Bohnen als Futterpflanzen891. Inwiefern diese primär auf Italien zu beziehenden Angaben für die Provinzen an der Donau Gültigkeit besitzen, ist freilich schwer einzuschätzen. Der offensichtlich gereinigte und entspelzte Zustand der Pflanzen- reste spricht jedenfalls dafür, dass es sich um zur Futter- oder Nahrungsmittelzubereitung vorgese- hene Getreide und Hülsenfrüchte handelt. Ein als Saatweizenvorrat gedeuteter Befund aus Augusta Raurica-Augst zeigt einerseits, dass das Getreide offensichtlich in gedroschenem und geworfeltem Zustand eingelagert wurde, belegt aber andererseits auch einen gewissen Grad an Verunreinigung892. Ein als Vorratskeller gedeuteter Befund in Speyer lieferte Nachweise von Getreide und Hülsenfrüch- ten, für die nach der Evidenz lediglich großfrüchtiger Unkrautarten ein Reinigungsprozess durch Sieben oder Worfeln naheliegend ist893. Abgesehen vom Saatweizen fehlen Weizenarten wie Dinkel oder Emmer, aus denen vorzugsweise Brot gebacken wurde. Rispenhirse dürfte vor allem als Basis für Breispeisen oder Eintopfgerichte gedient haben894. Der kontemporäre Nachweis von Getreide und Hülsenfrüchten indiziert die Bevor- zugung einer Kost von relativ hoher biologischer Wertigkeit durch die Verbindung von pflanzlichen Kohlenhydraten und Proteinen. Inwiefern diese vegetabilen Nahrungsmittel am westlichen Stadt- rand von Flavia Solva-Wagna während der mittleren Kaiserzeit von anderen pflanzlichen Lebensmitteln ergänzt wurden, ist mangels Erhaltung kaum näher zu beurteilen. Eine kontemporäre Brunnenverfül- lung der zweiten Hälfte des 2. Jahr hunderts n. Chr. in Gönyű in der Pannonia superior weist beispiels- weise ein sowohl abweichendes als auch wesent- lich weiteres Spektrum an Nutzpflanzen auf895. Falls der indirekte Nachweis von Olivenöl durch das Amphorenfragment Kat. 326 (Groh 1996, AM6, vgl. Kap. 11.1.2.5.1) primär auf eine Verwendung dieses Pflanzenöls als Nahrungsmittel (vgl. Kap. 10) und weniger auf einen Gebrauch für kosmetische Zwe- cke oder zur Beleuchtung (vgl. Kap. 11.1.2.4) zu beziehen ist, liegt damit zumindest ein Hinweis auf die Abdeckung des Bedarfs an pflanzlichen Fetten mit importiertem Olivenöl vor. Die Voraussetzungen, das Verhältnis von pflanzli- cher zu tierischer Nahrung während Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna näher zu 890 Zur möglichen Tierhaltung auf dem Areal der Insula XLI vgl. Kap. 10; 11.2.1. 891 Benecke 1994, 171. 173. 892 Furger 1985, 170. 893 König 1993, 128. 894 Wiethold 2012, 317. 895 Gyulai 2009, 79  –  91.
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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