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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Seite - 155 -
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155 nicht zwingend) um innerhalb dieses Spektrums weniger häufig belegte Typen handelt. Nach S. Groh ist die Bauperiode II zeitlich ab 150/160 n. Chr. anzusetzen908. Da Artefakte mobil sind und unabhängig von definierten Bauperioden sein können, ist die Verwendung älterer Artefakte während des Nutzungszeitraumes der Periode II nicht auszuschließen. Bei den Nachweisen von Terra Sigillata tardo Padana (vgl. Kap. 11.1.2.5.3) mag es sich entweder um kontemporär mit Bauperi- ode II verwendete ältere Artefakte oder um Intrusio- nen älterer Schichten handeln. Dass auf der relativchronologischen Stratifikation und dem Verhältnis der Brandschuttschicht zur Abfolge älterer und jüngerer Baumaßnahmen und Nutzungszeiträume beruhende und unter Berück- sichtigung stratifizierter feinchronologisch signifi- kanter Funde, primär Münzen und Terra Sigillata, mit der Absolutchronologie verknüpfte chronologi- sche Gerüst konnte durch die Einbeziehung sämtli- cher aus der Brandschuttschicht bzw. der Periode II/ II+ zur Verfügung stehender Funde nicht eindeutig weiter sublimiert, jedoch zumindest bestätigt wer- den. Den Zeitpunkt des Brandes auf dem Areal der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna nach dem mög- lichen Erntezeitpunkt der festgestellten Überreste von Kulturpflanzen näher auf den Zeitraum meh- rerer Jahreszeiten eingrenzen zu wollen – freilich ohne dieses ›beliebige‹ Jahr um 170 n. Chr. davon näher ableiten zu können –, ist problematisch (vgl. Kap. 11.2.3). Neben den zeitlich engen Parallelen, die für die im Rahmen dieser Publikation vorgeleg- ten Funde aus der Periode II/II+ ermittelt werden konnten (vgl. Kap. 11), ist besonders auf die festzu- stellende Homogenität von Überresten der materi- ellen Kultur als chronologisch aussagekräftiges Kri- terium hinzuweisen. Diesbezüglich sind sowohl die einheitliche Architektur und Bautechnik (vgl. Kap. 9) als auch spezielle Ähnlichkeiten hinsichtlich Form und Herstellungstechnik von Kleinfunden anzufüh- ren. In Zusammenhang mit den Gefäßkeramikpro- dukten vorwiegend autochthoner Erzeugung und Tradition ist nicht nur auf den hohen Grad formaler und herstellungstechnischer Konformität innerhalb generierter Typen (z. B. Topf Typ 1), sondern auch auf gewisse Ähnlichkeiten unterschiedlicher For- men, die vielleicht auf zusammengehörige Gefäß- garnituren und -sätze (z. B. Schüssel Typ 1 – Topf Typ 6 der groben Gefäßkeramik vorwiegend autoch- thoner Provenienz) zu beziehen sind, zu verweisen (vgl. Kap. 11.1.2.2). Die geringe formale und herstellungstechnische Diversität des vorliegenden Gefäßkeramikspekt- rums korrespondiert mit der durch den Brandbe- fund naheliegenden Prämisse einer gleichzeitigen Deponierung. Die festzustellende formale und her- 908 Groh 1996, 159 f. stellungstechnische Homogenität des vorliegenden Gefäßkeramikspektrums ist deshalb im konkreten Fall m. E. plausibel auf eine gewisse Gleichzeitig- keit eines Großteils der Artefakte bezüglich des Zeit- raumes nicht nur ihrer Niederlegung, sondern auch ihrer Erzeugung und Verwendung zu beziehen. Die aus jüngeren Befunden (z. B. des ausgehenden 2. Jahr hunderts n. Chr. bzw. der frühseverischen Zeit) vorliegenden Parallelen zu Fundstücken aus der Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva- Wagna legen nahe, dass für Artefakte, wie sie im Brandbefund vertreten sind, mit einer Laufzeit, die über den Zeitpunkt des Brandes um 170 n. Chr. hin- ausreicht, zu rechnen ist (vgl. Tab. 20  –  21). Für das in Periode II/II+ vorliegende Artefaktspektrum wird deshalb, sofern es sich nicht um feinchronologisch empfindliche Funde, z. B. Terra Sigillata oder chro- nologisch generell wenig aussagekräftige Fund- stücke (z. B. Eisennägel und -klammern) handelt, eine Laufzeit, die mindestens die zweite Hälfte des 2. Jahr hunderts n. Chr. einschließt, vorgeschlagen. Das heißt, die favorisierte Datierung des Brandbe- fundes um 170 n. Chr. gibt ausschließlich einen ter- minus ante quem für die Verwendungszeit der aus dem Brandschutt der Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna geborgenen Artefakte an, erlaubt allerdings keineswegs, das Ende der Pro- duktionszeit der generierten Typen und nachgewie- senen Formen mit diesem Zeitpunkt gleichzusetzen. Eine exakte zeitliche Korrelierung des Brandhori- zontes der Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna mit annähernd kontemporären Befun- den im Donau- und Ostalpenraum (vgl. Kap. 15) vorzunehmen, ist nach den vorliegenden archäolo- gischen Quellen kaum möglich. Unter Berücksichti- gung der Lauf- und Verwendungs- oder Zirkulations- zeiten von Münzen und Terra Sigillata ist auch bei enger zeitlicher Annäherung stets ein feinchronolo- gischer Spielraum von fünf bis zehn Jahren einzu- kalkulieren909. 909 Vgl. dazu die Überlegungen im Zusammenhang mit der Er- mittlung der Datierung des germanischen Einfalls in Italien im Kap. 2.
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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