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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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34 An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin resultieren dürfte: Der Ausschluss der Kaiserin von Herrschaftsbefugnissen wurde immer deutlicher formuliert, und zwar gerade unter Bezugnahme auf die regelmäßig angeführ- ten mittelalterlichen Beispiele von Kaiserinnen, die als Regentinnen für unmündige Söhne agierten, die Urkunden ausstellten oder Privilegien vergaben. Ausführlich argumentierten dazu etwa Spener (1727), Otto (1727) und Bünau (1733)71. Mit seiner Sammlung von Kaise- rinnen-Urkunden stellte Johann Heumann von Teutschenbrunn 174972 dazu weiteres Ma- terial zur Verfügung. Zusammengefasst und mit historischer Sachkenntnis behandelt wurde die Frage 1753 von Johann Friedrich Joachim in seinem Beitrag „Von der ehemaligen gemeinschaftli- chen Regierung der Keiserinnen mit ihren Gemahlen“73, der viele Argumente der eben er- wähnten Autoren wieder aufnahm. Joachim, Professor für Geschichte und Recht in Halle, führte zunächst aus, dass sich in der Zeit der Frankenkaiser, also unter Karl dem Großen und seinen Nachfolgern, durchaus Hinweise darauf fänden, dass deren Gemahlinnen am Regiment beteiligt gewesen seien. Dann hielt er jedoch fest: „Da nun aber Teutschland von der Fränckischen Könige Herrschaft abgekommen, und ein eigenes freies Reich ge- worden, in welchem die Könige, durch die Wahl der Stände, auf den Thron gekommen: so wird nun zu untersuchen sein, ob die keiserliche und königliche Gemahlinnen zu dem Mitregiment gezogen worden. Es gibt nicht wenige, welche dieses behaupten …“74. In der Folge führte er hochmittelalterliche Hinweise auf die „consors regni“-Formel an; nach der Zeit Kaiser Lothars III. aber, so Joachim, finde man dergleichen nicht mehr. Ange- sichts des Umstandes, dass auch der Kaiser seine Befugnisse erst aufgrund der Wahl durch die Kurfürsten erhalte, könne dieser niemanden ohne Einwilligung der Reichsstände zum „Regiment“ heranziehen, woraus folge, dass eine kaiserliche Gemahlin nur an Ehre, Würde und Hoheit ihres Gemahls Teil habe – „Von diesen aber kann auf die Mitregierung kein Schluß gemachet werden.“75 Diese deutliche Distanzierung von einer Mitherrschaft oder gar Mitregentschaft von Kaiserinnen im Reich, die in Herrschaftsgebieten mit rein dynastischer Erbfolge durchaus möglich war, lässt sich zeitlich recht gut in Einklang bringen mit der fortschreitenden, dif- ferenzierten Reflexion reichsrechtlicher Überlieferung, wie sie beispielsweise Johann Jakob 71 Spener, Teutsches Iuris publici, 204–211; Otto, Disputatio iuri publici, 27–32; Bünau, De orna- mentis, 58–65. 72 Heumann, Commentarii de re diplomatica. Zum Autor etwa https://www.deutsche-biographie. de/sfz31978.html [30.12.2020]. 73 Zum Autor http://www.catalogus-professorum-halensis.de/joachim-johann-friedrich.html [30.12. 2020]; https://www.deutsche-biographie.de/sfz37282.html#indexcontent [30.12.2020]. 74 Joachim, Gemeinschaftliche Regierung, 347. 75 Joachim, Gemeinschaftliche Regierung, 353. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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