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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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40 An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin anders als Goldast sah er keine Gesetzgebungskompetenz der Kaiserin und sprach ihr damit Majestas ab. Hinsichtlich der Majestätsbeleidigung hielt er ebenfalls zunächst fest, dass Mann und Frau durch die Ehe eins seien. Nach dem Rechtsbrauch des Reiches resultiere daraus aber nicht, dass damit alle Privilegien des Kaisers auch von seiner Gemahlin beansprucht werden könnten. Dagegen konzedierte Carpzov durchaus, dass der Kaiser über die Kaiserin belei- digt werden könne104. Das im gleichen Jahr erschienene Werk des Justus Sinold gen. Schütz dagegen bejahte zwar die Frage danach, ob der Kaiser an die Kaiserin Privilegien gewähren könne, über die er selbst verfüge. Damit aber, so betonte er, verfüge eine Kaiserin trotzdem nur über abgeleitete Rechte und nicht über Majestas. Er schloss sich ausdrücklich Limnaeus‘ Argumentation gegen die Möglichkeit eines Crimen laesae Majestatis an105. In der ersten allein der Kaiserin gewidmeten Darstellung aus dem Jahr 1659 machte Bechmann diese Fortführung differierender Positionen ebenso deutlich106 wie acht Jahre später Ahasver von Fritsch. Dieser zitierte hinsichtlich der Frage, ob der Kaiserin Majes- tas zukäme, zahlreiche Autoren, die diese Frage behandelt hätten, unter anderem Goldast mit seiner „Reichssatzung“, Hoenonius, Riemer, Limnaeus, Carpzov und Sinold sowie Beckers107 und andere. Er selbst schloss sich in Hinblick auf die Majestas-Frage der Mehr- heitsmeinung an, betonte aber, dass die Kaiserin trotzdem Rechte des Kaisers teile: „In communicationem verò Majestatis & supremae jurisdictionis licet Augustae non admit- tantur, insignibus tamen praerogativis & juribus gaudent.“108 Auch in der folgenden Ab- handlung zur Kaiserin von Mollenbeck aus dem Jahr 1682 wurde weiter Bezug auf die biblische Verbindung von Mann und Frau genommen109. „Majestät“ stehe der Kaiserin jedoch nur als privilegierter Titel zu: „Sic nullà Augustae majestas, nulla eidem conexa fe- rendarum legum potestas est.“110 Dies resultiere schon aus ihrer Geschlechtszugehörigkeit, die im Reich dazu führe, dass Kaiserinnen nicht mehr zum Rat hinzugezogen würden, wie es in Rom und in früheren Zeiten der Fall gewesen sei111. Während also hinsichtlich der eigenständigen Souveränität bzw. Majestas der Kaiserin kaum Differenzen in reichspublizistischen Werken des 17. und 18. Jahrhunderts erkennbar sind112, wurde die Frage der Majestätsbeleidigung weiterhin unterschiedlich beantwortet. 104 Carpzov, Disputatio Feudalis, 820. 105 Sinold, Collegium publicum, 161f. 106 Bechmann, Discursus juris publici, These XVIII–XXII. 107 Beckers, Synopsis, 88. 108 Fritsch, De Augusta, 48, generell dort 47–52. 109 Mollenbeck, De Augusta, 15f. 110 Mollenbeck, De Augusta, 26. 111 Mollenbeck, De Augusta, 24–29. 112 Siehe etwa auch Oldenburger, Pandectae Iuris Publici, Bd. 1, 170; Strauss, De iuribus Augustae competentibus, Kap. II § 5; Kap. III § 16, Kap. IV §§ 4–5, Kap. V § 1; Multz, Repraesentatio Maiestatis, 245f., 248. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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